Der Verf. ist ein heller guter Kopf; aber da er im Allgemeinen bleibt -- bei welchem er sich vielleicht das Besondere denkt -- so helfen seine Regeln gerade so viel als wenn ich dem Menschen-5 geschlechte anrathe: "schlage nur überall den Mittelweg ein und bedenke alles, so wird es schon gehen, oder ich heisse nicht Richter."
Lieber, Sie sollten einzelne Erziehungs Bemerkungen geben; nur wissen Sie nicht, wo Sie anfangen sollen. Am besten wär' es,10 Sie gäben überhaupt Exzerpten aus Ihren Briefen ohne weitere Wahl. Gute Nacht, Alter!
130. An Emanuel.
[Bayreuth, 1. Aug. 1809]
Sind Sie ungefähr um 51/2 Uhr zu Hause? -- Ich habe nur15 eine kurze Frage zu thun und nachher wieder fort zu gehen.
131. An Emanuel.
[Bayreuth, 4. Aug. 1809]
Guten Morgen! Eine Frage für mein Buch: wie viel kann wol der größt mögliche Smaragd in einem Ringe werth sein?20
Könnten Sie doch heute -- wie neulich Waffenstillstand -- so Friede mit großen Buchstaben schreiben!
132. An Otto.
[Bayreuth, 8. Aug. 1809]
Lieber Otto! Emanuels Brief an seinen Vater hab' ich gefunden25 und ihm geschickt.
Gestern nahm ich ein Brechmittel, das mir eine köstliche Nacht gab. Die Geschichte meiner jetzigen Krankheit ist zu lange für ein Stückchen Blättchen; du sollst sie hören nach meiner Heilung. Hier hast du vor der Hand weniger Herder als Müller. Kannst30 du mir die Horen*) geben? Bestelle nur die Bötin wieder zum Füllen ihres Fruchtkörbchens, wenn du im Ausleeren des deinigen gehindert wirst.
*) Die Propyläen hast du wol nicht.
129. An Emanuel.
[Bayreuth, 31. Juli 1809]
Der Verf. iſt ein heller guter Kopf; aber da er im Allgemeinen bleibt — bei welchem er ſich vielleicht das Beſondere denkt — ſo helfen ſeine Regeln gerade ſo viel als wenn ich dem Menſchen-5 geſchlechte anrathe: „ſchlage nur überall den Mittelweg ein und bedenke alles, ſo wird es ſchon gehen, oder ich heiſſe nicht Richter.“
Lieber, Sie ſollten einzelne Erziehungs Bemerkungen geben; nur wiſſen Sie nicht, wo Sie anfangen ſollen. Am beſten wär’ es,10 Sie gäben überhaupt Exzerpten aus Ihren Briefen ohne weitere Wahl. Gute Nacht, Alter!
130. An Emanuel.
[Bayreuth, 1. Aug. 1809]
Sind Sie ungefähr um 5½ Uhr zu Hauſe? — Ich habe nur15 eine kurze Frage zu thun und nachher wieder fort zu gehen.
131. An Emanuel.
[Bayreuth, 4. Aug. 1809]
Guten Morgen! Eine Frage für mein Buch: wie viel kann wol der größt mögliche Smaragd in einem Ringe werth ſein?20
Könnten Sie doch heute — wie neulich Waffenstillstand — ſo Friede mit großen Buchſtaben ſchreiben!
132. An Otto.
[Bayreuth, 8. Aug. 1809]
Lieber Otto! Emanuels Brief an ſeinen Vater hab’ ich gefunden25 und ihm geſchickt.
Geſtern nahm ich ein Brechmittel, das mir eine köſtliche Nacht gab. Die Geſchichte meiner jetzigen Krankheit iſt zu lange für ein Stückchen Blättchen; du ſollſt ſie hören nach meiner Heilung. Hier haſt du vor der Hand weniger Herder als Müller. Kannſt30 du mir die Horen*) geben? Beſtelle nur die Bötin wieder zum Füllen ihres Fruchtkörbchens, wenn du im Ausleeren des deinigen gehindert wirſt.
*) Die Propyläen haſt du wol nicht.
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129. An Emanuel.
[Bayreuth, 31. Juli 1809]
Der Verf. iſt ein heller guter Kopf; aber da er im Allgemeinen
bleibt — bei welchem er ſich vielleicht das Beſondere denkt — ſo
helfen ſeine Regeln gerade ſo viel als wenn ich dem Menſchen- 5
geſchlechte anrathe: „ſchlage nur überall den Mittelweg ein und
bedenke alles, ſo wird es ſchon gehen, oder ich heiſſe nicht Richter.“
Lieber, Sie ſollten einzelne Erziehungs Bemerkungen geben; nur
wiſſen Sie nicht, wo Sie anfangen ſollen. Am beſten wär’ es, 10
Sie gäben überhaupt Exzerpten aus Ihren Briefen ohne weitere
Wahl. Gute Nacht, Alter!
130. An Emanuel.
[Bayreuth, 1. Aug. 1809]
Sind Sie ungefähr um 5½ Uhr zu Hauſe? — Ich habe nur 15
eine kurze Frage zu thun und nachher wieder fort zu gehen.
131. An Emanuel.
[Bayreuth, 4. Aug. 1809]
Guten Morgen! Eine Frage für mein Buch: wie viel kann wol
der größt mögliche Smaragd in einem Ringe werth ſein? 20
Könnten Sie doch heute — wie neulich Waffenstillstand — ſo
Friede mit großen Buchſtaben ſchreiben!
132. An Otto.
[Bayreuth, 8. Aug. 1809]
Lieber Otto! Emanuels Brief an ſeinen Vater hab’ ich gefunden 25
und ihm geſchickt.
Geſtern nahm ich ein Brechmittel, das mir eine köſtliche Nacht
gab. Die Geſchichte meiner jetzigen Krankheit iſt zu lange für ein
Stückchen Blättchen; du ſollſt ſie hören nach meiner Heilung.
Hier haſt du vor der Hand weniger Herder als Müller. Kannſt 30
du mir die Horen *) geben? Beſtelle nur die Bötin wieder zum
Füllen ihres Fruchtkörbchens, wenn du im Ausleeren des deinigen
gehindert wirſt.
*) Die Propyläen haſt du wol nicht.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/53>, abgerufen am 16.02.2025.
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