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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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Endlich kann ich fort. Am 30ten Jun. oder am 1. Jul. geht eine
Rückfuhre nach Würzburg. Am Sonnabende komm' ich demnach
an.*) Bis Sonntags will ich mit der Absendung dieser Blätter auf
deine warten. -- Emanuel hat mir geschrieben; aber Otto noch5
nicht, und so kommt er mit seiner Mauth-Belehrung mir zu spät.
-- Nach Manheim geh ich aus Mangel einer Oper nicht, und aus
Müdigkeit des Treibens meines Abhetzens .... Eben schickt die
gerade angekommene Sternberg herauf (Solcher seltsamen Zu-
sammenpaarungen der Sachen mit den Gedanken will ich dir mehre10
erzählen). Ihr Mann ist auf einer 3 monatlichen Reise nach
Liefland. Sie will mich nach Manheim locken. Mein zu Hause ge-
bliebnes Pathchen erfüllt alle Versprechungen seiner Gestalt. Sie
will mit ihm wiederkommen. Sie hat seit dem Wochenbette viel
jungfräuliche Blüte angesetzt.15


Gestern kam der schon am Montag abgegangne Brief Odiliens
an. Hätt' ich hier alle Freuden des vorigen Jahrs genossen: die
Stimmung in einigen deiner Briefe hätte sie alle entzaubert ge-
tödtet. Aber wie muß ich jetzo davon leiden, da ich keinen einzigen20
rein frohen Tag hier erlebt, gar keinen! Überall nahm mir das
Schicksal etwas und wär' es durch Krankmachen oder auch verreisen
lassen. Nie möcht' ich diese Zeit zum zweiten male durch leben.
-- So wurde auch keine einzige Landpartie gemacht, und kein
Spaziergang außer dem mit Hufeland. Du wirst mich sehr be-25
dauern, wenn ich dir alles erzähle, aber auch es sehr bereuen, daß
du mir noch so große Schmerzen nachgeschickt. Ich will jetzo ab-
brechen, da vielleicht in einigen Stunden ein besserer Brief**) von
dir ankommen kann. Du bedenkst nicht, daß ich jeden Tag schreibe
und also so viel und daß du die Posten falsch berechnest.30

Dieß ist der letzte Brief aus Heidelberg. Lebe wol!

R.

Meine gute Odilie habe recht Dank.

Grüße an die Ottos und Emanuels.

*) Sei aber auch am Freitage für den unwahrscheinlichen Fall zu Hause.35
**) der mir meinen gewiß am Mittwoche den 24ten angekommenen beantwortet.

Endlich kann ich fort. Am 30ten Jun. oder am 1. Jul. geht eine
Rückfuhre nach Würzburg. Am Sonnabende komm’ ich demnach
an.*) Bis Sonntags will ich mit der Abſendung dieſer Blätter auf
deine warten. — Emanuel hat mir geſchrieben; aber Otto noch5
nicht, und ſo kommt er mit ſeiner Mauth-Belehrung mir zu ſpät.
— Nach Manheim geh ich aus Mangel einer Oper nicht, und aus
Müdigkeit des Treibens 〈meines Abhetzens〉 .... Eben ſchickt die
gerade angekommene Sternberg herauf (Solcher ſeltſamen Zu-
ſammenpaarungen der Sachen mit den Gedanken will ich dir mehre10
erzählen). Ihr Mann iſt auf einer 3 monatlichen Reiſe nach
Liefland. Sie will mich nach Manheim locken. Mein zu Hauſe ge-
bliebnes Pathchen erfüllt alle Verſprechungen ſeiner Geſtalt. Sie
will mit ihm wiederkommen. Sie hat ſeit dem Wochenbette viel
jungfräuliche Blüte angeſetzt.15


