chenrath Schwarz richten Sie blos einen schriftlichen Gruß mündlich aus und übernehmen das Loben selber, was Sie ja so gut können als ich, sobald Sie einige Bescheidenheit daran setzen. -- Mein herrlicher Dutzbruder, der jüngere Professor Voß, liefe freilich für Sie als meinen Freund durchs Feuer -- aber in dieses haben Sie5 leider früher seinen Vater selber gesetzt. -- Gut wird es Ihnen in Heidelberg gehen. Auch mich werden Sie da zu sprechen zwar nicht bekommen, aber zu sehen und zwar einmal ohne Nase; denn die andere Büste von mir gleicht mir darin mehr und hat sie noch.
Ein ganzes Herz voll Grüße an Ihre herrliche lust-, kopf-, herz-10 und scherzreiche Eva, für welche Sie als tugendhafte und unver- führerische Schlange oben auf dem Ehebaume sitzen.
Dr. Jean Paul Fr. Richter
346. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 5. Nov. 181715 ab den 7ten
Du lieber Heinrich! Die Buchhändlergelegenheit, die dir den Brief zubringt, beweiset dir zugleich, wie wenig ich jetzo etwas anderes schreiben kann als Bücher. Nimm daher vorlieb mit dem eiligsten Durcheinander, obgleich deine köstlichen Briefe -- diese20 wahren zweiten, dritten etc. etc. Bände meines Heidelberger Lebens -- etwas Besseres und Längeres verdienen. Nur, Guter, schone mehr deine Augen als Porto und Papier. In 2 Jahren kannst du deine Briefe, in 3 das Griechische nicht mehr lesen und später nichts mehr als ein gutes Herz. Ich flehe dich an, schreib weitläuftiger; auch25 Emanuel, der dich so liebt und liest, bittet mit; und du, bitte deine Seelenmutter, dich darum zu bitten. -- Jetzo das Durcheinander! Im künftigen Frühling, wenn mich nicht der ewige weg- und aufge- zogen, drück' ich gewiß zwei theuere, warme und reiche Hände an mich, die deiner Eltern; und dieses helle Zwillinggestirn soll mir30 noch mit in den Heidelberger Sternenhimmel aufsteigen. -- Kein Puterhahn war so gut gemästet und gebraten als der, den mir deine Mutter vorgesetzt -- sag' und dank' ihrs und ich nähre mich noch davon*). -- Deine Beschreibung des Dappingschen Tanzsonntags
*) Auch dein Pappkästchen gehört zur Bundes Lade unsere[r] Freundschaft.35
chenrath Schwarz richten Sie blos einen ſchriftlichen Gruß mündlich aus und übernehmen das Loben ſelber, was Sie ja ſo gut können als ich, ſobald Sie einige Beſcheidenheit daran ſetzen. — Mein herrlicher Dutzbruder, der jüngere Profeſſor Voß, liefe freilich für Sie als meinen Freund durchs Feuer — aber in dieſes haben Sie5 leider früher ſeinen Vater ſelber geſetzt. — Gut wird es Ihnen in Heidelberg gehen. Auch mich werden Sie da zu ſprechen zwar nicht bekommen, aber zu ſehen und zwar einmal ohne Naſe; denn die andere Büſte von mir gleicht mir darin mehr und hat ſie noch.
Ein ganzes Herz voll Grüße an Ihre herrliche luſt-, kopf-, herz-10 und ſcherzreiche Eva, für welche Sie als tugendhafte und unver- führeriſche Schlange oben auf dem Ehebaume ſitzen.
