Hier, mein Alter, das Kapital mit Dank-Zins! -- Nach meinem Gleichnis für Flora als Frühling und Herbst zugleich, brachten Sie mir das schönere zweite, die Orangerie, die zugleich Blüte und5 Frucht ist.
330. An Emanuel.
[Bayreuth, 28. Sept. 1817]
Guten eiligsten Morgen, Emanuel! Ich bitte um Voßens Briefe zum Beantworten. Gehen Sie mit der Dintenflasche so um10 wie ich mit Ihrer Bischoffflasche.
331. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 28. Sept. 1817 [Sonntag]
Mein alter guter lieber Heinrich! Diesen Namen lieb' ich be- sonders; auch weil mein bester (verstorbner) Bruder so hieß. --15 Durch deine Briefe wohn' ich ordentlich bei dir und folglich in Heidelberg noch fort, dessen Vielgestirn mir niemal untergehen soll. -- Ich wollte nur, du hättest sinesisches Seidenpapier den Bogen zu 101/4 frankf. Ellen, worauf die Zeitung gedruckt wird, damit du dich weniger kurz zu fassen brauchtest. Deine Urtheile und Menschen-20 abschattungen sind immer treffend. -- Der niedrige Krause soll mich nie wie ein Taucher die Seeenten, zu sich hinunter ziehen. Was ich gegen den Nachdruck zu sagen wußte, hab' ich ja schon im vorjährigen Morgenblatt weitläuftig gesagt. Krause antwortet, wie oft Weiber, meistens auf etwas anderes. -- Erschüttert hat mich der25 im Wissen barbareske Hartung mit der Nachrede von Barbarsein gegen meine Kinder, gegen sie, diese seeligsten der Kinder. Nie übrigens durfte der Unbedeutende mich seinen Freund nennen; aber zu meinem Feinde hab' ich den Zudringlichen durch meine strenge Weigerung gegen die Wagnersche Philosophie gemacht, die er vor mir nach-30 und vorbeten wollte; und ich ließ ihn zuletzt ergrimmt abziehen. -- Sage der guten Hofräthin Dapping meinen herzlichen Dank für den abendrothen Abend -- und der guten Sophie für Suppe und
329. An Emanuel.
[Bayreuth, 26. Sept. 1817]
Hier, mein Alter, das Kapital mit Dank-Zins! — Nach meinem Gleichnis für Flora als Frühling und Herbſt zugleich, brachten Sie mir das ſchönere zweite, die Orangerie, die zugleich Blüte und5 Frucht iſt.
330. An Emanuel.
[Bayreuth, 28. Sept. 1817]
Guten eiligſten Morgen, Emanuel! Ich bitte um Voßens Briefe zum Beantworten. Gehen Sie mit der Dintenflaſche ſo um10 wie ich mit Ihrer Biſchoffflaſche.
331. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 28. Sept. 1817 [Sonntag]
Mein alter guter lieber Heinrich! Dieſen Namen lieb’ ich be- ſonders; auch weil mein beſter (verſtorbner) Bruder ſo hieß. —15 Durch deine Briefe wohn’ ich ordentlich bei dir und folglich in Heidelberg noch fort, deſſen Vielgeſtirn mir niemal untergehen ſoll. — Ich wollte nur, du hätteſt ſineſiſches Seidenpapier den Bogen zu 10¼ frankf. Ellen, worauf die Zeitung gedruckt wird, damit du dich weniger kurz zu faſſen brauchteſt. Deine Urtheile und Menſchen-20 abſchattungen ſind immer treffend. — Der niedrige Krause ſoll mich nie wie ein Taucher die Seeenten, zu ſich hinunter ziehen. Was ich gegen den Nachdruck zu ſagen wußte, hab’ ich ja ſchon im vorjährigen Morgenblatt weitläuftig geſagt. Krause antwortet, wie oft Weiber, meiſtens auf etwas anderes. — Erſchüttert hat mich der25 im Wiſſen barbareſke Hartung mit der Nachrede von Barbarſein gegen meine Kinder, gegen ſie, dieſe ſeeligſten der Kinder. Nie übrigens durfte der Unbedeutende mich ſeinen Freund nennen; aber zu meinem Feinde hab’ ich den Zudringlichen durch meine ſtrenge Weigerung gegen die Wagnersche Philoſophie gemacht, die er vor mir nach-30 und vorbeten wollte; und ich ließ ihn zuletzt ergrimmt abziehen. — Sage der guten Hofräthin Dapping meinen herzlichen Dank für den abendrothen Abend — und der guten Sophie für Suppe und
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329. An Emanuel.
[Bayreuth, 26. Sept. 1817]
Hier, mein Alter, das Kapital mit Dank-Zins! — Nach meinem
Gleichnis für Flora als Frühling und Herbſt zugleich, brachten Sie
mir das ſchönere zweite, die Orangerie, die zugleich Blüte und 5
Frucht iſt.
330. An Emanuel.
[Bayreuth, 28. Sept. 1817]
Guten eiligſten Morgen, Emanuel! Ich bitte um Voßens
Briefe zum Beantworten. Gehen Sie mit der Dintenflaſche ſo um 10
wie ich mit Ihrer Biſchoffflaſche.
331. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 28. Sept. 1817 [Sonntag]
Mein alter guter lieber Heinrich! Dieſen Namen lieb’ ich be-
ſonders; auch weil mein beſter (verſtorbner) Bruder ſo hieß. — 15
Durch deine Briefe wohn’ ich ordentlich bei dir und folglich in
Heidelberg noch fort, deſſen Vielgeſtirn mir niemal untergehen ſoll.
— Ich wollte nur, du hätteſt ſineſiſches Seidenpapier den Bogen zu
10¼ frankf. Ellen, worauf die Zeitung gedruckt wird, damit du dich
weniger kurz zu faſſen brauchteſt. Deine Urtheile und Menſchen- 20
abſchattungen ſind immer treffend. — Der niedrige Krause ſoll mich
nie wie ein Taucher die Seeenten, zu ſich hinunter ziehen. Was ich
gegen den Nachdruck zu ſagen wußte, hab’ ich ja ſchon im vorjährigen
Morgenblatt weitläuftig geſagt. Krause antwortet, wie oft
Weiber, meiſtens auf etwas anderes. — Erſchüttert hat mich der 25
im Wiſſen barbareſke Hartung mit der Nachrede von Barbarſein
gegen meine Kinder, gegen ſie, dieſe ſeeligſten der Kinder. Nie übrigens
durfte der Unbedeutende mich ſeinen Freund nennen; aber zu meinem
Feinde hab’ ich den Zudringlichen durch meine ſtrenge Weigerung
gegen die Wagnersche Philoſophie gemacht, die er vor mir nach- 30
und vorbeten wollte; und ich ließ ihn zuletzt ergrimmt abziehen. —
Sage der guten Hofräthin Dapping meinen herzlichen Dank für
den abendrothen Abend — und der guten Sophie für Suppe und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/156>, abgerufen am 20.07.2024.
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