noch einer zugleich mit meiner gestern hingeworfnen Antwort nach- folgt. -- Dürft' ich nicht Ihren Elias-Wagen für morgen um 3 Uhr nach der Heremitage erbitten?
759. An Marianne Lux in Mainz.
[Kopie][Bayreuth, 29. Mai 1813]5
Ihre vier Briefe eines guten und überwogenden Herzens hab' ich empfangen. Ihren Namen errieth ich -- und sogar ein Freund von mir -- in der ersten Stunde. Der dahin gegangene edle Vater ist dieser guten Tochter werth; aber möge er, den die Erde nicht belohnte, jetzo von ihr belohnt werden, wenn er vom Himmel herab10 sieht auf seine Tochter voll reiner Gluth. Gleichwol würd' er wünschen: "irgend ein guter Mensch nehme meine liebe Marianne "an Tochter statt als geistiger Vater an -- er stille ihren Sturm "auch im Guten, der nicht erwarten kann -- er sage ihr, daß im "wirklichen Leben, am meisten in der Ehe, am stärksten bei dem15 "weiblichen Geschlecht jede auch unschuldigste Heftigkeit in die "Dornen und Dolche der Erde stürze -- daß sogar der mächtigste "und heiligste Mensch des All sanft, mild, und ruhig war, nämlich "Christus -- er sage ihr, daß sie in ihrem Innern fliegen dürfe, "aber mit ihrem Äußern nur schreiten müsse und daß sie zwar ihr20 "Herz dürfe auflodern lassen in ungemeßne Flammen, daß sie aber "nicht eher handeln solle als später, wenn die Gluth schon Licht "geworden -- einen solchen geistigen Vater wünsch' ich meiner "guten Marianne, der ihr es sage." Und hier hast du ihn, liebe Tochter, und ich hab' es dir gesagt. Deinen Traum, zu mir zu25 kommen, hab' ich sogleich wachend ausgelegt. Verlasse deine Mutter nicht. Ich komme wahrscheinlicher nach Mainz als du hieher. Ich liebe dich. Ich und meine Frau grüßen dich. Bleibe immer so gut, meine Tochter!
Dein Vater30 Jean Paul Friedrich Richter
760. An Cotta.
Baireuth d. 30. Mai 1813
Ich sage Ihnen, mein lieber Cotta, für Ihr den 16. Mai er- haltenes Büchergeschenk herzlichen Dank. Die Vorschule ist ganz35
noch einer zugleich mit meiner geſtern hingeworfnen Antwort nach- folgt. — Dürft’ ich nicht Ihren Elias-Wagen für morgen um 3 Uhr nach der Heremitage erbitten?
759. An Marianne Lux in Mainz.
[Kopie][Bayreuth, 29. Mai 1813]5
Ihre vier Briefe eines guten und überwogenden Herzens hab’ ich empfangen. Ihren Namen errieth ich — und ſogar ein Freund von mir — in der erſten Stunde. Der dahin gegangene edle Vater iſt dieſer guten Tochter werth; aber möge er, den die Erde nicht belohnte, jetzo von ihr belohnt werden, wenn er vom Himmel herab10 ſieht auf ſeine Tochter voll reiner Gluth. Gleichwol würd’ er wünſchen: „irgend ein guter Menſch nehme meine liebe Marianne „an Tochter ſtatt als geiſtiger Vater an — er ſtille ihren Sturm „auch im Guten, der nicht erwarten kann — er ſage ihr, daß im „wirklichen Leben, am meiſten in der Ehe, am ſtärkſten bei dem15 „weiblichen Geſchlecht jede auch unſchuldigſte Heftigkeit in die „Dornen und Dolche der Erde ſtürze — daß ſogar der mächtigſte „und heiligſte Menſch des All ſanft, mild, und ruhig war, nämlich „Christus — er ſage ihr, daß ſie in ihrem Innern fliegen dürfe, „aber mit ihrem Äußern nur ſchreiten müſſe und daß ſie zwar ihr20 „Herz dürfe auflodern laſſen in ungemeßne Flammen, daß ſie aber „nicht eher handeln ſolle als ſpäter, wenn die Gluth ſchon Licht „geworden — einen ſolchen geiſtigen Vater wünſch’ ich meiner „guten Marianne, der ihr es ſage.“ Und hier haſt du ihn, liebe Tochter, und ich hab’ es dir geſagt. Deinen Traum, zu mir zu25 kommen, hab’ ich ſogleich wachend ausgelegt. Verlaſſe deine Mutter nicht. Ich komme wahrſcheinlicher nach Mainz als du hieher. Ich liebe dich. Ich und meine Frau grüßen dich. Bleibe immer ſo gut, meine Tochter!
Dein Vater30 Jean Paul Friedrich Richter
760. An Cotta.
Baireuth d. 30. Mai 1813
Ich ſage Ihnen, mein lieber Cotta, für Ihr den 16. Mai er- haltenes Büchergeſchenk herzlichen Dank. Die Vorschule iſt ganz35
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3 Uhr nach der Heremitage erbitten?
759. An Marianne Lux in Mainz.
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Ihre vier Briefe eines guten und überwogenden Herzens hab’
ich empfangen. Ihren Namen errieth ich — und ſogar ein Freund
von mir — in der erſten Stunde. Der dahin gegangene edle Vater
iſt dieſer guten Tochter werth; aber möge er, den die Erde nicht
belohnte, jetzo von ihr belohnt werden, wenn er vom Himmel herab 10
ſieht auf ſeine Tochter voll reiner Gluth. Gleichwol würd’ er
wünſchen: „irgend ein guter Menſch nehme meine liebe Marianne
„an Tochter ſtatt als geiſtiger Vater an — er ſtille ihren Sturm
„auch im Guten, der nicht erwarten kann — er ſage ihr, daß im
„wirklichen Leben, am meiſten in der Ehe, am ſtärkſten bei dem 15
„weiblichen Geſchlecht jede auch unſchuldigſte Heftigkeit in die
„Dornen und Dolche der Erde ſtürze — daß ſogar der mächtigſte
„und heiligſte Menſch des All ſanft, mild, und ruhig war, nämlich
„Christus — er ſage ihr, daß ſie in ihrem Innern fliegen dürfe,
„aber mit ihrem Äußern nur ſchreiten müſſe und daß ſie zwar ihr 20
„Herz dürfe auflodern laſſen in ungemeßne Flammen, daß ſie aber
„nicht eher handeln ſolle als ſpäter, wenn die Gluth ſchon Licht
„geworden — einen ſolchen geiſtigen Vater wünſch’ ich meiner
„guten Marianne, der ihr es ſage.“ Und hier haſt du ihn, liebe
Tochter, und ich hab’ es dir geſagt. Deinen Traum, zu mir zu 25
kommen, hab’ ich ſogleich wachend ausgelegt. Verlaſſe deine
Mutter nicht. Ich komme wahrſcheinlicher nach Mainz als du
hieher. Ich liebe dich. Ich und meine Frau grüßen dich. Bleibe
immer ſo gut, meine Tochter!
Dein Vater 30
Jean Paul Friedrich Richter
760. An Cotta.
Baireuth d. 30. Mai 1813
Ich ſage Ihnen, mein lieber Cotta, für Ihr den 16. Mai er-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/340>, abgerufen am 24.11.2024.
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