Geſtern kam der ſchon am Montag abgegangne Brief Odiliens
an. Hätt’ ich hier alle Freuden des vorigen Jahrs genoſſen: die
Stimmung in einigen deiner Briefe hätte ſie alle entzaubert 〈ge-
tödtet〉. Aber wie muß ich jetzo davon leiden, da ich keinen einzigen20
rein frohen Tag hier erlebt, gar keinen! Überall nahm mir das
Schickſal etwas und wär’ es durch Krankmachen oder auch verreiſen
laſſen. Nie möcht’ ich dieſe Zeit zum zweiten male durch leben.
— So wurde auch keine einzige Landpartie gemacht, und kein
Spaziergang außer dem mit Hufeland. Du wirſt mich ſehr be-25
dauern, wenn ich dir alles erzähle, aber auch es ſehr bereuen, daß
du mir noch ſo große Schmerzen nachgeſchickt. Ich will jetzo ab-
brechen, da vielleicht in einigen Stunden ein beſſerer Brief**) von
dir ankommen kann. Du bedenkſt nicht, daß ich jeden Tag ſchreibe
und alſo ſo viel und daß du die Poſten falſch berechneſt.30

Dieß iſt der letzte Brief aus Heidelberg. Lebe wol!

R.

Meine gute Odilie habe recht Dank.

Grüße an die Ottos und Emanuels.

*) Sei aber auch am Freitage für den unwahrſcheinlichen Fall zu Hauſe.35
**) der mir meinen gewiß am Mittwoche den 24ten angekommenen beantwortet.
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[214/0221] Freitags. den 26. J. Endlich kann ich fort. Am 30ten Jun. oder am 1. Jul. geht eine Rückfuhre nach Würzburg. Am Sonnabende komm’ ich demnach an. *) Bis Sonntags will ich mit der Abſendung dieſer Blätter auf deine warten. — Emanuel hat mir geſchrieben; aber Otto noch 5 nicht, und ſo kommt er mit ſeiner Mauth-Belehrung mir zu ſpät. — Nach Manheim geh ich aus Mangel einer Oper nicht, und aus Müdigkeit des Treibens 〈meines Abhetzens〉 .... Eben ſchickt die gerade angekommene Sternberg herauf (Solcher ſeltſamen Zu- ſammenpaarungen der Sachen mit den Gedanken will ich dir mehre 10 erzählen). Ihr Mann iſt auf einer 3 monatlichen Reiſe nach Liefland. Sie will mich nach Manheim locken. Mein zu Hauſe ge- bliebnes Pathchen erfüllt alle Verſprechungen ſeiner Geſtalt. Sie will mit ihm wiederkommen. Sie hat ſeit dem Wochenbette viel jungfräuliche Blüte angeſetzt. 15 Sonntags den 28 Jun. Geſtern kam der ſchon am Montag abgegangne Brief Odiliens an. Hätt’ ich hier alle Freuden des vorigen Jahrs genoſſen: die Stimmung in einigen deiner Briefe hätte ſie alle entzaubert 〈ge- tödtet〉. Aber wie muß ich jetzo davon leiden, da ich keinen einzigen 20 rein frohen Tag hier erlebt, gar keinen! Überall nahm mir das Schickſal etwas und wär’ es durch Krankmachen oder auch verreiſen laſſen. Nie möcht’ ich dieſe Zeit zum zweiten male durch leben. — So wurde auch keine einzige Landpartie gemacht, und kein Spaziergang außer dem mit Hufeland. Du wirſt mich ſehr be- 25 dauern, wenn ich dir alles erzähle, aber auch es ſehr bereuen, daß du mir noch ſo große Schmerzen nachgeſchickt. Ich will jetzo ab- brechen, da vielleicht in einigen Stunden ein beſſerer Brief **) von dir ankommen kann. Du bedenkſt nicht, daß ich jeden Tag ſchreibe und alſo ſo viel und daß du die Poſten falſch berechneſt. 30 Dieß iſt der letzte Brief aus Heidelberg. Lebe wol! R. Meine gute Odilie habe recht Dank. Grüße an die Ottos und Emanuels. *) Sei aber auch am Freitage für den unwahrſcheinlichen Fall zu Hauſe. 35 **) der mir meinen gewiß am Mittwoche den 24ten angekommenen beantwortet.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/221>, abgerufen am 28.11.2024.