und zu Land kannst du aus dem Bericht an Karoline erfahren. Ich bringe blos einige andere nach, womit auch du die begierige Welt beschenken kannst.
Zu Wangenheim kam Schlegel -- den ich, weil man bei der Vorstellung dumpf hört und dumpf spricht -- für den August Wil-5 helm nahm, zumal der Dicke wegen, und mit welchem ich zwar viel, aber nicht so freundschaftlich sprach, als die vorigen Ver- hältnisse mit Friedrich fodern durften. Gestern besuchte mich der wahre, aber dünnere Wilhelm, und wir hatten eine so herrliche harmonierende Stunde, daß ich mich auf Heidelberg freue, wo ich10 ihn wieder treffe. Er sprach sogar von seinen zu jugendlichen An- sichten meiner und anderer.
Ich bekannte ihm nun auch, daß ich seinen sich beklagenden Bruder blos darum so miserabel behandelt, weil ich ihn für den August Wilhelm gehalten. Du kannst dir denken, daß artige Einkleidung15 hier nöthig war und auch nicht fehlte, zumal bei meiner bekannten Politesse.
Ich genösse hier ein Götterleben, gingen mir nicht immer ganze Arbeittage darauf, und hätt' ich die Meinigen hier. Einmal nehm' ich künftig lebendiges Sack und Pack mit und sehe, wie es sich dann20 leben läßt.
Das linke Rheinufer ist wild über die Veränderungen.
Der Bundestag ist in seinen vertraulichen Besprechungen gerade am glänzendsten, muß aber seine Glanz- und Kraftseite vor der Hand durch Verbergen aufopfern. Durch W[angenheim] kenn'25 ich und ehr' ich ihn besser.
Sage mir doch, wie viel ich für den neuen Hesperus, woran ich nur Sprachsachen bessere, im Ganzen fodern soll, wenn du dich noch der Briefe Reimers erinnerst.
Gestern Abends fragte mich der baiersche Gesandte, bei dessen30 Thee ich war, nach dir, oder vielmehr Georgius, und sprach mit schönem Lobe von dir und deiner Finanzpandora. Er las uns auch Langens zweite satirische Reise mit vieler Lust vor.
und zu Land kannſt du aus dem Bericht an Karoline erfahren. Ich bringe blos einige andere nach, womit auch du die begierige Welt beſchenken kannſt.
Zu Wangenheim kam Schlegel — den ich, weil man bei der Vorſtellung dumpf hört und dumpf ſpricht — für den Auguſt Wil-5 helm nahm, zumal der Dicke wegen, und mit welchem ich zwar viel, aber nicht ſo freundſchaftlich ſprach, als die vorigen Ver- hältniſſe mit Friedrich fodern durften. Geſtern beſuchte mich der wahre, aber dünnere Wilhelm, und wir hatten eine ſo herrliche harmonierende Stunde, daß ich mich auf Heidelberg freue, wo ich10 ihn wieder treffe. Er ſprach ſogar von ſeinen zu jugendlichen An- ſichten meiner und anderer.
Ich bekannte ihm nun auch, daß ich ſeinen ſich beklagenden Bruder blos darum ſo miſerabel behandelt, weil ich ihn für den Auguſt Wilhelm gehalten. Du kannſt dir denken, daß artige Einkleidung15 hier nöthig war und auch nicht fehlte, zumal bei meiner bekannten Politeſſe.
Ich genöſſe hier ein Götterleben, gingen mir nicht immer ganze Arbeittage darauf, und hätt’ ich die Meinigen hier. Einmal nehm’ ich künftig lebendiges Sack und Pack mit und ſehe, wie es ſich dann20 leben läßt.
Das linke Rheinufer iſt wild über die Veränderungen.
Der Bundestag iſt in ſeinen vertraulichen Beſprechungen gerade am glänzendſten, muß aber ſeine Glanz- und Kraftſeite vor der Hand durch Verbergen aufopfern. Durch W[angenheim] kenn’25 ich und ehr’ ich ihn beſſer.
Sage mir doch, wie viel ich für den neuen Heſperus, woran ich nur Sprachſachen beſſere, im Ganzen fodern ſoll, wenn du dich noch der Briefe Reimers erinnerſt.
Geſtern Abends fragte mich der baierſche Geſandte, bei deſſen30 Thee ich war, nach dir, oder vielmehr Georgius, und ſprach mit ſchönem Lobe von dir und deiner Finanzpandora. Er las uns auch Langens zweite ſatiriſche Reiſe mit vieler Luſt vor.
