Ich bitte Sie, die Zeilen im Siebenkäs so weit auseinander zu rücken als in der unsichtbaren Loge geschehen, um dem Auge das Lesen des kleinen Drucks zu erleichtern.
Haben Sie die Güte, beiliegende Briefe recht bald abgeben zu lassen.5
Ihren Wunsch, einen beschreibenden Text zu Ihren Kupferstichen zu geben, konnt' ich aus Mangel an Zeit nicht erfüllen; wozu noch die Schwierigkeit trat, bestimmte Gegenden zu schildern, da ich bisher nur selber geschaffne darzustellen gewohnt war.
Leben Sie wol!10
Ihr ergebner Dr. Jean Paul Fr. Richter
* 320. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Eilig
Baireut d. 5 Sept. 1817
Mein guter Voß! Dein Blättchen war mir der letzte schöne15 Nachhall vom geliebten Heidelberg und ich danke dir recht. Du kannst mich leichter erfreuen als ich dich; da du Bekanntes fort- und ich nur Unbekanntes anspinne.
Der 1te B[and] des Siebenkaes bringt dieses Blättchen mit.
Mein gelehrtesHeidelberg kann ich mir hier nicht ersetzen;20 blos das geliebte durch das Leben in der Familie.
Im Sturm des Abschieds vergaß ich ganz die Rechnung des Graves Franz weins von Paulus zu fodern; quäle sie ihnen doch ab.
Wie wird mich nach einem 1/2 Jahre oder im Frühling das Sehnen nach eueren Strömen und Bergen und Herzen quälen! Jetzo hör'25 ich noch gar von einem 2ten Wege über Anspach dahin, der mich den verdrüßlichen alten nicht berühren läßt.
Habe Dank, du guter warmer Mensch, für alle deine Liebe und deren Thaten. Es begegne dir recht oft dein Ebenbild! -- Grüße den herzvollen Dittmar und den Dichter Carove -- auch Hegel und30 Frau, Thieleman und Frau, und Kreuzer und Daub! Lebe wol!
Dein Jean Paul Fr. Richter
Grüße außer der Heinze auch die Dapping und frage die Mädchen über die Freuden des Pauls-Tanzes.35
Ich bitte Sie, die Zeilen im Siebenkäs ſo weit auseinander zu rücken als in der unſichtbaren Loge geſchehen, um dem Auge das Leſen des kleinen Drucks zu erleichtern.
Haben Sie die Güte, beiliegende Briefe recht bald abgeben zu laſſen.5
Ihren Wunſch, einen beſchreibenden Text zu Ihren Kupferſtichen zu geben, konnt’ ich aus Mangel an Zeit nicht erfüllen; wozu noch die Schwierigkeit trat, beſtimmte Gegenden zu ſchildern, da ich bisher nur ſelber geſchaffne darzuſtellen gewohnt war.
Leben Sie wol!10
Ihr ergebner Dr. Jean Paul Fr. Richter
* 320. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Eilig
Baireut d. 5 Sept. 1817
Mein guter Voß! Dein Blättchen war mir der letzte ſchöne15 Nachhall vom geliebten Heidelberg und ich danke dir recht. Du kannſt mich leichter erfreuen als ich dich; da du Bekanntes fort- und ich nur Unbekanntes anſpinne.
Der 1te B[and] des Siebenkaes bringt dieſes Blättchen mit.
Mein gelehrtesHeidelberg kann ich mir hier nicht erſetzen;20 blos das geliebte durch das Leben in der Familie.
Im Sturm des Abſchieds vergaß ich ganz die Rechnung des Graves 〈Franz〉 weins von Paulus zu fodern; quäle ſie ihnen doch ab.
Wie wird mich nach einem ½ Jahre oder im Frühling das Sehnen nach eueren Strömen und Bergen und Herzen quälen! Jetzo hör’25 ich noch gar von einem 2ten Wege über Anspach dahin, der mich den verdrüßlichen alten nicht berühren läßt.
Habe Dank, du guter warmer Menſch, für alle deine Liebe und deren Thaten. Es begegne dir recht oft dein Ebenbild! — Grüße den herzvollen Dittmar und den Dichter Carové — auch Hegel und30 Frau, Thieleman und Frau, und Kreuzer und Daub! Lebe wol!
Dein Jean Paul Fr. Richter
Grüße außer der Heinze auch die Dapping und frage die Mädchen über die Freuden des Pauls-Tanzes.35
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[144/0151]
Ich bitte Sie, die Zeilen im Siebenkäs ſo weit auseinander zu
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Leſen des kleinen Drucks zu erleichtern.
Haben Sie die Güte, beiliegende Briefe recht bald abgeben zu
laſſen. 5
Ihren Wunſch, einen beſchreibenden Text zu Ihren Kupferſtichen
zu geben, konnt’ ich aus Mangel an Zeit nicht erfüllen; wozu noch
die Schwierigkeit trat, beſtimmte Gegenden zu ſchildern, da ich
bisher nur ſelber geſchaffne darzuſtellen gewohnt war.
Leben Sie wol! 10
Ihr ergebner
Dr. Jean Paul Fr. Richter
* 320. An Heinrich Voß in Heidelberg.
EiligBaireut d. 5 Sept. 1817
Mein guter Voß! Dein Blättchen war mir der letzte ſchöne 15
Nachhall vom geliebten Heidelberg und ich danke dir recht. Du
kannſt mich leichter erfreuen als ich dich; da du Bekanntes fort- und
ich nur Unbekanntes anſpinne.
Der 1te B[and] des Siebenkaes bringt dieſes Blättchen mit.
Mein gelehrtes Heidelberg kann ich mir hier nicht erſetzen; 20
blos das geliebte durch das Leben in der Familie.
Im Sturm des Abſchieds vergaß ich ganz die Rechnung des
Graves 〈Franz〉 weins von Paulus zu fodern; quäle ſie ihnen doch ab.
Wie wird mich nach einem ½ Jahre oder im Frühling das Sehnen
nach eueren Strömen und Bergen und Herzen quälen! Jetzo hör’ 25
ich noch gar von einem 2ten Wege über Anspach dahin, der mich
den verdrüßlichen alten nicht berühren läßt.
Habe Dank, du guter warmer Menſch, für alle deine Liebe und
deren Thaten. Es begegne dir recht oft dein Ebenbild! — Grüße
den herzvollen Dittmar und den Dichter Carové — auch Hegel und 30
Frau, Thieleman und Frau, und Kreuzer und Daub! Lebe wol!
Dein
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/151>, abgerufen am 21.07.2024.
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