Theuere Herder! Entschuldigen Sie mein Schweigen und Zögern. Ich wollte Ihnen alle meine neuesten Werke auf einmal senden; -- und wartete also bis zur Ankunft der letzten. Sie werden5 in allen meine alte Ruhe, ja die humoristische Heiterkeit wieder- finden, aber auch das Herz, das einen Herder liebte.
Sagen Sie nicht -- wie in Ihrem Briefe -- daß Herder eine stille Gemeine habe; jetzt hat er eine laute; ja fast keinen Wider- sacher in so vielen Büchern mehr. Warum gab man aber dem10 Unsterblichen diese leichte Freude nicht früher, als er noch ein Sterblicher war? --
Noch konnt' ich für die Huber hier nichts thun; und in Bayreuth ist überhaupt wenig zu machen als Bücher, wozu man aber nur Einen braucht, sich selber.15
Meine liebende Herder wird es freuen, daß mir der Fürst- Primas neulich 100 Dukaten gab; und vom April an eine jährliche Pension von 1000 fl. rh. Jacobi in München hat auch noch nicht das Kleinste für mich gethan -- in dieser Hinsicht. --
Noch rührte uns die Kriegs-Wetterwolke nicht an. Einzelne20 Östreicher kamen und nahmen, aber für -- Geld; kurz sie nahmen nichts mit als -- Dank.
Alles unter meinem Dache ist gesund und stark. Wär' es nur zu machen, daß Sie und meine Luise auch darunter kämen! -- Wäre kein Krieg, so wär' es eben zu machen! -- Leben Sie wol25 mit der Seelen-Tochter! -- Grüßen Sie Wieland! -- Ihr
Jean Paul Fr. Richter
*87. An Dr. Ferdinand Beneke in Hamburg.
Bayreuth d. 6. Mai 1809
Um Ihnen meine Antwort und Ihre Aufsätze durch Ihren aus-30 gebildeten lieben Landsmann zu senden, schreib' ich lieber eilig und kurz. Sein Wort ist mein Siegel, da die Post ihm und mir jedes andere verbietet.
Ihr letzter Brief hat mich schön in Ihre Familien-Zimmer ein-
86. An Karoline Herder in Weimar.
Bayreuth d. 1. Mai 1809
Theuere Herder! Entſchuldigen Sie mein Schweigen und Zögern. Ich wollte Ihnen alle meine neueſten Werke auf einmal ſenden; — und wartete alſo bis zur Ankunft der letzten. Sie werden5 in allen meine alte Ruhe, ja die humoriſtiſche Heiterkeit wieder- finden, aber auch das Herz, das einen Herder liebte.
Sagen Sie nicht — wie in Ihrem Briefe — daß Herder eine ſtille Gemeine habe; jetzt hat er eine laute; ja faſt keinen Wider- ſacher in ſo vielen Büchern mehr. Warum gab man aber dem10 Unſterblichen dieſe leichte Freude nicht früher, als er noch ein Sterblicher war? —
Noch konnt’ ich für die Huber hier nichts thun; und in Bayreuth iſt überhaupt wenig zu machen als Bücher, wozu man aber nur Einen braucht, ſich ſelber.15
Meine liebende Herder wird es freuen, daß mir der Fürſt- Primas neulich 100 Dukaten gab; und vom April an eine jährliche Penſion von 1000 fl. rh. Jacobi in München hat auch noch nicht das Kleinſte für mich gethan — in dieſer Hinſicht. —
Noch rührte uns die Kriegs-Wetterwolke nicht an. Einzelne20 Öſtreicher kamen und nahmen, aber für — Geld; kurz ſie nahmen nichts mit als — Dank.
Alles unter meinem Dache iſt geſund und ſtark. Wär’ es nur zu machen, daß Sie und meine Luiſe auch darunter kämen! — Wäre kein Krieg, ſo wär’ es eben zu machen! — Leben Sie wol25 mit der Seelen-Tochter! — Grüßen Sie Wieland! — Ihr
Jean Paul Fr. Richter
*87. An Dr. Ferdinand Beneke in Hamburg.
Bayreuth d. 6. Mai 1809
Um Ihnen meine Antwort und Ihre Aufſätze durch Ihren aus-30 gebildeten lieben Landsmann zu ſenden, ſchreib’ ich lieber eilig und kurz. Sein Wort iſt mein Siegel, da die Poſt ihm und mir jedes andere verbietet.
Ihr letzter Brief hat mich ſchön in Ihre Familien-Zimmer ein-
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[28/0037]
86. An Karoline Herder in Weimar.
Bayreuth d. 1. Mai 1809
Theuere Herder! Entſchuldigen Sie mein Schweigen und
Zögern. Ich wollte Ihnen alle meine neueſten Werke auf einmal
ſenden; — und wartete alſo bis zur Ankunft der letzten. Sie werden 5
in allen meine alte Ruhe, ja die humoriſtiſche Heiterkeit wieder-
finden, aber auch das Herz, das einen Herder liebte.
Sagen Sie nicht — wie in Ihrem Briefe — daß Herder eine
ſtille Gemeine habe; jetzt hat er eine laute; ja faſt keinen Wider-
ſacher in ſo vielen Büchern mehr. Warum gab man aber dem 10
Unſterblichen dieſe leichte Freude nicht früher, als er noch ein
Sterblicher war? —
Noch konnt’ ich für die Huber hier nichts thun; und in Bayreuth
iſt überhaupt wenig zu machen als Bücher, wozu man aber nur
Einen braucht, ſich ſelber. 15
Meine liebende Herder wird es freuen, daß mir der Fürſt-
Primas neulich 100 Dukaten gab; und vom April an eine jährliche
Penſion von 1000 fl. rh. Jacobi in München hat auch noch nicht
das Kleinſte für mich gethan — in dieſer Hinſicht. —
Noch rührte uns die Kriegs-Wetterwolke nicht an. Einzelne 20
Öſtreicher kamen und nahmen, aber für — Geld; kurz ſie nahmen
nichts mit als — Dank.
Alles unter meinem Dache iſt geſund und ſtark. Wär’ es nur
zu machen, daß Sie und meine Luiſe auch darunter kämen! —
Wäre kein Krieg, ſo wär’ es eben zu machen! — Leben Sie wol 25
mit der Seelen-Tochter! — Grüßen Sie Wieland! — Ihr
Jean Paul Fr. Richter
*87. An Dr. Ferdinand Beneke in Hamburg.
Bayreuth d. 6. Mai 1809
Um Ihnen meine Antwort und Ihre Aufſätze durch Ihren aus- 30
gebildeten lieben Landsmann zu ſenden, ſchreib’ ich lieber eilig und
kurz. Sein Wort iſt mein Siegel, da die Poſt ihm und mir jedes
andere verbietet.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/37>, abgerufen am 29.07.2024.
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