Dr. Jean Paul Fr. Richter
346. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 5. Nov. 181715 ab den 7ten
Du lieber Heinrich! Die Buchhändlergelegenheit, die dir den Brief zubringt, beweiſet dir zugleich, wie wenig ich jetzo etwas anderes ſchreiben kann als Bücher. Nimm daher vorlieb mit dem eiligſten Durcheinander, obgleich deine köſtlichen Briefe — dieſe20 wahren zweiten, dritten ꝛc. ꝛc. Bände meines Heidelberger Lebens — etwas Beſſeres und Längeres verdienen. Nur, Guter, ſchone mehr deine Augen als Porto und Papier. In 2 Jahren kannſt du deine Briefe, in 3 das Griechiſche nicht mehr leſen und ſpäter nichts mehr als ein gutes Herz. Ich flehe dich an, ſchreib weitläuftiger; auch25 Emanuel, der dich ſo liebt und lieſt, bittet mit; und du, bitte deine Seelenmutter, dich darum zu bitten. — Jetzo das Durcheinander! Im künftigen Frühling, wenn mich nicht der ewige weg- und aufge- zogen, drück’ ich gewiß zwei theuere, warme und reiche Hände an mich, die deiner Eltern; und dieſes helle Zwillinggeſtirn ſoll mir30 noch mit in den Heidelberger Sternenhimmel aufſteigen. — Kein Puterhahn war ſo gut gemäſtet und gebraten als der, den mir deine Mutter vorgeſetzt — ſag’ und dank’ ihrs und ich nähre mich noch davon*). — Deine Beſchreibung des Dappingschen Tanzſonntags
*) Auch dein Pappkäſtchen gehört zur Bundes Lade unſere[r] Freundſchaft.35
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chenrath Schwarz richten Sie blos einen ſchriftlichen Gruß mündlich
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als ich, ſobald Sie einige Beſcheidenheit daran ſetzen. — Mein
herrlicher Dutzbruder, der jüngere Profeſſor Voß, liefe freilich für
Sie als meinen Freund durchs Feuer — aber in dieſes haben Sie 5
leider früher ſeinen Vater ſelber geſetzt. — Gut wird es Ihnen in
Heidelberg gehen. Auch mich werden Sie da zu ſprechen zwar nicht
bekommen, aber zu ſehen und zwar einmal ohne Naſe; denn die
andere Büſte von mir gleicht mir darin mehr und hat ſie noch.
Ein ganzes Herz voll Grüße an Ihre herrliche luſt-, kopf-, herz- 10
und ſcherzreiche Eva, für welche Sie als tugendhafte und unver-
führeriſche Schlange oben auf dem Ehebaume ſitzen.
Dr. Jean Paul Fr. Richter
346. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 5. Nov. 1817 15
ab den 7ten
Du lieber Heinrich! Die Buchhändlergelegenheit, die dir den
Brief zubringt, beweiſet dir zugleich, wie wenig ich jetzo etwas
anderes ſchreiben kann als Bücher. Nimm daher vorlieb mit dem
eiligſten Durcheinander, obgleich deine köſtlichen Briefe — dieſe 20
wahren zweiten, dritten ꝛc. ꝛc. Bände meines Heidelberger Lebens —
etwas Beſſeres und Längeres verdienen. Nur, Guter, ſchone mehr
deine Augen als Porto und Papier. In 2 Jahren kannſt du deine
Briefe, in 3 das Griechiſche nicht mehr leſen und ſpäter nichts mehr
als ein gutes Herz. Ich flehe dich an, ſchreib weitläuftiger; auch 25
Emanuel, der dich ſo liebt und lieſt, bittet mit; und du, bitte deine
Seelenmutter, dich darum zu bitten. — Jetzo das Durcheinander!
Im künftigen Frühling, wenn mich nicht der ewige weg- und aufge-
zogen, drück’ ich gewiß zwei theuere, warme und reiche Hände an
mich, die deiner Eltern; und dieſes helle Zwillinggeſtirn ſoll mir 30
noch mit in den Heidelberger Sternenhimmel aufſteigen. — Kein
Puterhahn war ſo gut gemäſtet und gebraten als der, den mir deine
Mutter vorgeſetzt — ſag’ und dank’ ihrs und ich nähre mich noch
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*) Auch dein Pappkäſtchen gehört zur Bundes Lade unſere[r] Freundſchaft. 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/162>, abgerufen am 20.07.2024.
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