gestürzt -- und lange weine die Freude vor Ihnen und erst spät die Trauer um Sie!
Baireuth d. 9 Febr. 1815.5 [Spaltenumbruch]
Euerer Kaiserlichen Majestät allerunterthänigster Jean Paul Friedr. Richter
26. An den Fürsten Metternich in Wien.
[Kopie][Bayreuth, 9. Febr. 1815]
Es ist kühn, aber nicht zu kühn, vor Ew. D[urchlaucht], während Sie die Wage halten, worin ganzen Ländern Glück und Zukunft zugewogen wird, die kleine Angelegenheit eines Einzelnen zu bringen.10 Wie dem Geiste nichts zu groß ist, so ist der Güte nichts zu klein.
An die Ihrige richtet sich meine Bitte und Hoffnung.
Im Jahre 1808 erhielt ich nach einem fast dreißigjährigen Schriftstelleramte die erste und letzte Aufmunterung von einem Fürsten, nämlich eine Pension von 1000 fl. jährlich, von des vorigen15 Frankfurtischen Großherzogs königlicher Hoheit.
Noch das letzte Quartal des Jahrs 1813 nach der Beglückung Deutschlands wurde bezahlt; darauf aber wurde die weitere Bezah- lung von dem höchstpreislichen Generalgouvernement bis auf höhere Entscheidung verweigert.20
An diese höhere Entscheidung wend' ich mich hier bittend und hoffend. Euer Durchlaucht werden, als Günstling der Musen, gewiß auch deren Gönner bleiben; und der geistige Nepotismus, wenn Sie am meisten befördern, was Ihrem Geiste am nächsten anverwandt ist, nämlich die Wissenschaft, ist die schönste Partei-25 lichkeit, welche ein so großer Staatsmann wie Euer Durchlaucht zeigt.
Die hohen Verbündeten, welche eben so wol für deutsche Wissen- schaft als für deutsche Freiheit und zugleich für Parnaß und Thronen gestritten, werden gewiß die Unterstützung eines Schriftstellers, der30 auch in den gefährlichsten Zeiten immer nur für Deutsche geschrieben zurückzunehmen und aufzuheben nicht gebieten.
Möge die Güte E[uer] D[urchlaucht] es verzeihen, daß ich ein Auge, das jetzo nur auf der großen Länderkarte ruht und mißt, auf das kaum sichtbare Pünktchen einer Einsiedelei zu leiten gewagt!35
geſtürzt — und lange weine die Freude vor Ihnen und erſt ſpät die Trauer um Sie!
Baireuth d. 9 Febr. 1815.5 [Spaltenumbruch]
Euerer Kaiſerlichen Majeſtät allerunterthänigſter Jean Paul Friedr. Richter
26. An den Fürſten Metternich in Wien.
[Kopie][Bayreuth, 9. Febr. 1815]
Es iſt kühn, aber nicht zu kühn, vor Ew. D[urchlaucht], während Sie die Wage halten, worin ganzen Ländern Glück und Zukunft zugewogen wird, die kleine Angelegenheit eines Einzelnen zu bringen.10 Wie dem Geiſte nichts zu groß iſt, ſo iſt der Güte nichts zu klein.
An die Ihrige richtet ſich meine Bitte und Hoffnung.
Im Jahre 1808 erhielt ich nach einem faſt dreißigjährigen Schriftſtelleramte die erſte und letzte Aufmunterung von einem Fürſten, nämlich eine Penſion von 1000 fl. jährlich, von des vorigen15 Frankfurtiſchen Großherzogs königlicher Hoheit.
Noch das letzte Quartal des Jahrs 1813 nach der Beglückung Deutſchlands wurde bezahlt; darauf aber wurde die weitere Bezah- lung von dem höchſtpreislichen Generalgouvernement bis auf höhere Entſcheidung verweigert.20
An dieſe höhere Entſcheidung wend’ ich mich hier bittend und hoffend. Euer Durchlaucht werden, als Günſtling der Muſen, gewiß auch deren Gönner bleiben; und der geiſtige Nepotiſmus, wenn Sie am meiſten befördern, was Ihrem Geiſte am nächſten anverwandt iſt, nämlich die Wiſſenſchaft, iſt die ſchönſte Partei-25 lichkeit, welche ein ſo großer Staatsmann wie Euer Durchlaucht zeigt.
Die hohen Verbündeten, welche eben ſo wol für deutſche Wiſſen- ſchaft als für deutſche Freiheit und zugleich für Parnaß und Thronen geſtritten, werden gewiß die Unterſtützung eines Schriftſtellers, der30 auch in den gefährlichſten Zeiten immer nur für Deutſche geſchrieben zurückzunehmen und aufzuheben nicht gebieten.
Möge die Güte E[uer] D[urchlaucht] es verzeihen, daß ich ein Auge, das jetzo nur auf der großen Länderkarte ruht und mißt, auf das kaum ſichtbare Pünktchen einer Einſiedelei zu leiten gewagt!35
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geſtürzt — und lange weine die Freude vor Ihnen und erſt ſpät die
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Baireuth d. 9 Febr.
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Euerer Kaiſerlichen Majeſtät
allerunterthänigſter
Jean Paul Friedr. Richter
26. An den Fürſten Metternich in Wien.
[Bayreuth, 9. Febr. 1815]
Es iſt kühn, aber nicht zu kühn, vor Ew. D[urchlaucht], während
Sie die Wage halten, worin ganzen Ländern Glück und Zukunft
zugewogen wird, die kleine Angelegenheit eines Einzelnen zu bringen. 10
Wie dem Geiſte nichts zu groß iſt, ſo iſt der Güte nichts zu klein.
An die Ihrige richtet ſich meine Bitte und Hoffnung.
Im Jahre 1808 erhielt ich nach einem faſt dreißigjährigen
Schriftſtelleramte die erſte und letzte Aufmunterung von einem
Fürſten, nämlich eine Penſion von 1000 fl. jährlich, von des vorigen 15
Frankfurtiſchen Großherzogs königlicher Hoheit.
Noch das letzte Quartal des Jahrs 1813 nach der Beglückung
Deutſchlands wurde bezahlt; darauf aber wurde die weitere Bezah-
lung von dem höchſtpreislichen Generalgouvernement bis auf höhere
Entſcheidung verweigert. 20
An dieſe höhere Entſcheidung wend’ ich mich hier bittend und
hoffend. Euer Durchlaucht werden, als Günſtling der Muſen,
gewiß auch deren Gönner bleiben; und der geiſtige Nepotiſmus,
wenn Sie am meiſten befördern, was Ihrem Geiſte am nächſten
anverwandt iſt, nämlich die Wiſſenſchaft, iſt die ſchönſte Partei- 25
lichkeit, welche ein ſo großer Staatsmann wie Euer Durchlaucht
zeigt.
Die hohen Verbündeten, welche eben ſo wol für deutſche Wiſſen-
ſchaft als für deutſche Freiheit und zugleich für Parnaß und Thronen
geſtritten, werden gewiß die Unterſtützung eines Schriftſtellers, der 30
auch in den gefährlichſten Zeiten immer nur für Deutſche geſchrieben
zurückzunehmen und aufzuheben nicht gebieten.
Möge die Güte E[uer] D[urchlaucht] es verzeihen, daß ich ein
Auge, das jetzo nur auf der großen Länderkarte ruht und mißt, auf
das kaum ſichtbare Pünktchen einer Einſiedelei zu leiten gewagt! 35
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/14>, abgerufen am 16.07.2024.
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