Morgenblattes-Bogen gibt er mir wirklich 121/2 Ld., d. h. 5 L. für 1 Schmelzle-Bogen. Für die "Traumdichtungen", nur einige Seiten stark, foderte ich im Ganzen 6 L., und er hatt' es auch nicht vergessen; daher ich ihm seinen Brief unnütz zum Erinnern geschickt. -- Bei den 3 L. für Mars ist ein Misverständnis in meinem Briefe5 schuld; ich foderte 6 L. für 1 Bogen. Auch hab ich ihn darüber schon vor 5 Tagen aufgeklärt. -- Willst du mir nicht den Gefallen thun, mir die Titel der Herzogin von Oldenburg, Metternichs, ja Steins [zu] schicken? Um an den mittlern zu schreiben, erwart' ich nur Graf Benzels Antwort, ob meine Pension, was unwahrschein-10 lich, auf Baiern übergegangen. Stegemann wird mir gewiß nützen; und mein Schwiegervater kann ja -- da ich kein Geld brauche, wol aber die Spazier -- nur auf solche Art seiner Tochter nützlich sein. -- Wahrscheinlich hat Alexander (wie ich voraussah) meinen Brief nicht gelesen. Diesen will ich (ohne Buch) auf eine15 gewisse Weise an seine Schwester exzerpieren. Denn ihn ihr zum Überschicken zu schicken, wäre zu grob. Ich werde die Nadel ver- flucht nahe ans Auge halten müßen, um einen so feinen Faden ins feinste Loch zu fädeln, und werde oft vorbei stechen. Denn wie ist nur dieß beizubringen, daß er den Brief entweder nicht gelesen oder20 nicht erhalten? -- Pension muß ich haben, beim Henker, da ich in 1 Vormittage (Korrigier- und Vorbereit-Zeiten eingerechnet) nicht über 2 Quartseiten fertige gahr koche. -- Das Kanonikat, das ich so gut wie in der Tasche oder im Knopfloch habe, wirkt mir ja der Minister Schuckmann aus; und ich werde noch in diesem25 Jahre mit meinem Bettelstabe bei ihm anklopfen.
Apropos! Kannst du mir nicht für Miedel die 2 Bogen aus den Deutschen Blättern über Baireuth schicken, die ich ihm gelobt, ohne bis jetzo den Verfasser zu entdecken [?].
901. An Emanuel.30
[Bayreuth, 17. Juli 1814. Sonntag]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Können Sie mir nicht ge- legentlich drei Titel verschaffen -- nicht etwa zu meinem Legazion- rath, sondern -- die von der Herzogin von Oldenburg, Minister Stein und Metternich? -- Ich erwarte nur eine Antwort von35 Benzelsternau, um meine schleichende Pensionsache mehr in Gang
Morgenblattes-Bogen gibt er mir wirklich 12½ Ld., d. h. 5 L. für 1 Schmelzle-Bogen. Für die „Traumdichtungen“, nur einige Seiten ſtark, foderte ich im Ganzen 6 L., und er hatt’ es auch nicht vergeſſen; daher ich ihm ſeinen Brief unnütz zum Erinnern geſchickt. — Bei den 3 L. für Mars iſt ein Misverſtändnis in meinem Briefe5 ſchuld; ich foderte 6 L. für 1 Bogen. Auch hab ich ihn darüber ſchon vor 5 Tagen aufgeklärt. — Willſt du mir nicht den Gefallen thun, mir die Titel der Herzogin von Oldenburg, Metternichs, ja Steins [zu] ſchicken? Um an den mittlern zu ſchreiben, erwart’ ich nur Graf Benzels Antwort, ob meine Penſion, was unwahrſchein-10 lich, auf Baiern übergegangen. Stegemann wird mir gewiß nützen; und mein Schwiegervater kann ja — da ich kein Geld brauche, wol aber die Spazier — nur auf ſolche Art ſeiner Tochter nützlich ſein. — Wahrſcheinlich hat Alexander (wie ich vorausſah) meinen Brief nicht geleſen. Dieſen will ich (ohne Buch) auf eine15 gewiſſe Weiſe an ſeine Schweſter exzerpieren. Denn ihn ihr zum Überſchicken zu ſchicken, wäre zu grob. Ich werde die Nadel ver- flucht nahe ans Auge halten müßen, um einen ſo feinen Faden ins feinſte Loch zu fädeln, und werde oft vorbei ſtechen. Denn wie iſt nur dieß beizubringen, daß er den Brief entweder nicht geleſen oder20 nicht erhalten? — Penſion muß ich haben, beim Henker, da ich in 1 Vormittage (Korrigier- und Vorbereit-Zeiten eingerechnet) nicht über 2 Quartſeiten fertige 〈gahr koche〉. — Das Kanonikat, das ich ſo gut wie in der Taſche oder im Knopfloch habe, wirkt mir ja der Miniſter Schuckmann aus; und ich werde noch in dieſem25 Jahre mit meinem Bettelſtabe bei ihm anklopfen.
