Hiebei die vergessene Quittung. In einigen Wochen send' ich Rezensionen.
Geh es Ihnen wol in dieser Sturm-Zeit, worin man leichter Gutes thun als erleben kann!
Ihr5 Jean Paul Fr. Richter
N. S. Für den Kaufmann der Zukunft mach' ich die Nachschrift: unsere Rechnung der zweiten [?] 2. Bändchen und Ihre Bezahlung ist quitt; und ich bin Ihnen nichts schuldig als Dank; und Sie mir auch keinen Heller mehr, außer wenn es gut geht, das was ich10 Ihnen schuldig bin.
[2.] N. S. Möglich wär' es wol, daß der Kriegs Sturm mir nichts zuwehte als sein Gegentheil, einen schönen Frühlingsfrieden in Heidelberg; nämlich die Beschleunigung meines Vorsatzes, H[eidelber]g zu sehen; ich sehne mich eben so sehr nach den H[eidel-15 berger] Menschen als Bergen und Strom und Lichtern.
62. An Friedrich Meier in Dresden.
Bayreuth d. 29. März 1809
Ihr freundlicher aus dem Herzen geschickter Brief an eines hat mir die Freude über eine schöne Seele (eigentlich über zwei*)) mehr20 gegeben auf der dürren Welt; und darum antworte ich. Schön ist dieser Doppellauter der Freundschaft -- dieses coeur a coeur statt eines bloßen tete a tete --, der Entschluß an Einem Tage dasselbe zu lesen und zu bedenken. Ob ichs bin oder nicht, macht das Schöne weder schlimmer noch schöner.25
Wer mich malen will, kann mich noch diesseits des Sargs haben. Ich wurde nie getroffen.
Auch herzlich sei Ihr unbenannter Freund gegrüßt von mir; so wie er geachtet ist seit Ihrem Wort.
Der Himmel gebe euch beiden das ins Herz was schwer heraus30 geht und wovon er den Namen hat -- nämlich den Himmel!
Jean Paul Fr. Richter
*) eigentlich über eine ganze Familie, deren ästhetische Einigkeit so schön eine höhere voraussetzt.
Hiebei die vergeſſene Quittung. In einigen Wochen ſend’ ich Rezenſionen.
Geh es Ihnen wol in dieſer Sturm-Zeit, worin man leichter Gutes thun als erleben kann!
Ihr5 Jean Paul Fr. Richter
N. S. Für den Kaufmann der Zukunft mach’ ich die Nachſchrift: unſere Rechnung der zweiten [?] 2. Bändchen und Ihre Bezahlung iſt quitt; und ich bin Ihnen nichts ſchuldig als Dank; und Sie mir auch keinen Heller mehr, außer wenn es gut geht, das was ich10 Ihnen ſchuldig bin.
[2.] N. S. Möglich wär’ es wol, daß der Kriegs Sturm mir nichts zuwehte als ſein Gegentheil, einen ſchönen Frühlingsfrieden in Heidelberg; nämlich die Beſchleunigung meines Vorſatzes, H[eidelber]g zu ſehen; ich ſehne mich eben ſo ſehr nach den H[eidel-15 berger] Menſchen als Bergen und Strom und Lichtern.
62. An Friedrich Meier in Dresden.
Bayreuth d. 29. März 1809
Ihr freundlicher aus dem Herzen geſchickter Brief an eines hat mir die Freude über eine ſchöne Seele (eigentlich über zwei*)) mehr20 gegeben auf der dürren Welt; und darum antworte ich. Schön iſt dieſer Doppellauter der Freundſchaft — dieſes cœur à cœur ſtatt eines bloßen tête à tête —, der Entſchluß an Einem Tage daſſelbe zu leſen und zu bedenken. Ob ichs bin oder nicht, macht das Schöne weder ſchlimmer noch ſchöner.25
Wer mich malen will, kann mich noch dieſſeits des Sargs haben. Ich wurde nie getroffen.
Auch herzlich ſei Ihr unbenannter Freund gegrüßt von mir; ſo wie er geachtet iſt ſeit Ihrem Wort.
Der Himmel gebe euch beiden das ins Herz was ſchwer heraus30 geht und wovon er den Namen hat — nämlich den Himmel!
Jean Paul Fr. Richter
*) eigentlich über eine ganze Familie, deren äſthetiſche Einigkeit ſo ſchön eine höhere vorausſetzt.
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Hiebei die vergeſſene Quittung. In einigen Wochen ſend’ ich
Rezenſionen.
Geh es Ihnen wol in dieſer Sturm-Zeit, worin man leichter
Gutes thun als erleben kann!
Ihr 5
Jean Paul Fr. Richter
N. S. Für den Kaufmann der Zukunft mach’ ich die Nachſchrift:
unſere Rechnung der zweiten [?] 2. Bändchen und Ihre Bezahlung
iſt quitt; und ich bin Ihnen nichts ſchuldig als Dank; und Sie mir
auch keinen Heller mehr, außer wenn es gut geht, das was ich 10
Ihnen ſchuldig bin.
[2.] N. S. Möglich wär’ es wol, daß der Kriegs Sturm mir
nichts zuwehte als ſein Gegentheil, einen ſchönen Frühlingsfrieden
in Heidelberg; nämlich die Beſchleunigung meines Vorſatzes,
H[eidelber]g zu ſehen; ich ſehne mich eben ſo ſehr nach den H[eidel- 15
berger] Menſchen als Bergen und Strom und Lichtern.
62. An Friedrich Meier in Dresden.
Bayreuth d. 29. März 1809
Ihr freundlicher aus dem Herzen geſchickter Brief an eines hat
mir die Freude über eine ſchöne Seele (eigentlich über zwei *)) mehr 20
gegeben auf der dürren Welt; und darum antworte ich. Schön
iſt dieſer Doppellauter der Freundſchaft — dieſes cœur à cœur
ſtatt eines bloßen tête à tête —, der Entſchluß an Einem Tage
daſſelbe zu leſen und zu bedenken. Ob ichs bin oder nicht, macht
das Schöne weder ſchlimmer noch ſchöner. 25
Wer mich malen will, kann mich noch dieſſeits des Sargs haben.
Ich wurde nie getroffen.
Auch herzlich ſei Ihr unbenannter Freund gegrüßt von mir; ſo
wie er geachtet iſt ſeit Ihrem Wort.
Der Himmel gebe euch beiden das ins Herz was ſchwer heraus 30
geht und wovon er den Namen hat — nämlich den Himmel!
Jean Paul Fr. Richter
*) eigentlich über eine ganze Familie, deren äſthetiſche Einigkeit ſo ſchön
eine höhere vorausſetzt.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/30>, abgerufen am 06.07.2024.
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