Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

ist. Gedankt hab' ich Ihnen indeß, vortrefflicher H. Hof- und Aus-
sichtenrath, bisher in Einem fort im Innern. Nur meine zwei-
monatliche Abwesenheit hat neben meinen Freuden meine Arbeiten
verdoppelt, und ich hatte zu keinem Schreiben Zeit als zum Bücher-
Schreiben. Schöner konnt' ich nicht an Mainz erinnert werden als5
durch Krausenek. Der loyale General -- dieses Beiwort gehört ihm
-- hat hier so viel Liebe gefunden als er mitgebracht, und dieß ist
viel und doch nicht zuviel.

338. An Baron von Ungern-Sternberg in Mannheim.
[z. T. Kopie]10

Ich hoffte, Sie würden mir einen Brief ersparen durch das
größere Vergnügen, Sie selber hier zu sehen. Der Himmel gebe,
daß Sie nicht um uns umgeflogen. Mit der Geschichte meines
Pathchens -- wenn es anders nicht noch eines in partibus infidelium
ist -- hab' ich Md. Lenz ein wahres Pathengeschenk gemacht. Aber15
Sie hätten mit der Fortsetzung seiner Geschichte mich wieder so be-
schenken können, wie Sie es in den kurzen Zaubertagen meines
Manheimer Aufenthalts gethan ...

Hier hat die Aufführung der Vestalin allgemein entzückt und sogar
mich halb; ob es gleich ein gerupfter Phönix war.20

Ihr liebender und auf die Theatrik hoffender
Dr. Jean Paul Fr. Richter
339. Ins Stammbuch der Generalin Vincenti.
[Kopie]

Das schöne Herz bleibt in jeder Tagzeit des Lebens schön; die25
Aurora ist eben so reizend, wenn sie am Abend die Sonne begleitet,
als wenn sie am Morgen sie verkündigt.

Zum Andenken zu kurzer Minuten
340. Ins Stammbuch eines Badeners.
[Kopie]30

Hast du gesehen und recht geliebt: so gibts keinen Abschied mehr;
denn kannst du von deinen eignen Gedanken scheiden? --

iſt. Gedankt hab’ ich Ihnen indeß, vortrefflicher H. Hof- und Aus-
ſichtenrath, bisher in Einem fort im Innern. Nur meine zwei-
monatliche Abweſenheit hat neben meinen Freuden meine Arbeiten
verdoppelt, und ich hatte zu keinem Schreiben Zeit als zum Bücher-
Schreiben. Schöner konnt’ ich nicht an Mainz erinnert werden als5
durch Krauſenek. Der loyale General — dieſes Beiwort gehört ihm
— hat hier ſo viel Liebe gefunden als er mitgebracht, und dieß iſt
viel und doch nicht zuviel.

338. An Baron von Ungern-Sternberg in Mannheim.
[z. T. Kopie]10

Ich hoffte, Sie würden mir einen Brief erſparen durch das
größere Vergnügen, Sie ſelber hier zu ſehen. Der Himmel gebe,
daß Sie nicht um uns umgeflogen. Mit der Geſchichte meines
Pathchens — wenn es anders nicht noch eines in partibus infidelium
iſt — hab’ ich Md. Lenz ein wahres Pathengeſchenk gemacht. Aber15
Sie hätten mit der Fortſetzung ſeiner Geſchichte mich wieder ſo be-
ſchenken können, wie Sie es in den kurzen Zaubertagen meines
Manheimer Aufenthalts gethan ...

Hier hat die Aufführung der Veſtalin allgemein entzückt und ſogar
mich halb; ob es gleich ein gerupfter Phönix war.20

Ihr liebender und auf die Theatrik hoffender
Dr. Jean Paul Fr. Richter
339. Ins Stammbuch der Generalin Vincenti.
[Kopie]

Das ſchöne Herz bleibt in jeder Tagzeit des Lebens ſchön; die25
Aurora iſt eben ſo reizend, wenn ſie am Abend die Sonne begleitet,
als wenn ſie am Morgen ſie verkündigt.

