Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.Die Zueignung an die Königin von Baiern kann doch bis zum Leben Sie wol, ob es gleich jetzo keine Messen gibt! Ihr Jean Paul Fr. Richter5 795. An Kunz in Bamberg. [Kopie][Bayreuth, 28. Aug. 1813]Kapellmeisterschaft -- Ihre Leihbibliothek ist ein geöffneter Gold- 796. An Marianne Lux in Mainz. [Kopie]Baireuth d. 12. Sept. 1813 Ihre sechs letzten Briefe habe ich richtig erhalten, wenn auch Ich schreibe nichts lieber als Briefe und doch nichts seltner als Die Zueignung an die Königin von Baiern kann doch bis zum Leben Sie wol, ob es gleich jetzo keine Meſſen gibt! Ihr Jean Paul Fr. Richter5 795. An Kunz in Bamberg. [Kopie][Bayreuth, 28. Aug. 1813]Kapellmeiſterſchaft — Ihre Leihbibliothek iſt ein geöffneter Gold- 796. An Marianne Lux in Mainz. [Kopie]Baireuth d. 12. Sept. 1813 Ihre ſechs letzten Briefe habe ich richtig erhalten, wenn auch Ich ſchreibe nichts lieber als Briefe und doch nichts ſeltner als <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0360" n="344"/> <p>Die Zueignung an die Königin von Baiern kann doch bis zum<lb/> Abdruck des ganzen Werkes verſchoben bleiben?</p><lb/> <p>Leben Sie wol, ob es gleich jetzo keine Meſſen gibt!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> Jean Paul Fr. Richter</hi> <lb n="5"/> </salute> </closer> </div> <div type="letter" n="1"> <head>795. An <hi rendition="#g">Kunz in Bamberg.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 28. Aug. 1813]</hi> </dateline><lb/> <p>Kapellmeiſterſchaft — Ihre Leihbibliothek iſt ein geöffneter Gold-<lb/> ſchacht; mögen nur die Geiſt- und die Geldarmen die Paar Leſe-<lb/> groſchen zu Arſchleder zuſammen bringen, um hinein zu fahren.<lb n="10"/> </p> </div> <div type="letter" n="1"> <head>796. An <hi rendition="#g">Marianne Lux in Mainz.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note><lb/> <byline> <hi rendition="#g">Eilig</hi> </byline> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireuth</hi> d. 12. Sept. 1813</hi> </dateline><lb/> <p>Ihre ſechs letzten Briefe habe ich richtig erhalten, wenn auch<lb/> nicht immer <hi rendition="#g">ächt</hi> verſiegelt. Überhaupt gehen Briefe ſelten verloren,<lb n="15"/> mir z. B. in 30 Jahren kaum 3. „<hi rendition="#g">Eilig</hi>“ bezieht ſich auf meine<lb/> Armuth an Zeit, worin ich ungern einen andern Beſuch als den<lb/> freundſchaftlichſten empfange, ſo viel habe ich zu leſen und zu<lb/> ſchreiben und ſo wenig zu leben dazu. An Sie ſchreib’ ich in einem<lb/> Jahre ſchon den 4<hi rendition="#sup">ten</hi> Brief; ſeit vielen Jahren mach’ ich erſt bei<lb n="20"/> Ihnen dieſe Ausnahme. Sie geben dieß alles gern zu und beklagen<lb/> meine Zeit-Armuth; aber warum erwarten Sie doch faſt immer<lb/> eine Antwort mit umgehender Poſt?</p><lb/> <p>Ich ſchreibe nichts lieber als Briefe und doch nichts ſeltner als<lb/> dieſe. Erſt nach <hi rendition="#g">langer</hi> Zeit werden Sie wieder einen von mir<lb n="25"/> erhalten. Ihre drei letzten thaten meiner Seele wol, weil ſie wieder<lb/> das einzige zwiſchen uns mögliche Verhältnis von Vater und Tochter<lb/> recht himmliſch ausſprachen, ein Verhältnis, in welches mich Ihr<lb/> erſter Brief hinein zauberte und welches bisher in mir unverrückt<lb/> geblieben. Auf dieſe Weiſe durft’ ich Sie ſo innig lieben — Ihnen<lb n="30"/> meine Locke ſchicken — mein Vertrauen geben und Ihre mir un-<lb/> begreifliche Bedenklichkeit des Sehens anfallen. Das Wort <hi rendition="#g">Vater</hi><lb/> iſt für einen Vater, ſo wie das Wort <hi rendition="#g">Tochter</hi>, ein heiliges Wort.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [344/0360]
Die Zueignung an die Königin von Baiern kann doch bis zum
Abdruck des ganzen Werkes verſchoben bleiben?
Leben Sie wol, ob es gleich jetzo keine Meſſen gibt!
Ihr
Jean Paul Fr. Richter 5
795. An Kunz in Bamberg.
[Bayreuth, 28. Aug. 1813]
Kapellmeiſterſchaft — Ihre Leihbibliothek iſt ein geöffneter Gold-
ſchacht; mögen nur die Geiſt- und die Geldarmen die Paar Leſe-
groſchen zu Arſchleder zuſammen bringen, um hinein zu fahren. 10
796. An Marianne Lux in Mainz.
EiligBaireuth d. 12. Sept. 1813
Ihre ſechs letzten Briefe habe ich richtig erhalten, wenn auch
nicht immer ächt verſiegelt. Überhaupt gehen Briefe ſelten verloren, 15
mir z. B. in 30 Jahren kaum 3. „Eilig“ bezieht ſich auf meine
Armuth an Zeit, worin ich ungern einen andern Beſuch als den
freundſchaftlichſten empfange, ſo viel habe ich zu leſen und zu
ſchreiben und ſo wenig zu leben dazu. An Sie ſchreib’ ich in einem
Jahre ſchon den 4ten Brief; ſeit vielen Jahren mach’ ich erſt bei 20
Ihnen dieſe Ausnahme. Sie geben dieß alles gern zu und beklagen
meine Zeit-Armuth; aber warum erwarten Sie doch faſt immer
eine Antwort mit umgehender Poſt?
Ich ſchreibe nichts lieber als Briefe und doch nichts ſeltner als
dieſe. Erſt nach langer Zeit werden Sie wieder einen von mir 25
erhalten. Ihre drei letzten thaten meiner Seele wol, weil ſie wieder
das einzige zwiſchen uns mögliche Verhältnis von Vater und Tochter
recht himmliſch ausſprachen, ein Verhältnis, in welches mich Ihr
erſter Brief hinein zauberte und welches bisher in mir unverrückt
geblieben. Auf dieſe Weiſe durft’ ich Sie ſo innig lieben — Ihnen 30
meine Locke ſchicken — mein Vertrauen geben und Ihre mir un-
begreifliche Bedenklichkeit des Sehens anfallen. Das Wort Vater
iſt für einen Vater, ſo wie das Wort Tochter, ein heiliges Wort.
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(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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