Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.und du weist die Worte und Handlungen gegen diese 3 Dinge. -- Dießmal durftest du ohne Ungerechtigkeit, mit der Krankheit Mitwochs [17. Juni] am Morgen Schreibe mir doch bald den dritten Brief, nach welchem ich mich 653. An Karoline Richter. Nürnberg d. 21. Jun. 1812 [Sonntag]25Dank dir, liebes Herz, für den schönern dritten Brief, den ich *) Aber du thätest mir zu Unrecht, wenn du in das Sehnen nicht eben so gut dich als die Kinder einschlößest. **) Auch entstand mein letzteres Schweigen aus der täglichen Hoffnung, daß
Emanuels versprochner Brief ankomme. und du weiſt die Worte und Handlungen gegen dieſe 3 Dinge. — Dießmal durfteſt du ohne Ungerechtigkeit, mit der Krankheit Mitwochs [17. Juni] am Morgen Schreibe mir doch bald den dritten Brief, nach welchem ich mich 653. An Karoline Richter. Nürnberg d. 21. Jun. 1812 [Sonntag]25Dank dir, liebes Herz, für den ſchönern dritten Brief, den ich *) Aber du thäteſt mir zu Unrecht, wenn du in das Sehnen nicht eben ſo gut dich als die Kinder einſchlößeſt. **) Auch entſtand mein letzteres Schweigen aus der täglichen Hoffnung, daß
Emanuels verſprochner Brief ankomme. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0293" n="279"/> und du weiſt die Worte und Handlungen gegen dieſe 3 Dinge. —<lb/> Du glaubſt die Liebe ſo leicht geſtorben, wo ſie nur krank liegt oder<lb/> ſeufzet oder ſchweigt; und ohne Liebe oder ohne Hoffnung derſelben<lb/> kann ich nicht leben. Hierüber hilft alles Schreiben, ja alles Her-<lb/> vorrufen von Empfindungen nichts; denn dieſe machen gerade gegen<lb n="5"/> die kleinſte Wunde empfindlicher. Eben ſo wenig ſind Grundſätze<lb/> von Weibern zu hoffen, — aber doch von Männern — Und ich<lb/> will einer ſein. Wäre einer weiblichen Feuerſeele ein Grundſatz<lb/> möglich: ſo müßt’ es wenigſtens der ſein: „ich will als Mutter den<lb/> Verſorger meiner Kinder ſchonen.“ aber auch dieſer wirkt wenig. —<lb n="10"/> </p> <p>Dießmal durfteſt du ohne Ungerechtigkeit, mit der Krankheit<lb/> 2er Kinder und der Abweſenheit des Mannes auf Freiheit von<lb/> Einquartierung Anſpruch machen. — Schreibe über deine Briefe<lb/> den Wochentag des Abgangs, und von meinen den der Ankunft. —<lb/> Bedenke, welche Menge Kleinigkeiten ich auf 4 Seiten eingepreßt<lb n="15"/> habe. — Wäre das Heimſehnen<note place="foot" n="*)">Aber du thäteſt mir zu Unrecht, wenn du in das Sehnen nicht eben ſo gut<lb/> dich als die Kinder einſchlößeſt.</note> nicht: ich könnte bei ſo vielen<lb/> Büchern und wenigen Ausgaben lange bleiben. An trüben Tagen<lb/> und beim Erwachen aus dem Mittagſchlaf drückt mich mein Allein-<lb/> ſein ſtark. Damit du manches auf dieſer Seite beſſer verſtehſt, lies<lb/> nur meinen Brief an <hi rendition="#aq">Emanuel.</hi><lb n="20"/> </p> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">Mitwochs [17. Juni] am Morgen</hi> </dateline><lb/> <p>Schreibe mir doch bald den dritten Brief, nach welchem ich mich<lb/> ſo ſehne und ſage darin nichts, als was meinem Lieben wolthut.</p> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>653. An <hi rendition="#g">Karoline Richter.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Nürnberg d. 21. Jun.</hi> 1812 [Sonntag]</hi> </dateline> <lb n="25"/> <p>Dank dir, liebes Herz, für den ſchönern dritten Brief, den ich<lb/> geſtern (Sonnabends) erhalten. Nur 3mal geht hier die Briefpoſt<lb/> ab und immer ſo dicht nach der ankommenden, daß ich allzeit auf<lb/> den 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Poſttag verſchieben muß.<note place="foot" n="**)">Auch entſtand mein letzteres Schweigen aus der täglichen Hoffnung, daß<lb/><hi rendition="#aq">Emanuels</hi> verſprochner Brief ankomme.</note> An <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> ſchreib ich, daß<lb/> er mir nächſten Sonnabend den Wagen ſchickt; ich komme alſo<lb n="30"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [279/0293]
und du weiſt die Worte und Handlungen gegen dieſe 3 Dinge. —
Du glaubſt die Liebe ſo leicht geſtorben, wo ſie nur krank liegt oder
ſeufzet oder ſchweigt; und ohne Liebe oder ohne Hoffnung derſelben
kann ich nicht leben. Hierüber hilft alles Schreiben, ja alles Her-
vorrufen von Empfindungen nichts; denn dieſe machen gerade gegen 5
die kleinſte Wunde empfindlicher. Eben ſo wenig ſind Grundſätze
von Weibern zu hoffen, — aber doch von Männern — Und ich
will einer ſein. Wäre einer weiblichen Feuerſeele ein Grundſatz
möglich: ſo müßt’ es wenigſtens der ſein: „ich will als Mutter den
Verſorger meiner Kinder ſchonen.“ aber auch dieſer wirkt wenig. — 10
Dießmal durfteſt du ohne Ungerechtigkeit, mit der Krankheit
2er Kinder und der Abweſenheit des Mannes auf Freiheit von
Einquartierung Anſpruch machen. — Schreibe über deine Briefe
den Wochentag des Abgangs, und von meinen den der Ankunft. —
Bedenke, welche Menge Kleinigkeiten ich auf 4 Seiten eingepreßt 15
habe. — Wäre das Heimſehnen *) nicht: ich könnte bei ſo vielen
Büchern und wenigen Ausgaben lange bleiben. An trüben Tagen
und beim Erwachen aus dem Mittagſchlaf drückt mich mein Allein-
ſein ſtark. Damit du manches auf dieſer Seite beſſer verſtehſt, lies
nur meinen Brief an Emanuel. 20
Mitwochs [17. Juni] am Morgen
Schreibe mir doch bald den dritten Brief, nach welchem ich mich
ſo ſehne und ſage darin nichts, als was meinem Lieben wolthut.
653. An Karoline Richter.
Nürnberg d. 21. Jun. 1812 [Sonntag] 25
Dank dir, liebes Herz, für den ſchönern dritten Brief, den ich
geſtern (Sonnabends) erhalten. Nur 3mal geht hier die Briefpoſt
ab und immer ſo dicht nach der ankommenden, daß ich allzeit auf
den 2ten Poſttag verſchieben muß. **) An Emanuel ſchreib ich, daß
er mir nächſten Sonnabend den Wagen ſchickt; ich komme alſo 30
*) Aber du thäteſt mir zu Unrecht, wenn du in das Sehnen nicht eben ſo gut
dich als die Kinder einſchlößeſt.
**) Auch entſtand mein letzteres Schweigen aus der täglichen Hoffnung, daß
Emanuels verſprochner Brief ankomme.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |