Hände wie die Wahrheit erst durch viele Köpfe. -- Bei der dieß- jährigen Pension hat sich gar der Zahlmeister selber ein Indult ausgefertigt und ich warte noch heute auf dessen Ablauf. Emanuel zieht Ihnen nun meine Bitte durch seine Versicherung zu, daß Sie sie am besten erfüllen könnten und wollten. Geben Sie ihm Recht! --5 Jetzo eben mit dem Regen werd' ich daran erinnert, daß ich mir vielleicht um Sie und andere in München -- welche aus Mangel eines guten Wetterpropheten den reichen Versprechungen des Frühlings zu mistrauen anfangen -- ein kleines Verdienst erwerbe, wenn ich Sie versichere, daß Juny, July schön bis zur Gluth und10 Dürre ausfallen werden. -- Lassen Sie ja der Clio, die Ihnen eine so reichliche Morgengabe eingebracht, sich nicht durch den Finanz- merkur untreu machen ... N. S. Kommt (Cloeter) zu Ihnen: so wird er, ungewohnt und unkundig der juristischen Wendeltreppen, Ihnen seine Jammergeschichte erzählen. Möchten Sie sie endigen15 helfen.
408. An Karl Aug. von Wangenheim in Frankfurt a. M.
[Kopie][Bayreuth, 18. Mai 1818]
Endlich werd' ich die Freude haben, Sie nach einer so langen an Himmeln und Höllen fruchtbaren Vergangenheit wiederzusehen und20 zwar in schönster Gegend etc. Mein Reisen bedeutet wie das Fliegen der Fledermäuse, allzeit schönes Wetter. Vielleicht mach' ich Ihnen -- und dem ganzen corps diplomatique, das in die Bäder geht -- durch die gewisse Nachricht eine Freude, daß die beiden Monate etc. etc. -- Ich freue mich auf das Wiedersehen und Wiederhören eines25 Mannes, der mir durch älteste und neueste Vergangenheit so werth und bedeutend geworden. Aber eben darum wünscht' ich -- da die Heilbäder gleich den Blutbädern des Kriegs immer die Gesandten entfernen -- nur 3 Worte von Ihnen (wenn Sie für mich so viele vom wortreichen Bundestag übrigbehalten), welche mir Ihre30 Gegenwart versprechen.
408a. An Otto.
[Bayreuth, Mai 1818?]
Guten Morgen, lieber Otto! Das Ausziehen -- für mich ein[e] Folter-Terrizion, und wenn es eines aus Aegypten wäre -- hat35
Hände wie die Wahrheit erſt durch viele Köpfe. — Bei der dieß- jährigen Penſion hat ſich gar der Zahlmeiſter ſelber ein Indult ausgefertigt und ich warte noch heute auf deſſen Ablauf. Emanuel zieht Ihnen nun meine Bitte durch ſeine Verſicherung zu, daß Sie ſie am beſten erfüllen könnten und wollten. Geben Sie ihm Recht! —5 Jetzo eben mit dem Regen werd’ ich daran erinnert, daß ich mir vielleicht um Sie und andere in München — welche aus Mangel eines guten Wetterpropheten den reichen Verſprechungen des Frühlings zu mistrauen anfangen — ein kleines Verdienſt erwerbe, wenn ich Sie verſichere, daß Juny, July ſchön bis zur Gluth und10 Dürre ausfallen werden. — Laſſen Sie ja der Clio, die Ihnen eine ſo reichliche Morgengabe eingebracht, ſich nicht durch den Finanz- merkur untreu machen ... N. S. Kommt (Cloeter) zu Ihnen: ſo wird er, ungewohnt und unkundig der juriſtiſchen Wendeltreppen, Ihnen ſeine Jammergeſchichte erzählen. Möchten Sie ſie endigen15 helfen.
408. An Karl Aug. von Wangenheim in Frankfurt a. M.
[Kopie][Bayreuth, 18. Mai 1818]
Endlich werd’ ich die Freude haben, Sie nach einer ſo langen an Himmeln und Höllen fruchtbaren Vergangenheit wiederzuſehen und20 zwar in ſchönſter Gegend ꝛc. Mein Reiſen bedeutet wie das Fliegen der Fledermäuſe, allzeit ſchönes Wetter. Vielleicht mach’ ich Ihnen — und dem ganzen corps diplomatique, das in die Bäder geht — durch die gewiſſe Nachricht eine Freude, daß die beiden Monate ꝛc. ꝛc. — Ich freue mich auf das Wiederſehen und Wiederhören eines25 Mannes, der mir durch älteſte und neueſte Vergangenheit ſo werth und bedeutend geworden. Aber eben darum wünſcht’ ich — da die Heilbäder gleich den Blutbädern des Kriegs immer die Geſandten entfernen — nur 3 Worte von Ihnen (wenn Sie für mich ſo viele vom wortreichen Bundestag übrigbehalten), welche mir Ihre30 Gegenwart verſprechen.
408a. An Otto.
[Bayreuth, Mai 1818?]
Guten Morgen, lieber Otto! Das Ausziehen — für mich ein[e] Folter-Terrizion, und wenn es eines aus Aegypten wäre — hat35
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Hände wie die Wahrheit erſt durch viele Köpfe. — Bei der dieß-
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zieht Ihnen nun meine Bitte durch ſeine Verſicherung zu, daß Sie
ſie am beſten erfüllen könnten und wollten. Geben Sie ihm Recht! — 5
Jetzo eben mit dem Regen werd’ ich daran erinnert, daß ich mir
vielleicht um Sie und andere in München — welche aus Mangel
eines guten Wetterpropheten den reichen Verſprechungen des
Frühlings zu mistrauen anfangen — ein kleines Verdienſt erwerbe,
wenn ich Sie verſichere, daß Juny, July ſchön bis zur Gluth und 10
Dürre ausfallen werden. — Laſſen Sie ja der Clio, die Ihnen eine
ſo reichliche Morgengabe eingebracht, ſich nicht durch den Finanz-
merkur untreu machen ... N. S. Kommt (Cloeter) zu Ihnen: ſo
wird er, ungewohnt und unkundig der juriſtiſchen Wendeltreppen,
Ihnen ſeine Jammergeſchichte erzählen. Möchten Sie ſie endigen 15
helfen.
408. An Karl Aug. von Wangenheim in Frankfurt a. M.
[Bayreuth, 18. Mai 1818]
Endlich werd’ ich die Freude haben, Sie nach einer ſo langen an
Himmeln und Höllen fruchtbaren Vergangenheit wiederzuſehen und 20
zwar in ſchönſter Gegend ꝛc. Mein Reiſen bedeutet wie das Fliegen
der Fledermäuſe, allzeit ſchönes Wetter. Vielleicht mach’ ich Ihnen
— und dem ganzen corps diplomatique, das in die Bäder geht —
durch die gewiſſe Nachricht eine Freude, daß die beiden Monate ꝛc. ꝛc.
— Ich freue mich auf das Wiederſehen und Wiederhören eines 25
Mannes, der mir durch älteſte und neueſte Vergangenheit ſo werth
und bedeutend geworden. Aber eben darum wünſcht’ ich — da die
Heilbäder gleich den Blutbädern des Kriegs immer die Geſandten
entfernen — nur 3 Worte von Ihnen (wenn Sie für mich ſo viele
vom wortreichen Bundestag übrigbehalten), welche mir Ihre 30
Gegenwart verſprechen.
408a. An Otto.
[Bayreuth, Mai 1818?]
Guten Morgen, lieber Otto! Das Ausziehen — für mich ein[e]
Folter-Terrizion, und wenn es eines aus Aegypten wäre — hat 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/193>, abgerufen am 17.07.2024.
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