Dank dem Danke, dem nichts fehlt als die Farbe des Undanks -- nämlich Schwärze. Ihre Gedanken verdienen nämlich dauerhafter und schwärzer geschrieben zu werden als mit der elenden Dinte ge-5 schieht, die Sie wieder haben. Senden Sie mir doch das Fläschchen wieder. Meine, anfangs bleich, wird dann recht schwarz.
Hier leider nur 24 kr.
200. An Emanuel.
[Bayreuth, 9. Dez. 1809]10
Guter Emanuel! Beide Leute meinen es freilich recht gut sogar bei Irrthümern, welche freilich oft 1 fl. 39 kr. rh. kosten, nicht sie, sondern Sie. Die gute W[ilhelmine] heilt wahrscheinlich kein Arzt und Ort -- wahrscheinlicher ein Jahrzehend, sobald sie es über- lebt. -- Auch ich finde närrische Undeutlichkeiten; aber blos weil15 ich keine andern Briefe lese als die an mich und für mich (nämlich von Ihnen). Langermann oder irgend ein trefflicher Arzt hilft nicht, wie etwan Gott, aus der Ferne herab. Allerdings hälfe mehr erstlich die Reise zu uns, dann das Dableiben; nur ist Brief- und Weiber-Porto stark. -- Überall aber erscheint der Mann mir20 ächt und gut -- weiter als es nur sonst ein Edelmann ist -- und er steht in seiner Unbefangenheit eigentlich höher als er weiß und sie selber.
201. An Emilie Harmes (gesch. v. Berlepsch) in Füllbach.
[Kopie][Bayreuth, 10. Dez. 1809]25
-- Willkommen aus der deutschen Schweiz in die deutsche Schweizerei! -- Vordichterin eines schweiz[erischen] Festes -- Die Zeit hat mich zwar gereift und meine zu weichen Rosendornen besser gehärtet [-- von außen ist mein Leben ziemlich öde] -- Leichter werden 1000 Männer von Kraft und Talent als 1 Frau von beiden,30 glücklich und beruhigt, für welche letztere weder der gewöhnliche noch der ungewöhnliche Mann sich recht fügt.
199. An Emanuel.
[Bayreuth, 5. Dez. 1809]
Dank dem Danke, dem nichts fehlt als die Farbe des Undanks — nämlich Schwärze. Ihre Gedanken verdienen nämlich dauerhafter und ſchwärzer geſchrieben zu werden als mit der elenden Dinte ge-5 ſchieht, die Sie wieder haben. Senden Sie mir doch das Fläſchchen wieder. Meine, anfangs bleich, wird dann recht ſchwarz.
Hier leider nur 24 kr.
200. An Emanuel.
[Bayreuth, 9. Dez. 1809]10
Guter Emanuel! Beide Leute meinen es freilich recht gut ſogar bei Irrthümern, welche freilich oft 1 fl. 39 kr. rh. koſten, nicht ſie, ſondern Sie. Die gute W[ilhelmine] heilt wahrſcheinlich kein Arzt und Ort — wahrſcheinlicher ein Jahrzehend, ſobald ſie es über- lebt. — Auch ich finde närriſche Undeutlichkeiten; aber blos weil15 ich keine andern Briefe leſe als die an mich und für mich (nämlich von Ihnen). Langermann oder irgend ein trefflicher Arzt hilft nicht, wie etwan Gott, aus der Ferne herab. Allerdings hälfe mehr erſtlich die Reiſe zu uns, dann das Dableiben; nur iſt Brief- und Weiber-Porto ſtark. — Überall aber erſcheint der Mann mir20 ächt und gut — weiter als es nur ſonſt ein Edelmann iſt — und er ſteht in ſeiner Unbefangenheit eigentlich höher als er weiß und ſie ſelber.
201. An Emilie Harmes (geſch. v. Berlepſch) in Füllbach.
[Kopie][Bayreuth, 10. Dez. 1809]25
— Willkommen aus der deutſchen Schweiz in die deutſche Schweizerei! — Vordichterin eines ſchweiz[eriſchen] Feſtes — Die Zeit hat mich zwar gereift und meine zu weichen Roſendornen beſſer gehärtet [— von außen iſt mein Leben ziemlich öde] — Leichter werden 1000 Männer von Kraft und Talent als 1 Frau von beiden,30 glücklich und beruhigt, für welche letztere weder der gewöhnliche noch der ungewöhnliche Mann ſich recht fügt.
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[74/0087]
199. An Emanuel.
[Bayreuth, 5. Dez. 1809]
Dank dem Danke, dem nichts fehlt als die Farbe des Undanks —
nämlich Schwärze. Ihre Gedanken verdienen nämlich dauerhafter
und ſchwärzer geſchrieben zu werden als mit der elenden Dinte ge- 5
ſchieht, die Sie wieder haben. Senden Sie mir doch das Fläſchchen
wieder. Meine, anfangs bleich, wird dann recht ſchwarz.
Hier leider nur 24 kr.
200. An Emanuel.
[Bayreuth, 9. Dez. 1809] 10
Guter Emanuel! Beide Leute meinen es freilich recht gut ſogar
bei Irrthümern, welche freilich oft 1 fl. 39 kr. rh. koſten, nicht ſie,
ſondern Sie. Die gute W[ilhelmine] heilt wahrſcheinlich kein Arzt
und Ort — wahrſcheinlicher ein Jahrzehend, ſobald ſie es über-
lebt. — Auch ich finde närriſche Undeutlichkeiten; aber blos weil 15
ich keine andern Briefe leſe als die an mich und für mich (nämlich
von Ihnen). Langermann oder irgend ein trefflicher Arzt hilft
nicht, wie etwan Gott, aus der Ferne herab. Allerdings hälfe
mehr erſtlich die Reiſe zu uns, dann das Dableiben; nur iſt Brief-
und Weiber-Porto ſtark. — Überall aber erſcheint der Mann mir 20
ächt und gut — weiter als es nur ſonſt ein Edelmann iſt — und
er ſteht in ſeiner Unbefangenheit eigentlich höher als er weiß und
ſie ſelber.
201. An Emilie Harmes (geſch. v. Berlepſch) in Füllbach.
[Bayreuth, 10. Dez. 1809] 25
— Willkommen aus der deutſchen Schweiz in die deutſche
Schweizerei! — Vordichterin eines ſchweiz[eriſchen] Feſtes — Die
Zeit hat mich zwar gereift und meine zu weichen Roſendornen beſſer
gehärtet [— von außen iſt mein Leben ziemlich öde] — Leichter
werden 1000 Männer von Kraft und Talent als 1 Frau von beiden, 30
glücklich und beruhigt, für welche letztere weder der gewöhnliche
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/87>, abgerufen am 22.11.2024.
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