Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.Vater vergißt, daß er ja eine Frau hat und du Kinder und Mann. R. Odilie soll ja die Vögel von Erschütterung und lauten Schlägen Dem Kutscher ließ ich durch einen Kellner 5 fl. zustellen; laß ihn *417. An Heinrich Voß in Heidelberg. Frankfurt am Main d. 6. Jun. 1818 [Sonnabend]Guten Morgen, mein Heinrich! Gestern abends erhielt ich deinen15 Vater vergißt, daß er ja eine Frau hat und du Kinder und Mann. R. Odilie ſoll ja die Vögel von Erſchütterung und lauten Schlägen Dem Kutſcher ließ ich durch einen Kellner 5 fl. zuſtellen; laß ihn *417. An Heinrich Voß in Heidelberg. Frankfurt am Main d. 6. Jun. 1818 [Sonnabend]Guten Morgen, mein Heinrich! Geſtern abends erhielt ich deinen15 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0201" n="194"/> Vater vergißt, daß er ja eine Frau hat und du Kinder und Mann.<lb/> — Ich hatte heute viel ſchreiben wollen. Aber ich kann es in dieſer<lb/> Woche nur thun, wenn dein neueſter Brief kommt. — Thieriot<lb/> kommt nicht hieher und ich nicht hin, obgleich der über alles gütige<lb/> und brüderliche Wangenheim ſelber mich nach Mainz bringen wollte.<lb n="5"/> Sei wie du in den letzten Tagen meiner Abreiſe warſt; weiter kann<lb/> ich dir nichts wünſchen und — mir!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p><hi rendition="#aq">Odilie</hi> ſoll ja die Vögel von Erſchütterung und lauten Schlägen<lb/> entfernen. Mit <hi rendition="#aq">Schubert</hi> bin ich zufrieden.<lb n="10"/> </p> <p>Dem Kutſcher ließ ich durch einen Kellner 5 fl. zuſtellen; laß ihn<lb/> doch fragen, wie viel er bekommen.</p> </postscript> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>*417. An <hi rendition="#g">Heinrich Voß in Heidelberg.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Frankfurt am Main</hi> d. 6. Jun. 1818 [Sonnabend]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen, mein Heinrich! Geſtern abends erhielt ich deinen<lb n="15"/> zweiten Brief. Iſts nicht ſchön, daß wir uns über die Chauſſee<lb/> hinüber einen guten Morgen zurufen können? Deinen Brief kann<lb/> ich aus <hi rendition="#aq">Baireut</hi> erſt morgen bekommen; und dann werd’ ich dir mit<lb/> der Antwort auf ihn noch die Antwort auf deine nächſten künftigen<lb/> und zugleich auf deine Frage geben können: wann ich hier abreiſe.<lb n="20"/> Den erſten Nachmittag geh ich nur bis <hi rendition="#aq">Darmstadt,</hi> um mir die<lb/> Bergſtraße für den Vormittag aufzuheben, wo ich ſtets die Natur<lb/> träumeriſcher und poetiſcher genieße und eintrinke. Gern will ich<lb/> dir, Lieber, die Zeit der Ankunft bezeichnen, wenn du mich mit nichts<lb/> zu überraſchen verſprichſt als etwa — mit dir und — <hi rendition="#aq">Sophie,</hi> was<lb n="25"/> freilich köſtlich wäre. Auf allen meinen Spaziergängen ſehe ich mich<lb/> nach der Bergſtraße um, an deſſen [!] Fuße mein gelobtes Land liegt.<lb/> — <hi rendition="#aq">Wangenheim</hi> grüßt dich herzlich. Deine Mutter verehrt er. —<lb/> Nach <hi rendition="#aq">Manheim</hi> geh ich auf keine Weiſe anders als am Sonn-<lb/> abend, auch ſchon der Oper wegen. — Dir und deinem H. Vater<lb n="30"/> (wenn ers leſen will) bring ich eine ſchon kopierte 60 Seiten lange<lb/> Abhandlung über die Doppelwörter (Sammwörter) mit, welche<lb/> dann ans Morgenblatt abgeht. — Das <hi rendition="#aq">corps diplomatique</hi> iſt<lb/> hier mein <hi rendition="#aq">esprit de corps,</hi> nämlich des ſonſt todten merkantiliſchen<lb/><hi rendition="#aq">corps. Wangenheim</hi> iſt mein frankfurter Heinrich Voß und hilft<lb n="35"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [194/0201]
Vater vergißt, daß er ja eine Frau hat und du Kinder und Mann.
— Ich hatte heute viel ſchreiben wollen. Aber ich kann es in dieſer
Woche nur thun, wenn dein neueſter Brief kommt. — Thieriot
kommt nicht hieher und ich nicht hin, obgleich der über alles gütige
und brüderliche Wangenheim ſelber mich nach Mainz bringen wollte. 5
Sei wie du in den letzten Tagen meiner Abreiſe warſt; weiter kann
ich dir nichts wünſchen und — mir!
R.
Odilie ſoll ja die Vögel von Erſchütterung und lauten Schlägen
entfernen. Mit Schubert bin ich zufrieden. 10
Dem Kutſcher ließ ich durch einen Kellner 5 fl. zuſtellen; laß ihn
doch fragen, wie viel er bekommen.
*417. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Frankfurt am Main d. 6. Jun. 1818 [Sonnabend]
Guten Morgen, mein Heinrich! Geſtern abends erhielt ich deinen 15
zweiten Brief. Iſts nicht ſchön, daß wir uns über die Chauſſee
hinüber einen guten Morgen zurufen können? Deinen Brief kann
ich aus Baireut erſt morgen bekommen; und dann werd’ ich dir mit
der Antwort auf ihn noch die Antwort auf deine nächſten künftigen
und zugleich auf deine Frage geben können: wann ich hier abreiſe. 20
Den erſten Nachmittag geh ich nur bis Darmstadt, um mir die
Bergſtraße für den Vormittag aufzuheben, wo ich ſtets die Natur
träumeriſcher und poetiſcher genieße und eintrinke. Gern will ich
dir, Lieber, die Zeit der Ankunft bezeichnen, wenn du mich mit nichts
zu überraſchen verſprichſt als etwa — mit dir und — Sophie, was 25
freilich köſtlich wäre. Auf allen meinen Spaziergängen ſehe ich mich
nach der Bergſtraße um, an deſſen [!] Fuße mein gelobtes Land liegt.
— Wangenheim grüßt dich herzlich. Deine Mutter verehrt er. —
Nach Manheim geh ich auf keine Weiſe anders als am Sonn-
abend, auch ſchon der Oper wegen. — Dir und deinem H. Vater 30
(wenn ers leſen will) bring ich eine ſchon kopierte 60 Seiten lange
Abhandlung über die Doppelwörter (Sammwörter) mit, welche
dann ans Morgenblatt abgeht. — Das corps diplomatique iſt
hier mein esprit de corps, nämlich des ſonſt todten merkantiliſchen
corps. Wangenheim iſt mein frankfurter Heinrich Voß und hilft 35
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(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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