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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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Münch eine Anweisung versprochen, welche er jetzo brauchte. Ich
gab daher dem Geschäftträger desselben, dem Justizkommissar
Schoepf oder Ordre eine Anweisung von 500 fl. rh. an Sie. Jetzo
komm' ich lange nicht. Wenn Sie zur Hälfte des Honorars für
die Levana noch das für das Taschenbuch (worauf ich sehnlich5
warte) und für das Morgenblatt rechnen: so werd' ich nicht viel
über unsern Kommerzientraktat hinaus angewiesen haben. Von
Ihrer Güte bin ich ohnehin der Verzeihung einer Ausnahme ver-
sichert, die ich zum ersten male mache. Leben Sie wol! Morgenroth
scheint anzubrechen.10

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
799. An Niethammer in München.
[Kopie]

Verehrtester Herr Oberkirchenrath! Sie werden es schon ge-15
wohnt haben, wenn Sie meine Hand sehen, daß ich sie immer auf-
mache, um etwas hinein zu bekommen; -- wiewol für andere ge-
wöhnlich, was aber oft noch mehr ist als für sich selber. Dieß mal
bitt' ich für unsern trefflichen Professor Wagner. Die Zeit ver-
mehrt seine Verdienste nicht blos an Ex-, auch an Intension. Was20
ich z. B. von seiner Geschichte der Philosophie gelesen, nämlich die
der jonischen und der neuesten Dreifelderwirthschaft von Kant, Fichte
und Schelling, ist eben so gelehrt als scharfsinnig. Seine Primaner
und Sekundaner, deren Prüfungen mir immer Feste sind, gehen so
philosophisch gewaffnet gegen die Übergewalt eines ersten philo-25
sophischen Systems auf die Universität, daß sie eines kaum zu
hören brauchen. Mein Sohn von 10 Jahren hat mit noch an-
deren seit 3 Jahren aus einem bloßen täglich zweistündigen Unter-
richt so viele Sprachgründlichkeit geholt, daß er und noch Jüngere
in ein Paar Jahren griechische Spezimina wie jetzo lateinische30
machen können.

Sie errathen nun leicht, warum ich seine Bitten zu den meinigen
mache. Die ihm wichtigste ist, daß der künftige Nachfolger Fiken-
schers
nicht über ihn geordnet werde, damit er die bisherige Achtung
der Professoren und Schüler gegen ihn und das Vikariat des Rektors,35
der ihm bisher aus Alter die Direkzion der ganzen Studienanstalt

Münch eine Anweiſung verſprochen, welche er jetzo brauchte. Ich
gab daher dem Geſchäftträger deſſelben, dem Juſtizkommiſſar
Schoepf oder Ordre eine Anweiſung von 500 fl. rh. an Sie. Jetzo
komm’ ich lange nicht. Wenn Sie zur Hälfte des Honorars für
die Levana noch das für das Taſchenbuch (worauf ich ſehnlich5
warte) und für das Morgenblatt rechnen: ſo werd’ ich nicht viel
über unſern Kommerzientraktat hinaus angewieſen haben. Von
Ihrer Güte bin ich ohnehin der Verzeihung einer Ausnahme ver-
ſichert, die ich zum erſten male mache. Leben Sie wol! Morgenroth
ſcheint anzubrechen.10

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
799. An Niethammer in München.
[Kopie]

Verehrteſter Herr Oberkirchenrath! Sie werden es ſchon ge-15
wohnt haben, wenn Sie meine Hand ſehen, daß ich ſie immer auf-
mache, um etwas hinein zu bekommen; — wiewol für andere ge-
wöhnlich, was aber oft noch mehr iſt als für ſich ſelber. Dieß mal
bitt’ ich für unſern trefflichen Profeſſor Wagner. Die Zeit ver-
mehrt ſeine Verdienſte nicht blos an Ex-, auch an Intenſion. Was20
ich z. B. von ſeiner Geſchichte der Philoſophie geleſen, nämlich die
der joniſchen und der neueſten Dreifelderwirthſchaft von Kant, Fichte
und Schelling, iſt eben ſo gelehrt als ſcharfſinnig. Seine Primaner
und Sekundaner, deren Prüfungen mir immer Feſte ſind, gehen ſo
philoſophiſch gewaffnet gegen die Übergewalt eines erſten philo-25
ſophiſchen Syſtems auf die Univerſität, daß ſie eines kaum zu
hören brauchen. Mein Sohn von 10 Jahren hat mit noch an-
deren ſeit 3 Jahren aus einem bloßen täglich zweiſtündigen Unter-
richt ſo viele Sprachgründlichkeit geholt, daß er und noch Jüngere
in ein Paar Jahren griechiſche Spezimina wie jetzo lateiniſche30
machen können.

Sie errathen nun leicht, warum ich ſeine Bitten zu den meinigen
mache. Die ihm wichtigſte iſt, daß der künftige Nachfolger Fiken-
schers
nicht über ihn geordnet werde, damit er die bisherige Achtung
der Profeſſoren und Schüler gegen ihn und das Vikariat des Rektors,35
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[346/0362] Münch eine Anweiſung verſprochen, welche er jetzo brauchte. Ich gab daher dem Geſchäftträger deſſelben, dem Juſtizkommiſſar Schoepf oder Ordre eine Anweiſung von 500 fl. rh. an Sie. Jetzo komm’ ich lange nicht. Wenn Sie zur Hälfte des Honorars für die Levana noch das für das Taſchenbuch (worauf ich ſehnlich 5 warte) und für das Morgenblatt rechnen: ſo werd’ ich nicht viel über unſern Kommerzientraktat hinaus angewieſen haben. Von Ihrer Güte bin ich ohnehin der Verzeihung einer Ausnahme ver- ſichert, die ich zum erſten male mache. Leben Sie wol! Morgenroth ſcheint anzubrechen. 10 Ihr Jean Paul Fr. Richter 799. An Niethammer in München. [Bayreuth, 8. Okt. 1813] Verehrteſter Herr Oberkirchenrath! Sie werden es ſchon ge- 15 wohnt haben, wenn Sie meine Hand ſehen, daß ich ſie immer auf- mache, um etwas hinein zu bekommen; — wiewol für andere ge- wöhnlich, was aber oft noch mehr iſt als für ſich ſelber. Dieß mal bitt’ ich für unſern trefflichen Profeſſor Wagner. Die Zeit ver- mehrt ſeine Verdienſte nicht blos an Ex-, auch an Intenſion. Was 20 ich z. B. von ſeiner Geſchichte der Philoſophie geleſen, nämlich die der joniſchen und der neueſten Dreifelderwirthſchaft von Kant, Fichte und Schelling, iſt eben ſo gelehrt als ſcharfſinnig. Seine Primaner und Sekundaner, deren Prüfungen mir immer Feſte ſind, gehen ſo philoſophiſch gewaffnet gegen die Übergewalt eines erſten philo- 25 ſophiſchen Syſtems auf die Univerſität, daß ſie eines kaum zu hören brauchen. Mein Sohn von 10 Jahren hat mit noch an- deren ſeit 3 Jahren aus einem bloßen täglich zweiſtündigen Unter- richt ſo viele Sprachgründlichkeit geholt, daß er und noch Jüngere in ein Paar Jahren griechiſche Spezimina wie jetzo lateiniſche 30 machen können. Sie errathen nun leicht, warum ich ſeine Bitten zu den meinigen mache. Die ihm wichtigſte iſt, daß der künftige Nachfolger Fiken- schers nicht über ihn geordnet werde, damit er die bisherige Achtung der Profeſſoren und Schüler gegen ihn und das Vikariat des Rektors, 35 der ihm bisher aus Alter die Direkzion der ganzen Studienanſtalt

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/362>, abgerufen am 24.11.2024.