Kartoffeln mein Himmelsbrod, aus Quito, dem Paradiese -- unser dünnes Seelenlicht in den dicken Leibklumpen eingeknätet -- Wasserprobe des Kochens --5
803. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Okt. 1813. Sonntag]
Guten Morgen, mein Alter! Die Henne dankt für die Hennen, der Hahn für die Pfefferkuchen. Aber, Frei- und Vielgebiger, man sollt' es Ihnen kaum sagen, wenn man etwas wünscht: man be-10 kommt es sonst. Einen recht schönen Nachsabbath und Ruhetag! -- Kommt Ihre Ruhe und Friede zu Einer Zeit: so können Sie eine sehr schöne haben, die Sie wieder zum Verreisen, aber nach der Schweiz hin, verwenden sollten.
804. An Otto.15
[Bayreuth, Nov. (?) 1813]
Guten Morgen, Alter! Das neueste Baireuther Zeitungblatt hab' ich heute auf meine Kosten selber mit gehalten. Es wird ein guter Bissen für deinen taktischen Gaumen sein. Kellermann wurde von einem Theil des Wredischen Heers bei Darmstadt geschlagen;20 Taufkirchen wurde im Nürnberger Museum ohne Metapher ge- schlagen. Was sagst du dazu schriftlich?
805. An Emanuel.
[Bayreuth, 7. Nov. 1813. Sonntag]
Guten Morgen, Alter! Es ist nicht sehr artig -- Sie müssen25 es vielleicht selber zugeben -- gehandelt von ..... mir, daß ich die beiden Oblonga oder Langvierecke, wovon im einen 1200 fl. fr., im andern Mandeln waren, von Ihnen ohne ein Wort des Emp- fangs und Danks so lange besitze. Meinen Dank hiemit an Sie, der mir so dicke billetdoux zufertigt, oder Süßbriefchen nach30 Campens Übersetzung. Wünschen Sie mir, daß die Ausziehwoche von einem Feinde zum andern -- vielleicht mitten unter Freunden oder alliierten Truppen -- überstanden sei.
802. An Rektor Seifert in Bindloch.
[Kopie][Bayreuth, 19. Okt. 1813]
Kartoffeln mein Himmelsbrod, aus Quito, dem Paradieſe — unſer dünnes Seelenlicht in den dicken Leibklumpen eingeknätet — Waſſerprobe des Kochens —5
803. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Okt. 1813. Sonntag]
Guten Morgen, mein Alter! Die Henne dankt für die Hennen, der Hahn für die Pfefferkuchen. Aber, Frei- und Vielgebiger, man ſollt’ es Ihnen kaum ſagen, wenn man etwas wünſcht: man be-10 kommt es ſonſt. Einen recht ſchönen Nachſabbath und Ruhetag! — Kommt Ihre Ruhe und Friede zu Einer Zeit: ſo können Sie eine ſehr ſchöne haben, die Sie wieder zum Verreiſen, aber nach der Schweiz hin, verwenden ſollten.
804. An Otto.15
[Bayreuth, Nov. (?) 1813]
Guten Morgen, Alter! Das neueſte Baireuther Zeitungblatt hab’ ich heute auf meine Koſten ſelber mit gehalten. Es wird ein guter Biſſen für deinen taktiſchen Gaumen ſein. Kellermann wurde von einem Theil des Wredischen Heers bei Darmstadt geſchlagen;20 Taufkirchen wurde im Nürnberger Muſeum ohne Metapher ge- ſchlagen. Was ſagſt du dazu ſchriftlich?
805. An Emanuel.
[Bayreuth, 7. Nov. 1813. Sonntag]
Guten Morgen, Alter! Es iſt nicht ſehr artig — Sie müſſen25 es vielleicht ſelber zugeben — gehandelt von ..... mir, daß ich die beiden Oblonga oder Langvierecke, wovon im einen 1200 fl. fr., im andern Mandeln waren, von Ihnen ohne ein Wort des Emp- fangs und Danks ſo lange beſitze. Meinen Dank hiemit an Sie, der mir ſo dicke billetdoux zufertigt, oder Süßbriefchen nach30 Campens Überſetzung. Wünſchen Sie mir, daß die Ausziehwoche von einem Feinde zum andern — vielleicht mitten unter Freunden oder alliierten Truppen — überſtanden ſei.
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802. An Rektor Seifert in Bindloch.
[Bayreuth, 19. Okt. 1813]
Kartoffeln mein Himmelsbrod, aus Quito, dem Paradieſe —
unſer dünnes Seelenlicht in den dicken Leibklumpen eingeknätet —
Waſſerprobe des Kochens — 5
803. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Okt. 1813. Sonntag]
Guten Morgen, mein Alter! Die Henne dankt für die Hennen,
der Hahn für die Pfefferkuchen. Aber, Frei- und Vielgebiger, man
ſollt’ es Ihnen kaum ſagen, wenn man etwas wünſcht: man be- 10
kommt es ſonſt. Einen recht ſchönen Nachſabbath und Ruhetag! —
Kommt Ihre Ruhe und Friede zu Einer Zeit: ſo können Sie eine
ſehr ſchöne haben, die Sie wieder zum Verreiſen, aber nach der
Schweiz hin, verwenden ſollten.
804. An Otto. 15
[Bayreuth, Nov. (?) 1813]
Guten Morgen, Alter! Das neueſte Baireuther Zeitungblatt
hab’ ich heute auf meine Koſten ſelber mit gehalten. Es wird ein
guter Biſſen für deinen taktiſchen Gaumen ſein. Kellermann wurde
von einem Theil des Wredischen Heers bei Darmstadt geſchlagen; 20
Taufkirchen wurde im Nürnberger Muſeum ohne Metapher ge-
ſchlagen. Was ſagſt du dazu ſchriftlich?
805. An Emanuel.
[Bayreuth, 7. Nov. 1813. Sonntag]
Guten Morgen, Alter! Es iſt nicht ſehr artig — Sie müſſen 25
es vielleicht ſelber zugeben — gehandelt von ..... mir, daß ich
die beiden Oblonga oder Langvierecke, wovon im einen 1200 fl. fr.,
im andern Mandeln waren, von Ihnen ohne ein Wort des Emp-
fangs und Danks ſo lange beſitze. Meinen Dank hiemit an Sie,
der mir ſo dicke billetdoux zufertigt, oder Süßbriefchen nach 30
Campens Überſetzung. Wünſchen Sie mir, daß die Ausziehwoche
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oder alliierten Truppen — überſtanden ſei.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
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Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
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Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/364>, abgerufen am 16.02.2025.
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