Guten Morgen, lieber Emanuel! Eine Handschrift ist in Er- manglung der Hand, doch immer etwas. Jene werden Sie mir gewis schicken, wenn ich Sie in C[aroline]'s Namen frage, wenn5 Amoenens Geburtstag ist.
Dann hab' ich auch meine Bitte. Der katholische Prediger will einen französischen General, der in 7 Monaten in den 4 Welt- theilen war und ein ganzes Paquet Sprachen, also auch Deutsch spricht, mit meinem Gedruckten bekanntmachen. Dazu passen für10 einen Franzosen abgerißne Gedanken am besten. Könnten Sie sich nicht die verschenkte "Chrestomathie aus mir" leihen lassen, um sie mir zu leihen?
Da der Teufel so gut als ich weiß, daß das schönste Wetter einfällt: so will er michs nicht ganz genießen lassen. Mittags15 hab' ich immer ein halbstündiges Frostzittern, aber keine Hitze, das mich indeß hindert am rechten Mittagsessen. Übrigens hab' ich Appetit, Schlaf und das Übrige; aber keine Gehkraft.
Wie hoch steht Convent. zu pr. cour.?
142. An Otto.20
[Bayreuth, 20. Aug. 1809]
Du mußt die Verzögerung der Noten zu deinem Aufsatze mit meinem halbstündigen Quäcker- oder Zitterübel entschuldigen, das der Teufel gerade um 10 Uhr mitten in meine Arbeit wirft.*) Ich kanns wol durch Anstrengung hinausschieben, aber dann wird das25 Mittags Essen auch verschoben. Willst du blos Zusätze machen, so wird dir die jetzige daran reiche Zeit schwerlich erlauben, ihn zu endigen.
Den Brief vom Käse-Mann soll mir Emanuel recht bald zurück schicken. Guten Abend!30
*) Ich fertige jetzt unglaublich wenig für das Publikum; am Ende muß ich Nachmittags daran gehen.
141. An Emanuel.
[Bayreuth, 18. (?) Aug. 1809]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Eine Handſchrift iſt in Er- manglung der Hand, doch immer etwas. Jene werden Sie mir gewis ſchicken, wenn ich Sie in C[aroline]’s Namen frage, wenn5 Amoenens Geburtstag iſt.
Dann hab’ ich auch meine Bitte. Der katholiſche Prediger will einen franzöſiſchen General, der in 7 Monaten in den 4 Welt- theilen war und ein ganzes Paquet Sprachen, alſo auch Deutſch ſpricht, mit meinem Gedruckten bekanntmachen. Dazu paſſen für10 einen Franzoſen abgerißne Gedanken am beſten. Könnten Sie ſich nicht die verſchenkte „Chreſtomathie aus mir“ leihen laſſen, um ſie mir zu leihen?
Da der Teufel ſo gut als ich weiß, daß das ſchönſte Wetter einfällt: ſo will er michs nicht ganz genießen laſſen. Mittags15 hab’ ich immer ein halbſtündiges Froſtzittern, aber keine Hitze, das mich indeß hindert am rechten Mittagseſſen. Übrigens hab’ ich Appetit, Schlaf und das Übrige; aber keine Gehkraft.
Wie hoch ſteht Convent. zu pr. cour.?
142. An Otto.20
[Bayreuth, 20. Aug. 1809]
Du mußt die Verzögerung der Noten zu deinem Aufſatze mit meinem halbſtündigen Quäcker- oder Zitterübel entſchuldigen, das der Teufel gerade um 10 Uhr mitten in meine Arbeit wirft.*) Ich kanns wol durch Anſtrengung hinausſchieben, aber dann wird das25 Mittags Eſſen auch verſchoben. Willſt du blos Zuſätze machen, ſo wird dir die jetzige daran reiche Zeit ſchwerlich erlauben, ihn zu endigen.
Den Brief vom Käſe-Mann ſoll mir Emanuel recht bald zurück ſchicken. Guten Abend!30
*) Ich fertige jetzt unglaublich wenig für das Publikum; am Ende muß ich Nachmittags daran gehen.
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141. An Emanuel.
[Bayreuth, 18. (?) Aug. 1809]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Eine Handſchrift iſt in Er-
manglung der Hand, doch immer etwas. Jene werden Sie mir
gewis ſchicken, wenn ich Sie in C[aroline]’s Namen frage, wenn 5
Amoenens Geburtstag iſt.
Dann hab’ ich auch meine Bitte. Der katholiſche Prediger will
einen franzöſiſchen General, der in 7 Monaten in den 4 Welt-
theilen war und ein ganzes Paquet Sprachen, alſo auch Deutſch
ſpricht, mit meinem Gedruckten bekanntmachen. Dazu paſſen für 10
einen Franzoſen abgerißne Gedanken am beſten. Könnten Sie ſich
nicht die verſchenkte „Chreſtomathie aus mir“ leihen laſſen, um ſie
mir zu leihen?
Da der Teufel ſo gut als ich weiß, daß das ſchönſte Wetter
einfällt: ſo will er michs nicht ganz genießen laſſen. Mittags 15
hab’ ich immer ein halbſtündiges Froſtzittern, aber keine Hitze, das
mich indeß hindert am rechten Mittagseſſen. Übrigens hab’ ich
Appetit, Schlaf und das Übrige; aber keine Gehkraft.
Wie hoch ſteht Convent. zu pr. cour.?
142. An Otto. 20
[Bayreuth, 20. Aug. 1809]
Du mußt die Verzögerung der Noten zu deinem Aufſatze mit
meinem halbſtündigen Quäcker- oder Zitterübel entſchuldigen, das
der Teufel gerade um 10 Uhr mitten in meine Arbeit wirft. *) Ich
kanns wol durch Anſtrengung hinausſchieben, aber dann wird das 25
Mittags Eſſen auch verſchoben. Willſt du blos Zuſätze machen,
ſo wird dir die jetzige daran reiche Zeit ſchwerlich erlauben, ihn zu
endigen.
Den Brief vom Käſe-Mann ſoll mir Emanuel recht bald zurück
ſchicken. Guten Abend! 30
*) Ich fertige jetzt unglaublich wenig für das Publikum; am Ende muß ich
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/57>, abgerufen am 16.02.2025.
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