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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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gabe, Holz, Kleider etc. etc. Versuche nur einmal, aber nicht obenhin
rechnend, wie viel du als Witwe, zumal bei größern Kindern,
nöthig hättest. -- Nur ganze Laubthaler, keine halben gib aus*);
jetzt in der Krisis stehen sie gerade am schlechtesten und Ottos und
Samelsohns Rath taugt nichts, so wie seiner wegen Emma über5
Sackenreiter. Soll ich denn mein Bischen Geld -- da ich jetzt
keines einzunehmen habe -- ausgeben, um von Emanuel mir wieder
verborgtes zurück zahlen zu lassen? -- Unbeschreiblich wolfeil und
frühzeitig sind hier Gemüser (z. B. längst Gurken, Erbsen, Kohlrabi).
D. Eberhard hat ein ganzes 3 stöckiges Haus für 80 fl. gemiethet,10
Schweigger seine himmlische Wohnung für 60 fl. -- Zeige Amoene
diesen Brief nicht. Dein Verbeten jedes Geschenks war für sie ein
Geschenk. Es ist hart für mich, daß du ihr, die so wenig rechten
Antheil nehmen und so wenig tiefen Rath ertheilen kann -- hier
wünscht' ich dir lieber die Seebeck zur vollendeten Vertrautin --15
ein ausplauderndes Zutrauen schenkst, aus welchem Otto alles falsch
zugeführt bekommt, was nicht einmal ich ihm sage. Denn das
Wenige, was ich ihm je gesagt, war neulich nur in deiner Gegen-
wart. -- Mache Odilien keine Hoffnung zum Schränkchen; ich
weiß nicht einmal, was es eigentlich sein soll -- Soll ich nicht der20
Magd ein kleines Geschenk mitbringen? Aber welches? -- Die
Briefe von O[tto] und E[manuel] sollst du von ihnen zu lesen fodern;
du kennst meinen Haß, dasselbe mehr als einmal zu erzählen. --
Sogar alter Franzwein und Heeringe wie holländischer Käse sind
hier. -- Ich schreibe alles durcheinander. -- Lasse Bier abziehen25
und mehreres auf Flaschen als Krüge. -- Meine Miethe mit Auf-
wartung beträgt monatlich 4 fl. rh. -- Die gute Monts bessert
sich; aber das Grab war nahe an ihr Bett gerückt. -- Meine An-
kunft erfährst du um so gewisser, da ich wahrscheinlich den Fuhrmann
von B[aireuth] wieder nehme. -- Dein erster Brief hat mir freilich30
statt der so süß gehofften Freude etwas anderes gebracht. Nicht die
Versöhnung, aber wol der Zorn kann bei mir "Extase" (es ist dein
Wort) sein. Der Mensch muß sich auf einmal durch Vernunft-
gewalt umwenden können. Du bist gute Hausfrau und gute Mutter;
aber ich bin ein 1) Mensch und ein 2) Mann und ein 3) Gatte;35

*) Verschiebe überhaupt alles Kaufen bis zu meiner Rückkehr; wahrscheinlich
hast du meinen Rath schon zu stark benutzt.

gabe, Holz, Kleider ꝛc. ꝛc. Verſuche nur einmal, aber nicht obenhin
rechnend, wie viel du als Witwe, zumal bei größern Kindern,
nöthig hätteſt. — Nur ganze Laubthaler, keine halben gib aus*);
jetzt in der Kriſis ſtehen ſie gerade am ſchlechteſten und Ottos und
Samelsohns Rath taugt nichts, ſo wie ſeiner wegen Emma über5
Sackenreiter. Soll ich denn mein Bischen Geld — da ich jetzt
keines einzunehmen habe — ausgeben, um von Emanuel mir wieder
verborgtes zurück zahlen zu laſſen? — Unbeſchreiblich wolfeil und
frühzeitig ſind hier Gemüſer (z. B. längſt Gurken, Erbſen, Kohlrabi).
D. Eberhard hat ein ganzes 3 ſtöckiges Haus für 80 fl. gemiethet,10
Schweigger ſeine himmliſche Wohnung für 60 fl. — Zeige Amoene
dieſen Brief nicht. Dein Verbeten jedes Geſchenks war für ſie ein
Geſchenk. Es iſt hart für mich, daß du ihr, die ſo wenig rechten
Antheil nehmen und ſo wenig tiefen Rath ertheilen kann — hier
wünſcht’ ich dir lieber die Seebeck zur vollendeten Vertrautin —15
ein ausplauderndes Zutrauen ſchenkſt, aus welchem Otto alles falſch
zugeführt bekommt, was nicht einmal ich ihm ſage. Denn das
Wenige, was ich ihm je geſagt, war neulich nur in deiner Gegen-
wart. — Mache Odilien keine Hoffnung zum Schränkchen; ich
weiß nicht einmal, was es eigentlich ſein ſoll — Soll ich nicht der20
Magd ein kleines Geſchenk mitbringen? Aber welches? — Die
Briefe von O[tto] und E[manuel] ſollſt du von ihnen zu leſen fodern;
du kennſt meinen Haß, daſſelbe mehr als einmal zu erzählen. —
Sogar alter Franzwein und Heeringe wie holländiſcher Käſe ſind
hier. — Ich ſchreibe alles durcheinander. — Laſſe Bier abziehen25
und mehreres auf Flaſchen als Krüge. — Meine Miethe mit Auf-
wartung beträgt monatlich 4 fl. rh. — Die gute Monts beſſert
ſich; aber das Grab war nahe an ihr Bett gerückt. — Meine An-
kunft erfährſt du um ſo gewiſſer, da ich wahrſcheinlich den Fuhrmann
von B[aireuth] wieder nehme. — Dein erſter Brief hat mir freilich30
ſtatt der ſo ſüß gehofften Freude etwas anderes gebracht. Nicht die
Verſöhnung, aber wol der Zorn kann bei mir „Extaſe“ (es iſt dein
Wort) ſein. Der Menſch muß ſich auf einmal durch Vernunft-
gewalt umwenden können. Du biſt gute Hausfrau und gute Mutter;
aber ich bin ein 1) Menſch und ein 2) Mann und ein 3) Gatte;35

