Achtens wünscht die hiesige Kanzlei-Bibliothek die beiden im Herkulanum gefundnen und dann herausgegebnen Schriften des Epikurs: sind sie schon in Deutschland zu haben?
Leben Sie wol und beschenken Sie mich mit verzeihender und eilender Antwort.5
Ihr Jean Paul Fr. Richter
898. An Graf Bentzel-Sternau in Aschaffenburg.
[Kopie][Bayreuth, 5. Juli 1814]
... Seitdem rechnete ich, ohne mich an das G[ouvernement] be-10 sonders zu wenden, blos auf das Völkerrecht der Pensionen und mein literarisches Verhältnis zu den Deutschen, für das Primas der erste und einzige belohnende Gönner gewesen. -- Während der halbjährigen Rechnung bekam ich nichts weiter als das Zeitung- blatt des Übergangs an meinen jetzigen Landesherrn. Jetzo wend'15 ich mich an niemand als mit Fragen an Sie ...; nämlich mit fol- genden: an wen ich mich zu wenden? -- ob meine Pension in den übertragnen mit einbegriffen? -- und was Sie sonst noch zu be- antworten die Güte haben und für nöthig halten. Sehen Sie meine Bitte um Belehrungen dem Herzens Vertrauen nach, das ich Ihnen20 als dem Dichter, Menschen, Staatsmann weihe. -- Jetzo schweigt die Schreiberwelt über die krönenden Verdienste Dalbergs um das Gelehrten- und Künstler-Reich. In meinem Museum habe ich die Aufsätze, die mein Gefühl und seinen Werth aussprachen, auf- bewahrt, und in der Vorrede meine Dankbarkeit wiederholt. --25 Die Kraft erhalte Sie aufrecht unter dem schweren Säetuch voll Samen, das Sie in die neue Zeit zu säen haben.
899. An Cotta.
Baireuth d. 10 Jul. 1814
Werthester Cotta! Haben Sie Dank für Ihre Schreibgüte unter30 Ihrer Schreiblast. Meine Bewunderung Ihres Gedächtnisses vertrug sich gut mit der Zurücksendung Ihres Briefes, weil Sie darin, wie Sie lasen, ja selber mich baten, Sie zu erinnern.
Indeßen ist doch in Ihrer Berechnung eine Unrichtigkeit, aber freilich -- so wie bei dem Druckfehler Carolinie, wo mir der böse35
Achtens wünſcht die hieſige Kanzlei-Bibliothek die beiden im Herkulanum gefundnen und dann herausgegebnen Schriften des Epikurs: ſind ſie ſchon in Deutſchland zu haben?
Leben Sie wol und beſchenken Sie mich mit verzeihender und eilender Antwort.5
Ihr Jean Paul Fr. Richter
898. An Graf Bentzel-Sternau in Aſchaffenburg.
[Kopie][Bayreuth, 5. Juli 1814]
... Seitdem rechnete ich, ohne mich an das G[ouvernement] be-10 ſonders zu wenden, blos auf das Völkerrecht der Penſionen und mein literariſches Verhältnis zu den Deutſchen, für das Primas der erſte und einzige belohnende Gönner geweſen. — Während der halbjährigen Rechnung bekam ich nichts weiter als das Zeitung- blatt des Übergangs an meinen jetzigen Landesherrn. Jetzo wend’15 ich mich an niemand als mit Fragen an Sie ...; nämlich mit fol- genden: an wen ich mich zu wenden? — ob meine Penſion in den übertragnen mit einbegriffen? — und was Sie ſonſt noch zu be- antworten die Güte haben und für nöthig halten. Sehen Sie meine Bitte um Belehrungen dem Herzens Vertrauen nach, das ich Ihnen20 als dem Dichter, Menſchen, Staatsmann weihe. — Jetzo ſchweigt die Schreiberwelt über die krönenden Verdienſte Dalbergs um das Gelehrten- und Künſtler-Reich. In meinem Muſeum habe ich die Aufſätze, die mein Gefühl und ſeinen Werth ausſprachen, auf- bewahrt, und in der Vorrede meine Dankbarkeit wiederholt. —25 Die Kraft erhalte Sie aufrecht unter dem ſchweren Säetuch voll Samen, das Sie in die neue Zeit zu ſäen haben.
899. An Cotta.
Baireuth d. 10 Jul. 1814
Wertheſter Cotta! Haben Sie Dank für Ihre Schreibgüte unter30 Ihrer Schreiblaſt. Meine Bewunderung Ihres Gedächtniſſes vertrug ſich gut mit der Zurückſendung Ihres Briefes, weil Sie darin, wie Sie laſen, ja ſelber mich baten, Sie zu erinnern.
Indeßen iſt doch in Ihrer Berechnung eine Unrichtigkeit, aber freilich — ſo wie bei dem Druckfehler Carolinie, wo mir der böſe35
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[389/0405]
Achtens wünſcht die hieſige Kanzlei-Bibliothek die beiden im
Herkulanum gefundnen und dann herausgegebnen Schriften des
Epikurs: ſind ſie ſchon in Deutſchland zu haben?
Leben Sie wol und beſchenken Sie mich mit verzeihender und
eilender Antwort. 5
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
898. An Graf Bentzel-Sternau in Aſchaffenburg.
[Bayreuth, 5. Juli 1814]
... Seitdem rechnete ich, ohne mich an das G[ouvernement] be- 10
ſonders zu wenden, blos auf das Völkerrecht der Penſionen und
mein literariſches Verhältnis zu den Deutſchen, für das Primas
der erſte und einzige belohnende Gönner geweſen. — Während der
halbjährigen Rechnung bekam ich nichts weiter als das Zeitung-
blatt des Übergangs an meinen jetzigen Landesherrn. Jetzo wend’ 15
ich mich an niemand als mit Fragen an Sie ...; nämlich mit fol-
genden: an wen ich mich zu wenden? — ob meine Penſion in den
übertragnen mit einbegriffen? — und was Sie ſonſt noch zu be-
antworten die Güte haben und für nöthig halten. Sehen Sie meine
Bitte um Belehrungen dem Herzens Vertrauen nach, das ich Ihnen 20
als dem Dichter, Menſchen, Staatsmann weihe. — Jetzo ſchweigt
die Schreiberwelt über die krönenden Verdienſte Dalbergs um das
Gelehrten- und Künſtler-Reich. In meinem Muſeum habe ich die
Aufſätze, die mein Gefühl und ſeinen Werth ausſprachen, auf-
bewahrt, und in der Vorrede meine Dankbarkeit wiederholt. — 25
Die Kraft erhalte Sie aufrecht unter dem ſchweren Säetuch voll
Samen, das Sie in die neue Zeit zu ſäen haben.
899. An Cotta.
Baireuth d. 10 Jul. 1814
Wertheſter Cotta! Haben Sie Dank für Ihre Schreibgüte unter 30
Ihrer Schreiblaſt. Meine Bewunderung Ihres Gedächtniſſes
vertrug ſich gut mit der Zurückſendung Ihres Briefes, weil Sie
darin, wie Sie laſen, ja ſelber mich baten, Sie zu erinnern.
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freilich — ſo wie bei dem Druckfehler Carolinie, wo mir der böſe 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/405>, abgerufen am 24.11.2024.
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