Mutter, deren nun verschmerzte Wunde ich mir gar nicht malen will. Sie denken viel zu gut von mir als Menschen, kein Schrift- steller kann so moralisch sein wie seine Werke, so wie kein Prediger so fromm wie seine Predigten. Schreiben Sie mir künftig recht oft und von allem was Ihrem Herzen nahe tritt in Freude oder5 Leid; Sie sind mir jetzo durch ein einziges wunderbares Band fester an die Brust geknüpft als irgend eine ferne Bekanntschaft. Nur ziehen Sie aus langem Schweigen keinen Fehlschluß. Erschüttern und entzücken wird mich einmal unsere erste Zusammenkunft; denn gewiß sehe ich den königlichen Rhein einmal und dann Mainz und10 darin Sie zuerst und zuletzt. -- Lebe nun froher, gequälte Tochter! Mögen diese, absichtlich nur schlicht und ruhig geschriebnen Worte dein Herz erfreuen, und nicht verwirren und verwunden!
Dein Vater15 Jean Paul Fr. Richter
768. An Emanuel.
Baireuth d. 23. Jun. 1813
Guten Morgen, lieber wiedergekommener Emanuel! Um Sie einmal gewisser zu sehen, möcht' ich mich heute abends wol um20 7 Uhr auf die Beine machen und eine kleine Lustreise zu Ihnen unternehmen, wenn Sie hier sind und Zeit haben und Ja sagen.
769. An Schrag in Nürnberg.
Baireuth d. 25. Jun. 1813
Ich nehme Ihre Vorschläge in Ihrem werthen v. 5. Jun. mit25 einer unbedeutenden Änderung an. So ungern ich meine Gedanken -- zumal über den Magnetismus -- dem Publikum ein Halbjahr später gebe: so weich' ich doch der Nothwendigkeit, welche die Meß- stadt mit Kriegern anstatt mit Bezahlern und Käufern füllt. Desto reicher werden nach dem wahrscheinlichen Friedenschluße die beiden30 nächsten Messen ausfallen, wenigstens die O[ster] M[esse]. Nur bei dem 3ten Artikel wünsch' ich, daß Sie mir zur Neujahrs Messe, falls der Druck nicht geendigt wäre, wieder 400 fl. bezahlten, und
Mutter, deren nun verſchmerzte Wunde ich mir gar nicht malen will. Sie denken viel zu gut von mir als Menſchen, kein Schrift- ſteller kann ſo moraliſch ſein wie ſeine Werke, ſo wie kein Prediger ſo fromm wie ſeine Predigten. Schreiben Sie mir künftig recht oft und von allem was Ihrem Herzen nahe tritt in Freude oder5 Leid; Sie ſind mir jetzo durch ein einziges wunderbares Band feſter an die Bruſt geknüpft als irgend eine ferne Bekanntſchaft. Nur ziehen Sie aus langem Schweigen keinen Fehlſchluß. Erſchüttern und entzücken wird mich einmal unſere erſte Zuſammenkunft; denn gewiß ſehe ich den königlichen Rhein einmal und dann Mainz und10 darin Sie zuerſt und zuletzt. — Lebe nun froher, gequälte Tochter! Mögen dieſe, abſichtlich nur ſchlicht und ruhig geſchriebnen Worte dein Herz erfreuen, und nicht verwirren und verwunden!
Dein Vater15 Jean Paul Fr. Richter
768. An Emanuel.
Baireuth d. 23. Jun. 1813
Guten Morgen, lieber wiedergekommener Emanuel! Um Sie einmal gewiſſer zu ſehen, möcht’ ich mich heute abends wol um20 7 Uhr auf die Beine machen und eine kleine Luſtreiſe zu Ihnen unternehmen, wenn Sie hier ſind und Zeit haben und Ja ſagen.
769. An Schrag in Nürnberg.
Baireuth d. 25. Jun. 1813
Ich nehme Ihre Vorſchläge in Ihrem werthen v. 5. Jun. mit25 einer unbedeutenden Änderung an. So ungern ich meine Gedanken — zumal über den Magnetiſmus — dem Publikum ein Halbjahr ſpäter gebe: ſo weich’ ich doch der Nothwendigkeit, welche die Meß- ſtadt mit Kriegern anſtatt mit Bezahlern und Käufern füllt. Deſto reicher werden nach dem wahrſcheinlichen Friedenſchluße die beiden30 nächſten Meſſen ausfallen, wenigſtens die O[ſter] M[eſſe]. Nur bei dem 3ten Artikel wünſch’ ich, daß Sie mir zur Neujahrs Meſſe, falls der Druck nicht geendigt wäre, wieder 400 fl. bezahlten, und
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Mutter, deren nun verſchmerzte Wunde ich mir gar nicht malen
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ſo fromm wie ſeine Predigten. Schreiben Sie mir künftig recht
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an die Bruſt geknüpft als irgend eine ferne Bekanntſchaft. Nur
ziehen Sie aus langem Schweigen keinen Fehlſchluß. Erſchüttern
und entzücken wird mich einmal unſere erſte Zuſammenkunft; denn
gewiß ſehe ich den königlichen Rhein einmal und dann Mainz und 10
darin Sie zuerſt und zuletzt. — Lebe nun froher, gequälte Tochter!
Mögen dieſe, abſichtlich nur ſchlicht und ruhig geſchriebnen Worte
dein Herz erfreuen, und nicht verwirren und verwunden!
Dein
Vater 15
Jean Paul Fr. Richter
768. An Emanuel.
Baireuth d. 23. Jun. 1813
Guten Morgen, lieber wiedergekommener Emanuel! Um Sie
einmal gewiſſer zu ſehen, möcht’ ich mich heute abends wol um 20
7 Uhr auf die Beine machen und eine kleine Luſtreiſe zu Ihnen
unternehmen, wenn Sie hier ſind und Zeit haben und Ja ſagen.
769. An Schrag in Nürnberg.
Baireuth d. 25. Jun. 1813
Ich nehme Ihre Vorſchläge in Ihrem werthen v. 5. Jun. mit 25
einer unbedeutenden Änderung an. So ungern ich meine Gedanken
— zumal über den Magnetiſmus — dem Publikum ein Halbjahr
ſpäter gebe: ſo weich’ ich doch der Nothwendigkeit, welche die Meß-
ſtadt mit Kriegern anſtatt mit Bezahlern und Käufern füllt. Deſto
reicher werden nach dem wahrſcheinlichen Friedenſchluße die beiden 30
nächſten Meſſen ausfallen, wenigſtens die O[ſter] M[eſſe]. Nur
bei dem 3ten Artikel wünſch’ ich, daß Sie mir zur Neujahrs Meſſe,
falls der Druck nicht geendigt wäre, wieder 400 fl. bezahlten, und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/346>, abgerufen am 22.11.2024.
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