Apropos! Kannſt du mir nicht für Miedel die 2 Bogen aus den Deutſchen Blättern über Baireuth ſchicken, die ich ihm gelobt, ohne bis jetzo den Verfaſſer zu entdecken [?].
901. An Emanuel.30
[Bayreuth, 17. Juli 1814. Sonntag]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Können Sie mir nicht ge- legentlich drei Titel verſchaffen — nicht etwa zu meinem Legazion- rath, ſondern — die von der Herzogin von Oldenburg, Miniſter Stein und Metternich? — Ich erwarte nur eine Antwort von35 Benzelſternau, um meine ſchleichende Penſionſache mehr in Gang
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[391/0407]
Morgenblattes-Bogen gibt er mir wirklich 12½ Ld., d. h. 5 L.
für 1 Schmelzle-Bogen. Für die „Traumdichtungen“, nur einige
Seiten ſtark, foderte ich im Ganzen 6 L., und er hatt’ es auch nicht
vergeſſen; daher ich ihm ſeinen Brief unnütz zum Erinnern geſchickt.
— Bei den 3 L. für Mars iſt ein Misverſtändnis in meinem Briefe 5
ſchuld; ich foderte 6 L. für 1 Bogen. Auch hab ich ihn darüber
ſchon vor 5 Tagen aufgeklärt. — Willſt du mir nicht den Gefallen
thun, mir die Titel der Herzogin von Oldenburg, Metternichs, ja
Steins [zu] ſchicken? Um an den mittlern zu ſchreiben, erwart’ ich
nur Graf Benzels Antwort, ob meine Penſion, was unwahrſchein- 10
lich, auf Baiern übergegangen. Stegemann wird mir gewiß
nützen; und mein Schwiegervater kann ja — da ich kein Geld
brauche, wol aber die Spazier — nur auf ſolche Art ſeiner Tochter
nützlich ſein. — Wahrſcheinlich hat Alexander (wie ich vorausſah)
meinen Brief nicht geleſen. Dieſen will ich (ohne Buch) auf eine 15
gewiſſe Weiſe an ſeine Schweſter exzerpieren. Denn ihn ihr zum
Überſchicken zu ſchicken, wäre zu grob. Ich werde die Nadel ver-
flucht nahe ans Auge halten müßen, um einen ſo feinen Faden ins
feinſte Loch zu fädeln, und werde oft vorbei ſtechen. Denn wie iſt
nur dieß beizubringen, daß er den Brief entweder nicht geleſen oder 20
nicht erhalten? — Penſion muß ich haben, beim Henker, da ich
in 1 Vormittage (Korrigier- und Vorbereit-Zeiten eingerechnet)
nicht über 2 Quartſeiten fertige 〈gahr koche〉. — Das Kanonikat,
das ich ſo gut wie in der Taſche oder im Knopfloch habe, wirkt
mir ja der Miniſter Schuckmann aus; und ich werde noch in dieſem 25
Jahre mit meinem Bettelſtabe bei ihm anklopfen.
Apropos! Kannſt du mir nicht für Miedel die 2 Bogen aus den
Deutſchen Blättern über Baireuth ſchicken, die ich ihm gelobt, ohne
bis jetzo den Verfaſſer zu entdecken [?].
901. An Emanuel. 30
[Bayreuth, 17. Juli 1814. Sonntag]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Können Sie mir nicht ge-
legentlich drei Titel verſchaffen — nicht etwa zu meinem Legazion-
rath, ſondern — die von der Herzogin von Oldenburg, Miniſter
Stein und Metternich? — Ich erwarte nur eine Antwort von 35
Benzelſternau, um meine ſchleichende Penſionſache mehr in Gang
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/407>, abgerufen am 24.11.2024.
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