Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite

das kleine Epheugärtchen wäre fertig gesäet gewesen. Es thut mir
und der Gärtnerin wol, daß die nachgestickten Epheublättchen gerade
um die treue Brust sich legen, um welche sich so viel lebendiger
Epheu der Freundschaft schlingt. Mein guter Emanuel, wie glücklich
Sie auch sein oder werden mögen: ich werde immer sagen: er hat5
noch mehr verdient. Aber Ein Gut kann ich Ihnen auf der Erde
fest erhalten, es ist mein Herz. Und mir bleibe das Ihrige in diesem
schwankenden Leben!

Ihr
alter10
Richter

Sonntag. Aus dem gestrigen Gestern wurde ein Vorgestern;
aber die Empfindung lebt ja ohnehin ohne Zeit.

893. An Emanuel.
15

Während ich Ihr göttliches Blättchen las, worin Sie so schön
das aussprechen, was Sie ausüben, bekam ich diesen ziemlich guten
Brief von meinem Stegemann und schicke ihn Ihnen sogleich zur
Belohnung.

894. An Emanuel.20

Guten Morgen, mein Emanuel des herrlichen Seelenabends!
-- Hier die Briefe -- der Braun gehört ein Gruß von mir als ein
Abendstern unsers Gestern -- und hier auch Göthe. Danken Sie
recht verbindlich dem Grafen und sagen Sie ihm, wenn er die25
Stael lieb hätte, möchte er mir das 3te und 4te Bändchen leihen,
weil ich sie in den Heidelberger Jahrbüchern rezensieren d. h.
loben wollte.

895. An Otto.
30

Hier, lieber Otto, schick' ich dir den Aufsatz für den Damen-
kalender, worüber nicht viel Gutes und Böses zu sagen sein wird.
Ich mußte aber doch den Almanachsjammer abthun. Am Montag
geht er ab, der Aufsatz. Gute Nacht.

Von Kunz hab ich dieß mal fast lauter wissenschaftliche Bücher35
erhalten.

25*

das kleine Epheugärtchen wäre fertig geſäet geweſen. Es thut mir
und der Gärtnerin wol, daß die nachgeſtickten Epheublättchen gerade
um die treue Bruſt ſich legen, um welche ſich ſo viel lebendiger
Epheu der Freundſchaft ſchlingt. Mein guter Emanuel, wie glücklich
Sie auch ſein oder werden mögen: ich werde immer ſagen: er hat5
noch mehr verdient. Aber Ein Gut kann ich Ihnen auf der Erde
feſt erhalten, es iſt mein Herz. Und mir bleibe das Ihrige in dieſem
ſchwankenden Leben!

Ihr
alter10
Richter

Sonntag. Aus dem geſtrigen Geſtern wurde ein Vorgeſtern;
aber die Empfindung lebt ja ohnehin ohne Zeit.

893. An Emanuel.
15

Während ich Ihr göttliches Blättchen las, worin Sie ſo ſchön
das ausſprechen, was Sie ausüben, bekam ich dieſen ziemlich guten
Brief von meinem Stegemann und ſchicke ihn Ihnen ſogleich zur
Belohnung.

894. An Emanuel.20

Guten Morgen, mein Emanuel des herrlichen Seelenabends!
— Hier die Briefe — der Braun gehört ein Gruß von mir als ein
Abendſtern unſers Geſtern — und hier auch Göthe. Danken Sie
recht verbindlich dem Grafen und ſagen Sie ihm, wenn er die25
Stael lieb hätte, möchte er mir das 3te und 4te Bändchen leihen,
weil ich ſie in den Heidelberger Jahrbüchern rezenſieren d. h.
loben wollte.

895. An Otto.
30

Hier, lieber Otto, ſchick’ ich dir den Aufſatz für den Damen-
kalender, worüber nicht viel Gutes und Böſes zu ſagen ſein wird.
Ich mußte aber doch den Almanachsjammer abthun. Am Montag
geht er ab, der Aufſatz. Gute Nacht.

Von Kunz hab ich dieß mal faſt lauter wiſſenſchaftliche Bücher35
erhalten.

25*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0403" n="387"/>
das kleine Epheugärtchen wäre fertig ge&#x017F;äet gewe&#x017F;en. Es thut mir<lb/>
und der Gärtnerin wol, daß die nachge&#x017F;tickten Epheublättchen gerade<lb/>
um die treue Bru&#x017F;t &#x017F;ich legen, um welche &#x017F;ich &#x017F;o viel lebendiger<lb/>
Epheu der Freund&#x017F;chaft &#x017F;chlingt. Mein guter <hi rendition="#aq">Emanuel,</hi> wie glücklich<lb/>
Sie auch &#x017F;ein oder werden mögen: ich werde immer &#x017F;agen: er hat<lb n="5"/>
noch mehr verdient. Aber Ein Gut kann ich Ihnen auf der Erde<lb/>
fe&#x017F;t erhalten, es i&#x017F;t mein Herz. Und mir bleibe das Ihrige in die&#x017F;em<lb/>
&#x017F;chwankenden Leben!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
alter<lb n="10"/>
Richter</hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Sonntag.</hi></hi> Aus dem ge&#x017F;trigen Ge&#x017F;tern wurde ein Vorge&#x017F;tern;<lb/>
aber die Empfindung lebt ja ohnehin ohne Zeit.</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>893. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 20. Juni 1814]</hi> </dateline>
        <lb n="15"/>
        <p>Während ich Ihr göttliches Blättchen las, worin Sie &#x017F;o &#x017F;chön<lb/>
das aus&#x017F;prechen, was Sie ausüben, bekam ich die&#x017F;en ziemlich guten<lb/>
Brief von meinem <hi rendition="#aq">Stegemann</hi> und &#x017F;chicke ihn Ihnen &#x017F;ogleich zur<lb/>
Belohnung.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>894. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><lb n="20"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 21. Juni 1814]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> des herrlichen Seelenabends!<lb/>
&#x2014; Hier die Briefe &#x2014; der <hi rendition="#aq">Braun</hi> gehört ein Gruß von mir als ein<lb/>
Abend&#x017F;tern un&#x017F;ers Ge&#x017F;tern &#x2014; und hier auch Göthe. Danken Sie<lb/>
recht verbindlich dem Grafen und &#x017F;agen Sie ihm, wenn er die<lb n="25"/> <hi rendition="#aq">Stael</hi> lieb hätte, möchte er mir das 3<hi rendition="#sup">te</hi> und 4<hi rendition="#sup">te</hi> Bändchen leihen,<lb/>
weil ich &#x017F;ie in den <hi rendition="#aq">Heidelberger Jahrbüchern</hi> rezen&#x017F;ieren d. h.<lb/>
loben wollte.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>895. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 25. Juni 1814. Sonnabend]</hi> </dateline>
        <lb n="30"/>
        <p>Hier, lieber Otto, &#x017F;chick&#x2019; ich dir den Auf&#x017F;atz für den Damen-<lb/>
kalender, worüber nicht viel Gutes und Bö&#x017F;es zu &#x017F;agen &#x017F;ein wird.<lb/>
Ich mußte aber doch den Almanachsjammer abthun. Am Montag<lb/>
geht er ab, der Auf&#x017F;atz. Gute Nacht.</p><lb/>
        <p>Von <hi rendition="#aq">Kunz</hi> hab ich dieß mal fa&#x017F;t lauter wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftliche Bücher<lb n="35"/>
erhalten.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">25*</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0403] das kleine Epheugärtchen wäre fertig geſäet geweſen. Es thut mir und der Gärtnerin wol, daß die nachgeſtickten Epheublättchen gerade um die treue Bruſt ſich legen, um welche ſich ſo viel lebendiger Epheu der Freundſchaft ſchlingt. Mein guter Emanuel, wie glücklich Sie auch ſein oder werden mögen: ich werde immer ſagen: er hat 5 noch mehr verdient. Aber Ein Gut kann ich Ihnen auf der Erde feſt erhalten, es iſt mein Herz. Und mir bleibe das Ihrige in dieſem ſchwankenden Leben! Ihr alter 10 Richter Sonntag. Aus dem geſtrigen Geſtern wurde ein Vorgeſtern; aber die Empfindung lebt ja ohnehin ohne Zeit. 893. An Emanuel. [Bayreuth, 20. Juni 1814] 15 Während ich Ihr göttliches Blättchen las, worin Sie ſo ſchön das ausſprechen, was Sie ausüben, bekam ich dieſen ziemlich guten Brief von meinem Stegemann und ſchicke ihn Ihnen ſogleich zur Belohnung. 894. An Emanuel. 20 [Bayreuth, 21. Juni 1814] Guten Morgen, mein Emanuel des herrlichen Seelenabends! — Hier die Briefe — der Braun gehört ein Gruß von mir als ein Abendſtern unſers Geſtern — und hier auch Göthe. Danken Sie recht verbindlich dem Grafen und ſagen Sie ihm, wenn er die 25 Stael lieb hätte, möchte er mir das 3te und 4te Bändchen leihen, weil ich ſie in den Heidelberger Jahrbüchern rezenſieren d. h. loben wollte. 895. An Otto. [Bayreuth, 25. Juni 1814. Sonnabend] 30 Hier, lieber Otto, ſchick’ ich dir den Aufſatz für den Damen- kalender, worüber nicht viel Gutes und Böſes zu ſagen ſein wird. Ich mußte aber doch den Almanachsjammer abthun. Am Montag geht er ab, der Aufſatz. Gute Nacht. Von Kunz hab ich dieß mal faſt lauter wiſſenſchaftliche Bücher 35 erhalten. 25*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/403
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/403>, abgerufen am 24.11.2024.