*) Verſchiebe überhaupt alles Kaufen bis zu meiner Rückkehr; wahrſcheinlich
haſt du meinen Rath ſchon zu ſtark benutzt.
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[278/0292] gabe, Holz, Kleider ꝛc. ꝛc. Verſuche nur einmal, aber nicht obenhin rechnend, wie viel du als Witwe, zumal bei größern Kindern, nöthig hätteſt. — Nur ganze Laubthaler, keine halben gib aus *); jetzt in der Kriſis ſtehen ſie gerade am ſchlechteſten und Ottos und Samelsohns Rath taugt nichts, ſo wie ſeiner wegen Emma über 5 Sackenreiter. Soll ich denn mein Bischen Geld — da ich jetzt keines einzunehmen habe — ausgeben, um von Emanuel mir wieder verborgtes zurück zahlen zu laſſen? — Unbeſchreiblich wolfeil und frühzeitig ſind hier Gemüſer (z. B. längſt Gurken, Erbſen, Kohlrabi). D. Eberhard hat ein ganzes 3 ſtöckiges Haus für 80 fl. gemiethet, 10 Schweigger ſeine himmliſche Wohnung für 60 fl. — Zeige Amoene dieſen Brief nicht. Dein Verbeten jedes Geſchenks war für ſie ein Geſchenk. Es iſt hart für mich, daß du ihr, die ſo wenig rechten Antheil nehmen und ſo wenig tiefen Rath ertheilen kann — hier wünſcht’ ich dir lieber die Seebeck zur vollendeten Vertrautin — 15 ein ausplauderndes Zutrauen ſchenkſt, aus welchem Otto alles falſch zugeführt bekommt, was nicht einmal ich ihm ſage. Denn das Wenige, was ich ihm je geſagt, war neulich nur in deiner Gegen- wart. — Mache Odilien keine Hoffnung zum Schränkchen; ich weiß nicht einmal, was es eigentlich ſein ſoll — Soll ich nicht der 20 Magd ein kleines Geſchenk mitbringen? Aber welches? — Die Briefe von O[tto] und E[manuel] ſollſt du von ihnen zu leſen fodern; du kennſt meinen Haß, daſſelbe mehr als einmal zu erzählen. — Sogar alter Franzwein und Heeringe wie holländiſcher Käſe ſind hier. — Ich ſchreibe alles durcheinander. — Laſſe Bier abziehen 25 und mehreres auf Flaſchen als Krüge. — Meine Miethe mit Auf- wartung beträgt monatlich 4 fl. rh. — Die gute Monts beſſert ſich; aber das Grab war nahe an ihr Bett gerückt. — Meine An- kunft erfährſt du um ſo gewiſſer, da ich wahrſcheinlich den Fuhrmann von B[aireuth] wieder nehme. — Dein erſter Brief hat mir freilich 30 ſtatt der ſo ſüß gehofften Freude etwas anderes gebracht. Nicht die Verſöhnung, aber wol der Zorn kann bei mir „Extaſe“ (es iſt dein Wort) ſein. Der Menſch muß ſich auf einmal durch Vernunft- gewalt umwenden können. Du biſt gute Hausfrau und gute Mutter; aber ich bin ein 1) Menſch und ein 2) Mann und ein 3) Gatte; 35 *) Verſchiebe überhaupt alles Kaufen bis zu meiner Rückkehr; wahrſcheinlich haſt du meinen Rath ſchon zu ſtark benutzt.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/292>, abgerufen am 24.11.2024.