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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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Mutter, deren nun verschmerzte Wunde ich mir gar nicht malen
will. Sie denken viel zu gut von mir als Menschen, kein Schrift-
steller kann so moralisch sein wie seine Werke, so wie kein Prediger
so fromm wie seine Predigten. Schreiben Sie mir künftig recht
oft und von allem was Ihrem Herzen nahe tritt in Freude oder5
Leid; Sie sind mir jetzo durch ein einziges wunderbares Band fester
an die Brust geknüpft als irgend eine ferne Bekanntschaft. Nur
ziehen Sie aus langem Schweigen keinen Fehlschluß. Erschüttern
und entzücken wird mich einmal unsere erste Zusammenkunft; denn
gewiß sehe ich den königlichen Rhein einmal und dann Mainz und10
darin Sie zuerst und zuletzt. -- Lebe nun froher, gequälte Tochter!
Mögen diese, absichtlich nur schlicht und ruhig geschriebnen Worte
dein Herz erfreuen, und nicht verwirren und verwunden!

Dein
Vater15
Jean Paul Fr. Richter
768. An Emanuel.

Guten Morgen, lieber wiedergekommener Emanuel! Um Sie
einmal gewisser zu sehen, möcht' ich mich heute abends wol um20
7 Uhr auf die Beine machen und eine kleine Lustreise zu Ihnen
unternehmen, wenn Sie hier sind und Zeit haben und Ja sagen.

769. An Schrag in Nürnberg.

Ich nehme Ihre Vorschläge in Ihrem werthen v. 5. Jun. mit25
einer unbedeutenden Änderung an. So ungern ich meine Gedanken
-- zumal über den Magnetismus -- dem Publikum ein Halbjahr
später gebe: so weich' ich doch der Nothwendigkeit, welche die Meß-
stadt mit Kriegern anstatt mit Bezahlern und Käufern füllt. Desto
reicher werden nach dem wahrscheinlichen Friedenschluße die beiden30
nächsten Messen ausfallen, wenigstens die O[ster] M[esse]. Nur
bei dem 3ten Artikel wünsch' ich, daß Sie mir zur Neujahrs Messe,
falls der Druck nicht geendigt wäre, wieder 400 fl. bezahlten, und

Mutter, deren nun verſchmerzte Wunde ich mir gar nicht malen
will. Sie denken viel zu gut von mir als Menſchen, kein Schrift-
ſteller kann ſo moraliſch ſein wie ſeine Werke, ſo wie kein Prediger
ſo fromm wie ſeine Predigten. Schreiben Sie mir künftig recht
oft und von allem was Ihrem Herzen nahe tritt in Freude oder5
Leid; Sie ſind mir jetzo durch ein einziges wunderbares Band feſter
an die Bruſt geknüpft als irgend eine ferne Bekanntſchaft. Nur
ziehen Sie aus langem Schweigen keinen Fehlſchluß. Erſchüttern
und entzücken wird mich einmal unſere erſte Zuſammenkunft; denn
gewiß ſehe ich den königlichen Rhein einmal und dann Mainz und10
darin Sie zuerſt und zuletzt. — Lebe nun froher, gequälte Tochter!
Mögen dieſe, abſichtlich nur ſchlicht und ruhig geſchriebnen Worte
dein Herz erfreuen, und nicht verwirren und verwunden!

Dein
Vater15
Jean Paul Fr. Richter
768. An Emanuel.

Guten Morgen, lieber wiedergekommener Emanuel! Um Sie
einmal gewiſſer zu ſehen, möcht’ ich mich heute abends wol um20
7 Uhr auf die Beine machen und eine kleine Luſtreiſe zu Ihnen
unternehmen, wenn Sie hier ſind und Zeit haben und Ja ſagen.

769. An Schrag in Nürnberg.

Ich nehme Ihre Vorſchläge in Ihrem werthen v. 5. Jun. mit25
einer unbedeutenden Änderung an. So ungern ich meine Gedanken
— zumal über den Magnetiſmus — dem Publikum ein Halbjahr
ſpäter gebe: ſo weich’ ich doch der Nothwendigkeit, welche die Meß-
ſtadt mit Kriegern anſtatt mit Bezahlern und Käufern füllt. Deſto
reicher werden nach dem wahrſcheinlichen Friedenſchluße die beiden30
nächſten Meſſen ausfallen, wenigſtens die O[ſter] M[eſſe]. Nur
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falls der Druck nicht geendigt wäre, wieder 400 fl. bezahlten, und

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[330/0346] Mutter, deren nun verſchmerzte Wunde ich mir gar nicht malen will. Sie denken viel zu gut von mir als Menſchen, kein Schrift- ſteller kann ſo moraliſch ſein wie ſeine Werke, ſo wie kein Prediger ſo fromm wie ſeine Predigten. Schreiben Sie mir künftig recht oft und von allem was Ihrem Herzen nahe tritt in Freude oder 5 Leid; Sie ſind mir jetzo durch ein einziges wunderbares Band feſter an die Bruſt geknüpft als irgend eine ferne Bekanntſchaft. Nur ziehen Sie aus langem Schweigen keinen Fehlſchluß. Erſchüttern und entzücken wird mich einmal unſere erſte Zuſammenkunft; denn gewiß ſehe ich den königlichen Rhein einmal und dann Mainz und 10 darin Sie zuerſt und zuletzt. — Lebe nun froher, gequälte Tochter! Mögen dieſe, abſichtlich nur ſchlicht und ruhig geſchriebnen Worte dein Herz erfreuen, und nicht verwirren und verwunden! Dein Vater 15 Jean Paul Fr. Richter 768. An Emanuel. Baireuth d. 23. Jun. 1813 Guten Morgen, lieber wiedergekommener Emanuel! Um Sie einmal gewiſſer zu ſehen, möcht’ ich mich heute abends wol um 20 7 Uhr auf die Beine machen und eine kleine Luſtreiſe zu Ihnen unternehmen, wenn Sie hier ſind und Zeit haben und Ja ſagen. 769. An Schrag in Nürnberg. Baireuth d. 25. Jun. 1813 Ich nehme Ihre Vorſchläge in Ihrem werthen v. 5. Jun. mit 25 einer unbedeutenden Änderung an. So ungern ich meine Gedanken — zumal über den Magnetiſmus — dem Publikum ein Halbjahr ſpäter gebe: ſo weich’ ich doch der Nothwendigkeit, welche die Meß- ſtadt mit Kriegern anſtatt mit Bezahlern und Käufern füllt. Deſto reicher werden nach dem wahrſcheinlichen Friedenſchluße die beiden 30 nächſten Meſſen ausfallen, wenigſtens die O[ſter] M[eſſe]. Nur bei dem 3ten Artikel wünſch’ ich, daß Sie mir zur Neujahrs Meſſe, falls der Druck nicht geendigt wäre, wieder 400 fl. bezahlten, und

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/346>, abgerufen am 22.11.2024.