meines an. Nur erlauben Sie meinen Papieren anderthalb Re- spekt- oder Respitmonate, oder sächsische 6 Wochenfrist zu deren Einbringung. Ich hatte mir oder meinem Körper eben 4 Wochen Ferien gegeben, welche darin bestehen, daß ich lese, exzerpiere, Bücher und Papiere ordne, für mich schreibe -- aber nicht für das5 Publikum. Ich hatte diesen Sommer hindurch, ein Terzianfieber -- seit meiner Kindheit die erste Krankheit -- doch braucht' ich (seit 40 Jahren) weder Bett noch Arzt und machte am Zwischen- tage Satiren z. B. für den Kriegskalender, ja ich konnte (bei meiner Heiterkeit des Kopfes sogar im Fieber, das ich durch philo-10 sophische Werke zu vergessen suchte) fortarbeiten bis ans Frost- zittern der Schreibhand hinan. Indeß fodert dieses in seiner Art so einzige Wechselfieber von ganz Deutschland noch immer Scho- nung für den langsam-geheilten Körper; denn nur Nachzügler nach Nachzüglern zogen fort.15
Ihre Ankündigung ist vortrefflich; blos das viel zu harte und unwahre Wort "unterjocht" ausgenommen und den Titel; denn vaterländisches Museum hieße demnach: griechisches Museum. -- Das Honorar bestimmen Sie für meine Kleinigkeiten selber; nur aber nicht deßhalb -- wie Sie schon früh[er] einmal gethan --20 eines über meine möglichen gerechten Wünsche hinaus.
Zimmermanns Aufsatz hatte mich längst begeistert. -- Die Er- hebungen -- ein trefflicher Titel -- hab' ich noch nicht gesehen im illiterarischen Bayreuth; aber Herrmann, den ein Freundes-Paar wie Benecke und Villers lobt, muß seinen Namen verdienen. Es25 war mir unmöglich, ihm etwas aus den Daemmerungen zu senden, da Cotta daraus exzerpierte --*) Und dabei hole der Teufel die35 Posten, die uns ordentlich die immergrünende Kontribuzion auf- legen, ja die sogar dem frankierten Briefe sein Recht so wegrauben, daß man den Muth nicht hat, wieder zu frankieren; wenigstens30 in nordischer Korrespondenz kann ein Brief-Empfänger durch Franko verarmen.
*) Überhaupt zersplittere ich mich jetzt ordentlich durch die Miniaturstücke, die mir immer von Almanachs Redaktören etc. etc. abgedrungen werden; und die größern freiern Werke werden kaum angefangen.
meines an. Nur erlauben Sie meinen Papieren anderthalb Re- ſpekt- oder Reſpitmonate, oder ſächſiſche 6 Wochenfriſt zu deren Einbringung. Ich hatte mir oder meinem Körper eben 4 Wochen Ferien gegeben, welche darin beſtehen, daß ich leſe, exzerpiere, Bücher und Papiere ordne, für mich ſchreibe — aber nicht für das5 Publikum. Ich hatte dieſen Sommer hindurch, ein Terzianfieber — ſeit meiner Kindheit die erſte Krankheit — doch braucht’ ich (ſeit 40 Jahren) weder Bett noch Arzt und machte am Zwiſchen- tage Satiren z. B. für den Kriegskalender, ja ich konnte (bei meiner Heiterkeit des Kopfes ſogar im Fieber, das ich durch philo-10 ſophiſche Werke zu vergeſſen ſuchte) fortarbeiten bis ans Froſt- zittern der Schreibhand hinan. Indeß fodert dieſes in ſeiner Art ſo einzige Wechſelfieber von ganz Deutſchland noch immer Scho- nung für den langſam-geheilten Körper; denn nur Nachzügler nach Nachzüglern zogen fort.15
Ihre Ankündigung iſt vortrefflich; blos das viel zu harte und unwahre Wort „unterjocht“ ausgenommen und den Titel; denn vaterländiſches Muſeum hieße demnach: griechiſches Muſeum. — Das Honorar beſtimmen Sie für meine Kleinigkeiten ſelber; nur aber nicht deßhalb — wie Sie ſchon früh[er] einmal gethan —20 eines über meine möglichen gerechten Wünſche hinaus.
Zimmermanns Aufſatz hatte mich längſt begeiſtert. — Die Er- hebungen — ein trefflicher Titel — hab’ ich noch nicht geſehen im illiterariſchen Bayreuth; aber Herrmann, den ein Freundes-Paar wie Benecke und Villers lobt, muß ſeinen Namen verdienen. Es25 war mir unmöglich, ihm etwas aus den Daemmerungen zu ſenden, da Cotta daraus exzerpierte —*) Und dabei hole der Teufel die35 Poſten, die uns ordentlich die immergrünende Kontribuzion auf- legen, ja die ſogar dem frankierten Briefe ſein Recht ſo wegrauben, daß man den Muth nicht hat, wieder zu frankieren; wenigſtens30 in nordiſcher Korreſpondenz kann ein Brief-Empfänger durch Franko verarmen.
*) Überhaupt zerſplittere ich mich jetzt ordentlich durch die Miniaturſtücke, die mir immer von Almanachs Redaktören ꝛc. ꝛc. abgedrungen werden; und die größern freiern Werke werden kaum angefangen.
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Publikum. Ich hatte dieſen Sommer hindurch, ein Terzianfieber
— ſeit meiner Kindheit die erſte Krankheit — doch braucht’ ich
(ſeit 40 Jahren) weder Bett noch Arzt und machte am Zwiſchen-
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meiner Heiterkeit des Kopfes ſogar im Fieber, das ich durch philo- 10
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nach Nachzüglern zogen fort. 15
Ihre Ankündigung iſt vortrefflich; blos das viel zu harte und
unwahre Wort „unterjocht“ ausgenommen und den Titel; denn
vaterländiſches Muſeum hieße demnach: griechiſches Muſeum. —
Das Honorar beſtimmen Sie für meine Kleinigkeiten ſelber; nur
aber nicht deßhalb — wie Sie ſchon früh[er] einmal gethan — 20
eines über meine möglichen gerechten Wünſche hinaus.
Zimmermanns Aufſatz hatte mich längſt begeiſtert. — Die Er-
hebungen — ein trefflicher Titel — hab’ ich noch nicht geſehen im
illiterariſchen Bayreuth; aber Herrmann, den ein Freundes-Paar
wie Benecke und Villers lobt, muß ſeinen Namen verdienen. Es 25
war mir unmöglich, ihm etwas aus den Daemmerungen zu ſenden,
da Cotta daraus exzerpierte — *) Und dabei hole der Teufel die 35
Poſten, die uns ordentlich die immergrünende Kontribuzion auf-
legen, ja die ſogar dem frankierten Briefe ſein Recht ſo wegrauben,
daß man den Muth nicht hat, wieder zu frankieren; wenigſtens 30
in nordiſcher Korreſpondenz kann ein Brief-Empfänger durch
Franko verarmen.
*) Überhaupt zerſplittere ich mich jetzt ordentlich durch die Miniaturſtücke,
die mir immer von Almanachs Redaktören ꝛc. ꝛc. abgedrungen werden; und die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/92>, abgerufen am 22.11.2024.
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