Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.verjüngt. Wahrlich deine Kopf- und Augenleiden könnte ein halb Lasse mir doch ein Bischen antworten, geliebter Heinrich! Lebe Dein alter Jean Paul Fr. Richter 273. An Georg Reimer in Berlin. Baireut d. 10. Apr. 181715abgeschickt den 15ten Auf Ihre Antwort vom 18ten Febr. hätt' ich -- da ich alle Ihre *) Wie würde aber dieser Einzelne vor der Welt, die mich liebt, da-
stehen, wenn ich ihn mit seinem Interdikte hinstellte?35 verjüngt. Wahrlich deine Kopf- und Augenleiden könnte ein halb Laſſe mir doch ein Bischen antworten, geliebter Heinrich! Lebe Dein alter Jean Paul Fr. Richter 273. An Georg Reimer in Berlin. Baireut d. 10. Apr. 181715abgeſchickt den 15ten Auf Ihre Antwort vom 18ten Febr. hätt’ ich — da ich alle Ihre *) Wie würde aber dieſer Einzelne vor der Welt, die mich liebt, da-
ſtehen, wenn ich ihn mit ſeinem Interdikte hinſtellte?35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0113" n="108"/> verjüngt. Wahrlich deine Kopf- und Augenleiden könnte ein halb<lb/> ſo ſtarker Magnetiſör als du in deiner Jugend geweſen wäreſt, heben,<lb/> oder doch mildern. Bitte deine guten Schweſtern, die ich mit Liebe<lb/> grüße, daß ſie dir zureden. Ach mit welcher Begeiſterung und alſo<lb/> tauſendfach ſtärkerer Eingreifung würde eine Hand — meine gar<lb n="5"/> vollends — über ein ſo hohes und geiſtiges Angeſicht wie deines<lb/> ſich hinbewegen und deine Gifte ausſaugen wie altdeutſche Weiber<lb/> ihren Männern.</p><lb/> <p>Laſſe mir doch ein Bischen antworten, geliebter Heinrich! Lebe<lb/> wol, wol, wol!<lb n="10"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Dein<lb/> alter<lb/> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>273. An <hi rendition="#g">Georg Reimer in Berlin.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 10. Apr. 1817<lb n="15"/> abgeſchickt den 15<hi rendition="#sup">ten</hi></hi> </dateline><lb/> <p>Auf Ihre Antwort vom 18<hi rendition="#sup">ten</hi> Febr. hätt’ ich — da ich alle Ihre<lb/> Wünſche erfülle — längſt geantwortet, wenn ich nicht erſt meine<lb/> Gefühle bei der Stelle: „ſollten wir uns nicht vereinigen, ſo werd’<lb/> „ich dem anderweitigen Druck oder wenigſtens dem Vertrieb einer<lb n="20"/> „neuen Auflage ꝛc.ꝛc. mit denjenigen Mitteln zu begegnen ſuchen ꝛc.ꝛc.ꝛc.“<lb/> hätte wollen erkalten laſſen. Welcher Fürſt könnte oder würde mir<lb/> 10 oder 15 Bogen neuer Arbeit verbieten oder dem Publikum?<lb/> Ihre Entſchädigung könnte er mir blos gebieten, wenn ich ſie ver-<lb/> weigerte. Geſetzt, Sie wären nicht der Mann von Billigkeit, wofür<lb n="25"/> ich und der allgemeine Ruf Sie anerkennen, ſo brauchten Sie ja nur<lb/> auf einer unveränderten Auflage oder auf unannehmlichen Bedin-<lb/> gungen zu beſtehen: ſo wären mein Geiſt und meine Leſewelt unter<lb/> das merkantiliſche Interdikt eines Einzelnen gelegt.<note place="foot" n="*)">Wie würde aber dieſer Einzelne vor der Welt, die mich liebt, da-<lb/> ſtehen, wenn ich ihn mit ſeinem Interdikte hinſtellte?<lb n="35"/> </note> — Auch ver-<lb/> mengen Sie in Ihrem Briefe Auflage mit Ausgabe. Pr[eußiſches]<lb n="30"/> Landr[echt] Th. 1. Tit. 11. § 1012: „Wenn aber eine Schrift in<lb/> verändertem Formate (was ich aber hier zu günſtig für den Autor<lb/> finde) oder <hi rendition="#g">mit Veränderungen</hi> im Inhalte neu gedruckt wird,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0113]
verjüngt. Wahrlich deine Kopf- und Augenleiden könnte ein halb
ſo ſtarker Magnetiſör als du in deiner Jugend geweſen wäreſt, heben,
oder doch mildern. Bitte deine guten Schweſtern, die ich mit Liebe
grüße, daß ſie dir zureden. Ach mit welcher Begeiſterung und alſo
tauſendfach ſtärkerer Eingreifung würde eine Hand — meine gar 5
vollends — über ein ſo hohes und geiſtiges Angeſicht wie deines
ſich hinbewegen und deine Gifte ausſaugen wie altdeutſche Weiber
ihren Männern.
Laſſe mir doch ein Bischen antworten, geliebter Heinrich! Lebe
wol, wol, wol! 10
Dein
alter
Jean Paul Fr. Richter
273. An Georg Reimer in Berlin.
Baireut d. 10. Apr. 1817 15
abgeſchickt den 15ten
Auf Ihre Antwort vom 18ten Febr. hätt’ ich — da ich alle Ihre
Wünſche erfülle — längſt geantwortet, wenn ich nicht erſt meine
Gefühle bei der Stelle: „ſollten wir uns nicht vereinigen, ſo werd’
„ich dem anderweitigen Druck oder wenigſtens dem Vertrieb einer 20
„neuen Auflage ꝛc.ꝛc. mit denjenigen Mitteln zu begegnen ſuchen ꝛc.ꝛc.ꝛc.“
hätte wollen erkalten laſſen. Welcher Fürſt könnte oder würde mir
10 oder 15 Bogen neuer Arbeit verbieten oder dem Publikum?
Ihre Entſchädigung könnte er mir blos gebieten, wenn ich ſie ver-
weigerte. Geſetzt, Sie wären nicht der Mann von Billigkeit, wofür 25
ich und der allgemeine Ruf Sie anerkennen, ſo brauchten Sie ja nur
auf einer unveränderten Auflage oder auf unannehmlichen Bedin-
gungen zu beſtehen: ſo wären mein Geiſt und meine Leſewelt unter
das merkantiliſche Interdikt eines Einzelnen gelegt. *) — Auch ver-
mengen Sie in Ihrem Briefe Auflage mit Ausgabe. Pr[eußiſches] 30
Landr[echt] Th. 1. Tit. 11. § 1012: „Wenn aber eine Schrift in
verändertem Formate (was ich aber hier zu günſtig für den Autor
finde) oder mit Veränderungen im Inhalte neu gedruckt wird,
*) Wie würde aber dieſer Einzelne vor der Welt, die mich liebt, da-
ſtehen, wenn ich ihn mit ſeinem Interdikte hinſtellte? 35
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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