[Unter einem Brief von Heinrich Voß vom 22. Juni 1818]
Längst geliebter Dichter! Mit Freuden nehm' ich dieses Plätzchen an, das mein Heinrich mir gibt, und bilde mir ein, es sei ein Achtels Zoll von Ihrem Lübeck, wo die Menschen so schön lieben können.5 Ihnen kann ich nach allem, was ich weiß, nichts wünschen -- Fort- dauer ausgenommen --, aber wol mir die Stunde, wo ich die Freuden so guter, so liebender Menschen ganz warm aus der ersten Hand und Brust erhalten und in die meinigen verwandeln könnte. Es geh' euch ächten Deutschen immer, immer wol!10
Jean Paul
431. An Buchhändler Wenner in Frankfurt a. M.
[Kopie][Heidelberg, 23. Juni 1818]
Wie oft hab' ich Ihnen bisher meinen Dank gesagt, eh ich ihn auf die Post schickte! Und unter allen schönen Stunden bei Ihnen15 war gerade die letzte die schönste, wenn auch schmerzl[ichste], weil sie mir unter dem Trennen alles geistig-doppelt gab, was ich ver- lassen mußte. Ich habe selten einen solchen Vormittag erlebt wie den am 15 Jun. 1818 ... Möge das Schicksal Sie nie anders überraschen als Sie mich immer!20
432. An Sophie Paulus in Heidelberg.
Heidelberg d. 25. Jun. 1818
Beiliegend wird Ihnen, meine theuere Sophie, die hier für den Damenkalender vollendete Kleinigkeit geschickt. Möge sie bei Ihnen und bei Ihrer von mir immer wärmer geliebten Mutter25 einige meiner bösen Druck- oder Sprechfehler entsündigen! Leider hab' ich von Ihnen allen -- auch Ihren H. Vater mit eingerechnet -- immer einige Verzeihung nöthig; und doch ist mein innerstes Innere nichts als Dank und Liebe für Sie alle.30
Ihr Jean Paul Fr. Richter
14*
430. An Chriſtian Adolf Overbeck in Lübeck.
[Unter einem Brief von Heinrich Voß vom 22. Juni 1818]
Längſt geliebter Dichter! Mit Freuden nehm’ ich dieſes Plätzchen an, das mein Heinrich mir gibt, und bilde mir ein, es ſei ein Achtels Zoll von Ihrem Lübeck, wo die Menſchen ſo ſchön lieben können.5 Ihnen kann ich nach allem, was ich weiß, nichts wünſchen — Fort- dauer ausgenommen —, aber wol mir die Stunde, wo ich die Freuden ſo guter, ſo liebender Menſchen ganz warm aus der erſten Hand und Bruſt erhalten und in die meinigen verwandeln könnte. Es geh’ euch ächten Deutſchen immer, immer wol!10
Jean Paul
431. An Buchhändler Wenner in Frankfurt a. M.
[Kopie][Heidelberg, 23. Juni 1818]
Wie oft hab’ ich Ihnen bisher meinen Dank geſagt, eh ich ihn auf die Poſt ſchickte! Und unter allen ſchönen Stunden bei Ihnen15 war gerade die letzte die ſchönſte, wenn auch ſchmerzl[ichſte], weil ſie mir unter dem Trennen alles geiſtig-doppelt gab, was ich ver- laſſen mußte. Ich habe ſelten einen ſolchen Vormittag erlebt wie den am 15 Jun. 1818 ... Möge das Schickſal Sie nie anders überraſchen als Sie mich immer!20
432. An Sophie Paulus in Heidelberg.
Heidelberg d. 25. Jun. 1818
Beiliegend wird Ihnen, meine theuere Sophie, die hier für den Damenkalender vollendete Kleinigkeit geſchickt. Möge ſie bei Ihnen und bei Ihrer von mir immer wärmer geliebten Mutter25 einige meiner böſen Druck- oder Sprechfehler entſündigen! Leider hab’ ich von Ihnen allen — auch Ihren H. Vater mit eingerechnet — immer einige Verzeihung nöthig; und doch iſt mein innerſtes Innere nichts als Dank und Liebe für Sie alle.30
Ihr Jean Paul Fr. Richter
14*
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430. An Chriſtian Adolf Overbeck in Lübeck.
Längſt geliebter Dichter! Mit Freuden nehm’ ich dieſes Plätzchen
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Ihnen kann ich nach allem, was ich weiß, nichts wünſchen — Fort-
dauer ausgenommen —, aber wol mir die Stunde, wo ich die Freuden
ſo guter, ſo liebender Menſchen ganz warm aus der erſten Hand
und Bruſt erhalten und in die meinigen verwandeln könnte. Es geh’
euch ächten Deutſchen immer, immer wol! 10
Jean Paul
431. An Buchhändler Wenner in Frankfurt a. M.
[Heidelberg, 23. Juni 1818]
Wie oft hab’ ich Ihnen bisher meinen Dank geſagt, eh ich ihn
auf die Poſt ſchickte! Und unter allen ſchönen Stunden bei Ihnen 15
war gerade die letzte die ſchönſte, wenn auch ſchmerzl[ichſte], weil
ſie mir unter dem Trennen alles geiſtig-doppelt gab, was ich ver-
laſſen mußte. Ich habe ſelten einen ſolchen Vormittag erlebt wie
den am 15 Jun. 1818 ... Möge das Schickſal Sie nie anders
überraſchen als Sie mich immer! 20
432. An Sophie Paulus in Heidelberg.
Heidelberg d. 25. Jun. 1818
Beiliegend wird Ihnen, meine theuere Sophie, die hier für den
Damenkalender vollendete Kleinigkeit geſchickt. Möge ſie bei
Ihnen und bei Ihrer von mir immer wärmer geliebten Mutter 25
einige meiner böſen Druck- oder Sprechfehler entſündigen! Leider
hab’ ich von Ihnen allen — auch Ihren H. Vater mit eingerechnet —
immer einige Verzeihung nöthig; und doch iſt mein innerſtes Innere
nichts als Dank und Liebe für Sie alle. 30
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/218>, abgerufen am 16.02.2025.
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