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0207"n="200"/>
und zu Land kannſt du aus dem Bericht an Karoline erfahren. Ich<lb/>
bringe blos einige andere nach, womit auch du die begierige Welt<lb/>
beſchenken kannſt.</p><lb/><p>Zu <hirendition="#aq">Wangenheim</hi> kam <hirendition="#aq">Schlegel</hi>— den ich, weil man bei der<lb/>
Vorſtellung dumpf hört und dumpf ſpricht — für den Auguſt Wil-<lbn="5"/>
helm nahm, zumal der Dicke wegen, und mit welchem ich zwar<lb/>
viel, aber nicht ſo freundſchaftlich ſprach, als die vorigen Ver-<lb/>
hältniſſe mit Friedrich fodern durften. Geſtern beſuchte mich der<lb/>
wahre, aber dünnere Wilhelm, und wir hatten eine ſo herrliche<lb/>
harmonierende Stunde, daß ich mich auf <hirendition="#aq">Heidelberg</hi> freue, wo ich<lbn="10"/>
ihn wieder treffe. Er ſprach ſogar von ſeinen zu jugendlichen An-<lb/>ſichten meiner und anderer.</p><lb/><p>Ich bekannte ihm nun auch, daß ich ſeinen ſich beklagenden Bruder<lb/>
blos darum ſo miſerabel behandelt, weil ich ihn für den Auguſt<lb/>
Wilhelm gehalten. Du kannſt dir denken, daß artige Einkleidung<lbn="15"/>
hier nöthig war und auch nicht fehlte, zumal bei meiner bekannten<lb/>
Politeſſe.</p><lb/><p>Ich genöſſe hier ein Götterleben, gingen mir nicht immer ganze<lb/>
Arbeittage darauf, und hätt’ ich die Meinigen hier. Einmal nehm’<lb/>
ich künftig lebendiges Sack und Pack mit und ſehe, wie es ſich dann<lbn="20"/>
leben läßt.</p><lb/><p>Das linke Rheinufer iſt wild über die Veränderungen.</p><lb/><p>Der Bundestag iſt in ſeinen vertraulichen Beſprechungen gerade<lb/>
am glänzendſten, muß aber ſeine Glanz- und Kraftſeite vor der<lb/>
Hand durch Verbergen aufopfern. Durch <hirendition="#aq">W[angenheim]</hi> kenn’<lbn="25"/>
ich und ehr’ ich ihn beſſer.</p><lb/><p>Sage mir doch, wie viel ich für den neuen Heſperus, woran ich<lb/>
nur Sprachſachen beſſere, im Ganzen fodern ſoll, wenn du dich noch<lb/>
der Briefe Reimers erinnerſt.</p><lb/><p>Geſtern Abends fragte mich der baierſche Geſandte, bei deſſen<lbn="30"/>
Thee ich war, nach dir, oder vielmehr Georgius, und ſprach mit<lb/>ſchönem Lobe von dir und deiner Finanzpandora. Er las uns auch<lb/>
Langens zweite ſatiriſche Reiſe mit vieler Luſt vor.</p><lb/><p>Lebe recht wol, mein guter Otto, grüße Amöne und ſchreibe<lb/>
mir.<lbn="35"/></p><closer><salute><hirendition="#right">R.</hi></salute></closer></div><lb/></body></text></TEI>
[200/0207]
und zu Land kannſt du aus dem Bericht an Karoline erfahren. Ich
bringe blos einige andere nach, womit auch du die begierige Welt
beſchenken kannſt.
Zu Wangenheim kam Schlegel — den ich, weil man bei der
Vorſtellung dumpf hört und dumpf ſpricht — für den Auguſt Wil- 5
helm nahm, zumal der Dicke wegen, und mit welchem ich zwar
viel, aber nicht ſo freundſchaftlich ſprach, als die vorigen Ver-
hältniſſe mit Friedrich fodern durften. Geſtern beſuchte mich der
wahre, aber dünnere Wilhelm, und wir hatten eine ſo herrliche
harmonierende Stunde, daß ich mich auf Heidelberg freue, wo ich 10
ihn wieder treffe. Er ſprach ſogar von ſeinen zu jugendlichen An-
ſichten meiner und anderer.
Ich bekannte ihm nun auch, daß ich ſeinen ſich beklagenden Bruder
blos darum ſo miſerabel behandelt, weil ich ihn für den Auguſt
Wilhelm gehalten. Du kannſt dir denken, daß artige Einkleidung 15
hier nöthig war und auch nicht fehlte, zumal bei meiner bekannten
Politeſſe.
Ich genöſſe hier ein Götterleben, gingen mir nicht immer ganze
Arbeittage darauf, und hätt’ ich die Meinigen hier. Einmal nehm’
ich künftig lebendiges Sack und Pack mit und ſehe, wie es ſich dann 20
leben läßt.
Das linke Rheinufer iſt wild über die Veränderungen.
Der Bundestag iſt in ſeinen vertraulichen Beſprechungen gerade
am glänzendſten, muß aber ſeine Glanz- und Kraftſeite vor der
Hand durch Verbergen aufopfern. Durch W[angenheim] kenn’ 25
ich und ehr’ ich ihn beſſer.
Sage mir doch, wie viel ich für den neuen Heſperus, woran ich
nur Sprachſachen beſſere, im Ganzen fodern ſoll, wenn du dich noch
der Briefe Reimers erinnerſt.
Geſtern Abends fragte mich der baierſche Geſandte, bei deſſen 30
Thee ich war, nach dir, oder vielmehr Georgius, und ſprach mit
ſchönem Lobe von dir und deiner Finanzpandora. Er las uns auch
Langens zweite ſatiriſche Reiſe mit vieler Luſt vor.
Lebe recht wol, mein guter Otto, grüße Amöne und ſchreibe
mir. 35
R.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/207>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.