sion nicht mehr an ihn, sondern an den hohen Geber selber zu wenden habe, an den Großherzog. Ich bitte Sie um einen Wink zur Wahl der Form in dieser Sache; und lassen Sie Sich zu einem Newton dieser kaufmännischen Apokalypsis herab für mich.
Einen wiederholten Dank an Ihre königliche Hoheit leg' ich5 Ihnen nicht in den Mund, so sehr er auch dadurch gewänne. Er versteht sich gegen einen Fürsten von selber, welcher, wenn er blos auf dem Parnasse lebte und nicht auch auf dem Throne, einen Fürsten verdiente, der beglückte und aufhälfe wie er.
Möge Ihnen, verehrtester Herr Graf, da Sie als Minister10 selber ein Theil der Geschichte werden, doch noch Muße bleiben, ein Herr und Darsteller der ganzen zu sein! Und möge sich Ihre Hoffnung aufrecht erhalten in einer schwanger-schweren Zeit, worin Eine Stunde ein Jahrhundert gebiert, und Ein Schlachtfeld einen ganzen Erdtheil düngt! -- Mit inniger Verehrung des Geistes und15 des Herzens
Ihr Jean Paul Fr. Richter
692. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Nov. 1812]20
Guten Morgen, Alter! Für diese Predigt würd' ich den H. Wer- keltag wol ab-, aber nicht einsetzen. Ein Schulmeister hält aus dem Stegreif eine bessere, worin keine solche häßliche Kälte, Leere, Unbestimmtheit, Unpopularität und Weitschweifigkeit wäre. Wenn Sie still durch Döhlau gehen, so erbauen Sie gewis von hinten25 mehr die Bauern als Werkeltag von vornen. Die Schuld liegt aber nicht am Thema und an einem so herrlichen Texte.
693. An Emanuel.
[Bayreuth, 9. Nov. 1812]
Guten Morgen, Alter! In allem Besten der Alte! Ständen Sie30 doch bei der Freude, die in den Gesichtern der Kinder glänzt. Es wäre doch einiger Dank und Lohn für Sie. -- Die Eltern können nichts thun als mitfreuen und mitdanken. -- Kommen Sie doch endlich einmal! Ich bin zu einsam.
ſion nicht mehr an ihn, ſondern an den hohen Geber ſelber zu wenden habe, an den Großherzog. Ich bitte Sie um einen Wink zur Wahl der Form in dieſer Sache; und laſſen Sie Sich zu einem Newton dieſer kaufmänniſchen Apokalypſis herab für mich.
Einen wiederholten Dank an Ihre königliche Hoheit leg’ ich5 Ihnen nicht in den Mund, ſo ſehr er auch dadurch gewänne. Er verſteht ſich gegen einen Fürſten von ſelber, welcher, wenn er blos auf dem Parnaſſe lebte und nicht auch auf dem Throne, einen Fürſten verdiente, der beglückte und aufhälfe wie er.
Möge Ihnen, verehrteſter Herr Graf, da Sie als Miniſter10 ſelber ein Theil der Geſchichte werden, doch noch Muße bleiben, ein Herr und Darſteller der ganzen zu ſein! Und möge ſich Ihre Hoffnung aufrecht erhalten in einer ſchwanger-ſchweren Zeit, worin Eine Stunde ein Jahrhundert gebiert, und Ein Schlachtfeld einen ganzen Erdtheil düngt! — Mit inniger Verehrung des Geiſtes und15 des Herzens
Ihr Jean Paul Fr. Richter
692. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Nov. 1812]20
Guten Morgen, Alter! Für dieſe Predigt würd’ ich den H. Wer- keltag wol ab-, aber nicht einſetzen. Ein Schulmeiſter hält aus dem Stegreif eine beſſere, worin keine ſolche häßliche Kälte, Leere, Unbeſtimmtheit, Unpopularität und Weitſchweifigkeit wäre. Wenn Sie ſtill durch Döhlau gehen, ſo erbauen Sie gewis von hinten25 mehr die Bauern als Werkeltag von vornen. Die Schuld liegt aber nicht am Thema und an einem ſo herrlichen Texte.
693. An Emanuel.
[Bayreuth, 9. Nov. 1812]
Guten Morgen, Alter! In allem Beſten der Alte! Ständen Sie30 doch bei der Freude, die in den Geſichtern der Kinder glänzt. Es wäre doch einiger Dank und Lohn für Sie. — Die Eltern können nichts thun als mitfreuen und mitdanken. — Kommen Sie doch endlich einmal! Ich bin zu einſam.
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ſion nicht mehr an ihn, ſondern an den hohen Geber ſelber zu wenden
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dieſer kaufmänniſchen Apokalypſis herab für mich.
Einen wiederholten Dank an Ihre königliche Hoheit leg’ ich 5
Ihnen nicht in den Mund, ſo ſehr er auch dadurch gewänne. Er
verſteht ſich gegen einen Fürſten von ſelber, welcher, wenn er blos
auf dem Parnaſſe lebte und nicht auch auf dem Throne, einen
Fürſten verdiente, der beglückte und aufhälfe wie er.
Möge Ihnen, verehrteſter Herr Graf, da Sie als Miniſter 10
ſelber ein Theil der Geſchichte werden, doch noch Muße bleiben,
ein Herr und Darſteller der ganzen zu ſein! Und möge ſich Ihre
Hoffnung aufrecht erhalten in einer ſchwanger-ſchweren Zeit, worin
Eine Stunde ein Jahrhundert gebiert, und Ein Schlachtfeld einen
ganzen Erdtheil düngt! — Mit inniger Verehrung des Geiſtes und 15
des Herzens
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
692. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Nov. 1812] 20
Guten Morgen, Alter! Für dieſe Predigt würd’ ich den H. Wer-
keltag wol ab-, aber nicht einſetzen. Ein Schulmeiſter hält aus
dem Stegreif eine beſſere, worin keine ſolche häßliche Kälte, Leere,
Unbeſtimmtheit, Unpopularität und Weitſchweifigkeit wäre. Wenn
Sie ſtill durch Döhlau gehen, ſo erbauen Sie gewis von hinten 25
mehr die Bauern als Werkeltag von vornen. Die Schuld liegt
aber nicht am Thema und an einem ſo herrlichen Texte.
693. An Emanuel.
[Bayreuth, 9. Nov. 1812]
Guten Morgen, Alter! In allem Beſten der Alte! Ständen Sie 30
doch bei der Freude, die in den Geſichtern der Kinder glänzt. Es
wäre doch einiger Dank und Lohn für Sie. — Die Eltern können
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/313>, abgerufen am 24.11.2024.
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