Guten Morgen, verehrte Freundin! Darf ich mir den schönen Tag noch verschönern und Ihre gütige Erlaubnis benützen, einmal Mittags bei Ihnen zu essen? In einigen Tagen bin ich ohnehin5 verschwunden und wohne nur noch in Ihren Bücherschränken. Meinen Morgengruß an H. Kirchenrath und Sophie.
Ihr Dr. Jean Paul Fr. Richter
434. An Karoline Richter.10
Heidelberg d. 23. Jun. 1818 [Dienstag]
Gute Karaline! Dein letzter Brief -- am vorvorigen Montag den 15ten abgegangen und erst am vorigen Sonntag eingelaufen -- brachte mir einen ganzen frohen Tag mit. Ich hange hier fast mehr von dir ab als in der Nähe, weil zuviel Zeit zum Gutmachen15 gehört. -- Lasse ja meine Stube -- die Fenstergebrechen gehören auch dazu -- bald vollenden, weil ich wol einmal kommen könnte unversehends, da ich Rückfuhren auflauere. Denn so gar viel hab' ich hier nicht mehr zu thun und mein Schreibtisch bleibt mir zu lange brach. (Treibe doch Otto um schnelle Nachricht über die Mauth20 oder schreibe mir seine Antwort. Du hast doch meine Briefe an ihn und Emanuel gelesen?) Es werden nicht wie im vorigen Jahre Landfahrten gemacht. Nur 3 mal*) hab ich Mittags außer Hause gegessen, und immer bei Voß**) (wenn ich nämlich auch morgen dazu rechne). Glaube aber ja an keine Erkältung der Menschen25 gegen mich. In mir selber kann sich nur nicht das Wiederholte dem Neuen ähnlich erneuern. Auch mache ich meine Antrittbesuche in zu großen Zwischenräumen, z. B. erst gestern bei Hegel und Creuzer; aber noch nicht bei der kranken Dapping. Diesen Morgen besuchte mich der schöne edle Engländer Pickfort und lud mich für Abend30 auf sein Landhaus. -- Wirth und Wirthin und sogar die Aufwärter
*) Nein; sondern 4 mal, nämlich auch 1 mal bei Schwarz.
**) Zwar bin ich von Paulus für jeden Mittag geladen, aber noch nie ge- kommen, sondern nur abends mit meinem Schlegel.
433. An Frau Karoline Paulus in Heidelberg.
[Heidelberg] d. 28ten Jun. 1818
Guten Morgen, verehrte Freundin! Darf ich mir den ſchönen Tag noch verſchönern und Ihre gütige Erlaubnis benützen, einmal Mittags bei Ihnen zu eſſen? In einigen Tagen bin ich ohnehin5 verſchwunden und wohne nur noch in Ihren Bücherſchränken. Meinen Morgengruß an H. Kirchenrath und Sophie.
Ihr Dr. Jean Paul Fr. Richter
434. An Karoline Richter.10
Heidelberg d. 23. Jun. 1818 [Dienstag]
Gute Karaline! Dein letzter Brief — am vorvorigen Montag den 15ten abgegangen und erſt am vorigen Sonntag eingelaufen — brachte mir einen ganzen frohen Tag mit. Ich hange hier faſt mehr von dir ab als in der Nähe, weil zuviel Zeit zum Gutmachen15 gehört. — Laſſe ja meine Stube — die Fenſtergebrechen gehören auch dazu — bald vollenden, weil ich wol einmal kommen könnte unverſehends, da ich Rückfuhren auflauere. Denn ſo gar viel hab’ ich hier nicht mehr zu thun und mein Schreibtiſch bleibt mir zu lange brach. (Treibe doch Otto um ſchnelle Nachricht über die Mauth20 oder ſchreibe mir ſeine Antwort. Du haſt doch meine Briefe an ihn und Emanuel geleſen?) Es werden nicht wie im vorigen Jahre Landfahrten gemacht. Nur 3 mal*) hab ich Mittags außer Hauſe gegeſſen, und immer bei Voß**) (wenn ich nämlich auch morgen dazu rechne). Glaube aber ja an keine Erkältung der Menſchen25 gegen mich. In mir ſelber kann ſich nur nicht das Wiederholte dem Neuen ähnlich erneuern. Auch mache ich meine Antrittbeſuche in zu großen Zwiſchenräumen, z. B. erſt geſtern bei Hegel und Creuzer; aber noch nicht bei der kranken Dapping. Dieſen Morgen beſuchte mich der ſchöne edle Engländer Pickfort und lud mich für Abend30 auf ſein Landhaus. — Wirth und Wirthin und ſogar die Aufwärter
*) Nein; ſondern 4 mal, nämlich auch 1 mal bei Schwarz.
**) Zwar bin ich von Paulus für jeden Mittag geladen, aber noch nie ge- kommen, ſondern nur abends mit meinem Schlegel.
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433. An Frau Karoline Paulus in Heidelberg.
Guten Morgen, verehrte Freundin! Darf ich mir den ſchönen
Tag noch verſchönern und Ihre gütige Erlaubnis benützen, einmal
Mittags bei Ihnen zu eſſen? In einigen Tagen bin ich ohnehin 5
verſchwunden und wohne nur noch in Ihren Bücherſchränken.
Meinen Morgengruß an H. Kirchenrath und Sophie.
Ihr
Dr. Jean Paul Fr. Richter
434. An Karoline Richter. 10
Heidelberg d. 23. Jun. 1818 [Dienstag]
Gute Karaline! Dein letzter Brief — am vorvorigen Montag
den 15ten abgegangen und erſt am vorigen Sonntag eingelaufen —
brachte mir einen ganzen frohen Tag mit. Ich hange hier faſt mehr
von dir ab als in der Nähe, weil zuviel Zeit zum Gutmachen 15
gehört. — Laſſe ja meine Stube — die Fenſtergebrechen gehören
auch dazu — bald vollenden, weil ich wol einmal kommen könnte
unverſehends, da ich Rückfuhren auflauere. Denn ſo gar viel hab’
ich hier nicht mehr zu thun und mein Schreibtiſch bleibt mir zu lange
brach. (Treibe doch Otto um ſchnelle Nachricht über die Mauth 20
oder ſchreibe mir ſeine Antwort. Du haſt doch meine Briefe an ihn
und Emanuel geleſen?) Es werden nicht wie im vorigen Jahre
Landfahrten gemacht. Nur 3 mal *) hab ich Mittags außer Hauſe
gegeſſen, und immer bei Voß **) (wenn ich nämlich auch morgen
dazu rechne). Glaube aber ja an keine Erkältung der Menſchen 25
gegen mich. In mir ſelber kann ſich nur nicht das Wiederholte dem
Neuen ähnlich erneuern. Auch mache ich meine Antrittbeſuche in zu
großen Zwiſchenräumen, z. B. erſt geſtern bei Hegel und Creuzer;
aber noch nicht bei der kranken Dapping. Dieſen Morgen beſuchte
mich der ſchöne edle Engländer Pickfort und lud mich für Abend 30
auf ſein Landhaus. — Wirth und Wirthin und ſogar die Aufwärter
*) Nein; ſondern 4 mal, nämlich auch 1 mal bei Schwarz.
**) Zwar bin ich von Paulus für jeden Mittag geladen, aber noch nie ge-
kommen, ſondern nur abends mit meinem Schlegel.
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/219>, abgerufen am 16.02.2025.
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