Zum Andenken zu kurzer Minuten
340. Ins Stammbuch eines Badeners.
[Kopie]30

Haſt du geſehen und recht geliebt: ſo gibts keinen Abſchied mehr;
denn kannſt du von deinen eignen Gedanken ſcheiden? —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0159" n="152"/>
i&#x017F;t. Gedankt hab&#x2019; ich Ihnen indeß, vortrefflicher H. Hof- und Aus-<lb/>
&#x017F;ichtenrath, bisher in Einem fort im Innern. Nur meine zwei-<lb/>
monatliche Abwe&#x017F;enheit hat neben meinen Freuden meine Arbeiten<lb/>
verdoppelt, und ich hatte zu keinem Schreiben Zeit als zum Bücher-<lb/>
Schreiben. Schöner konnt&#x2019; ich nicht an Mainz erinnert werden als<lb n="5"/>
durch Krau&#x017F;enek. Der loyale General &#x2014; die&#x017F;es Beiwort gehört ihm<lb/>
&#x2014; hat hier &#x017F;o viel Liebe gefunden als er mitgebracht, und dieß i&#x017F;t<lb/>
viel und doch nicht zuviel.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>338. An <hi rendition="#g">Baron von Ungern-Sternberg in Mannheim</hi>.</head><lb/>
        <note type="editorial">[z. T. Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 14. Okt. 1817]</hi> </dateline>
        <lb n="10"/>
        <p>Ich hoffte, Sie würden mir einen Brief er&#x017F;paren durch das<lb/>
größere Vergnügen, Sie &#x017F;elber hier zu &#x017F;ehen. Der Himmel gebe,<lb/>
daß Sie nicht um uns umgeflogen. Mit der Ge&#x017F;chichte meines<lb/>
Pathchens &#x2014; wenn es anders nicht noch eines <hi rendition="#aq">in partibus infidelium</hi><lb/>
i&#x017F;t &#x2014; hab&#x2019; ich <hi rendition="#aq">Md. Lenz</hi> ein wahres Pathenge&#x017F;chenk gemacht. Aber<lb n="15"/>
Sie hätten mit der Fort&#x017F;etzung &#x017F;einer Ge&#x017F;chichte mich wieder &#x017F;o be-<lb/>
&#x017F;chenken können, wie Sie es in den kurzen Zaubertagen meines<lb/>
Manheimer Aufenthalts gethan ...</p><lb/>
        <p>Hier hat die Aufführung der Ve&#x017F;talin allgemein entzückt und &#x017F;ogar<lb/>
mich halb; ob es gleich ein gerupfter Phönix war.<lb n="20"/>
</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr liebender und auf die Theatrik hoffender<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>339. Ins <hi rendition="#g">Stammbuch der Generalin Vincenti</hi>.</head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 14. Okt. 1817]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Das &#x017F;chöne Herz bleibt in jeder Tagzeit des Lebens &#x017F;chön; die<lb n="25"/>
Aurora i&#x017F;t eben &#x017F;o reizend, wenn &#x017F;ie am Abend die Sonne begleitet,<lb/>
als wenn &#x017F;ie am Morgen &#x017F;ie verkündigt.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Zum Andenken zu kurzer Minuten</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>340. Ins <hi rendition="#g">Stammbuch eines Badeners</hi>.</head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 14. Okt. 1817]</hi> </dateline>
        <lb n="30"/>
        <p>Ha&#x017F;t du ge&#x017F;ehen und recht geliebt: &#x017F;o gibts keinen Ab&#x017F;chied mehr;<lb/>
denn kann&#x017F;t du von deinen eignen Gedanken &#x017F;cheiden? &#x2014;</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0159] iſt. Gedankt hab’ ich Ihnen indeß, vortrefflicher H. Hof- und Aus- ſichtenrath, bisher in Einem fort im Innern. Nur meine zwei- monatliche Abweſenheit hat neben meinen Freuden meine Arbeiten verdoppelt, und ich hatte zu keinem Schreiben Zeit als zum Bücher- Schreiben. Schöner konnt’ ich nicht an Mainz erinnert werden als 5 durch Krauſenek. Der loyale General — dieſes Beiwort gehört ihm — hat hier ſo viel Liebe gefunden als er mitgebracht, und dieß iſt viel und doch nicht zuviel. 338. An Baron von Ungern-Sternberg in Mannheim. [Bayreuth, 14. Okt. 1817] 10 Ich hoffte, Sie würden mir einen Brief erſparen durch das größere Vergnügen, Sie ſelber hier zu ſehen. Der Himmel gebe, daß Sie nicht um uns umgeflogen. Mit der Geſchichte meines Pathchens — wenn es anders nicht noch eines in partibus infidelium iſt — hab’ ich Md. Lenz ein wahres Pathengeſchenk gemacht. Aber 15 Sie hätten mit der Fortſetzung ſeiner Geſchichte mich wieder ſo be- ſchenken können, wie Sie es in den kurzen Zaubertagen meines Manheimer Aufenthalts gethan ... Hier hat die Aufführung der Veſtalin allgemein entzückt und ſogar mich halb; ob es gleich ein gerupfter Phönix war. 20 Ihr liebender und auf die Theatrik hoffender Dr. Jean Paul Fr. Richter 339. Ins Stammbuch der Generalin Vincenti. [Bayreuth, 14. Okt. 1817] Das ſchöne Herz bleibt in jeder Tagzeit des Lebens ſchön; die 25 Aurora iſt eben ſo reizend, wenn ſie am Abend die Sonne begleitet, als wenn ſie am Morgen ſie verkündigt. Zum Andenken zu kurzer Minuten 340. Ins Stammbuch eines Badeners. [Bayreuth, 14. Okt. 1817] 30 Haſt du geſehen und recht geliebt: ſo gibts keinen Abſchied mehr; denn kannſt du von deinen eignen Gedanken ſcheiden? —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/159
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/159>, abgerufen am 04.12.2024.