Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.liche aber flinke und redliche*) Magd. Ich brachte dieser vom Alert. *) Z. B. der Keller macht eiskalt; und da ich nun am Morgen nicht genug Eiskälte haben kann, so stellt sie mein Morgenwasser in den Keller und bringts um 6 Uhr bei Klingeln. **) So wird mir meine halbe gute Bouteille Tischwein a 24 kr. redlich vom
Kellner aufbewahrt, weil ich davon wieder nur die Hälfte trinke.35 liche aber flinke und redliche*) Magd. Ich brachte dieſer vom Alert. *) Z. B. der Keller macht eiskalt; und da ich nun am Morgen nicht genug Eiskälte haben kann, ſo ſtellt ſie mein Morgenwaſſer in den Keller und bringts um 6 Uhr bei Klingeln. **) So wird mir meine halbe gute Bouteille Tiſchwein à 24 kr. redlich vom
Kellner aufbewahrt, weil ich davon wieder nur die Hälfte trinke.35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0290" n="276"/> liche aber flinke und redliche<note place="foot" n="*)">Z. B. der Keller macht eiskalt; und da ich nun am Morgen nicht genug<lb/> Eiskälte haben kann, ſo ſtellt ſie mein Morgenwaſſer in den Keller und bringts<lb/> um 6 Uhr bei Klingeln.</note> Magd. Ich brachte dieſer vom<lb/> Eſſen zuweilen etwas Süßes mit; — aber ſie theilte das Stückchen<lb/> unten in 3 Stückchen für ihre Doppel-Herrſchaft. Aus Freude über<lb/> dieſes Zuſammenleben ließ ich letzterer daher für ½ rtl. Schokolade<lb/> holen, da ſie mir ohnehin immer noch mehr anbieten als ich brauche.<lb n="5"/> — In der G[roß] H[erzoglich] Frankfurter Zeitung ſteht aus Poſen,<lb/> daß allen Officieren, bis zu den Generalen und „Königen“ hinauf<lb/> befohlen ſei, jeder ein Zelt und Lebens Mittel auf 14 Tage mit-<lb/> zunehmen. — Der König von Preußen wurde von Napoleon aus-<lb/> gezeichnet behandelt und ſogar zuerſt beſucht. — Der Oberſt von<lb n="10"/> Ramdahl machte mich bei dem großen Monateſſen im Muſeum<lb/> zu ſeinem Gaſte. Es waren viele Exzellenzen da; aber kein ſchönes<lb/> Geſicht, welches — wie ich auch auf dem Muſeums Balle ſah — das<lb/> einzige Blumengewächs iſt, das hier ſpärlich gedeiht. Übrigens<lb/> find’ ich hier überall mehr altes redliches<note place="foot" n="**)">So wird mir meine halbe gute <hi rendition="#aq">Bouteille</hi> Tiſchwein <hi rendition="#aq">à</hi> 24 kr. redlich vom<lb/> Kellner aufbewahrt, weil ich davon wieder nur die Hälfte trinke.<note place="right">35</note></note> Deutſchthum, und unter<lb n="15"/> dem männlichen und weiblichen Volke (<hi rendition="#aq">peuple</hi>) weniger Sitten-<lb/> verderbnis als in <hi rendition="#aq">Baireuth.</hi> Auch die höhern Stände findet die<lb/><hi rendition="#aq">Monts</hi> beſſer als den zeitfreſſenden bair[euther] Adel, vor welchem<lb/> ſie ſich eben deßwegen hieher geflüchtet; und ſie billigte es ganz,<lb/> daß ich (auf Koſten meines Rufs leider!) dieſes Volk vom Thee-<lb n="20"/> tiſche weggebrummt. — Ich lebe hier wolfeiler als in <hi rendition="#aq">Baireuth,</hi><lb/> wie Ihnen <hi rendition="#aq">C[aroline]</hi> ſpezifizieren kann, und ich könnte erſparen,<lb/> wenn ich länger bliebe. — Da hier <hi rendition="#g">jetzt</hi> die Hunde ein Halsband<lb/> oder einen Führbindfaden haben müſſen, um nicht todtgeſchlagen<lb/> zu werden, hab’ ich meinem eine Viſitenkarte umgehängt:<lb n="25"/> </p> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Alert.</hi><lb/> Wirklicher Hund<lb/> von H. Jean Paul<lb/><hi rendition="#aq">p. f. v.<lb/> p. p. c.</hi></hi> </p> <lb n="30"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [276/0290]
liche aber flinke und redliche *) Magd. Ich brachte dieſer vom
Eſſen zuweilen etwas Süßes mit; — aber ſie theilte das Stückchen
unten in 3 Stückchen für ihre Doppel-Herrſchaft. Aus Freude über
dieſes Zuſammenleben ließ ich letzterer daher für ½ rtl. Schokolade
holen, da ſie mir ohnehin immer noch mehr anbieten als ich brauche. 5
— In der G[roß] H[erzoglich] Frankfurter Zeitung ſteht aus Poſen,
daß allen Officieren, bis zu den Generalen und „Königen“ hinauf
befohlen ſei, jeder ein Zelt und Lebens Mittel auf 14 Tage mit-
zunehmen. — Der König von Preußen wurde von Napoleon aus-
gezeichnet behandelt und ſogar zuerſt beſucht. — Der Oberſt von 10
Ramdahl machte mich bei dem großen Monateſſen im Muſeum
zu ſeinem Gaſte. Es waren viele Exzellenzen da; aber kein ſchönes
Geſicht, welches — wie ich auch auf dem Muſeums Balle ſah — das
einzige Blumengewächs iſt, das hier ſpärlich gedeiht. Übrigens
find’ ich hier überall mehr altes redliches **) Deutſchthum, und unter 15
dem männlichen und weiblichen Volke (peuple) weniger Sitten-
verderbnis als in Baireuth. Auch die höhern Stände findet die
Monts beſſer als den zeitfreſſenden bair[euther] Adel, vor welchem
ſie ſich eben deßwegen hieher geflüchtet; und ſie billigte es ganz,
daß ich (auf Koſten meines Rufs leider!) dieſes Volk vom Thee- 20
tiſche weggebrummt. — Ich lebe hier wolfeiler als in Baireuth,
wie Ihnen C[aroline] ſpezifizieren kann, und ich könnte erſparen,
wenn ich länger bliebe. — Da hier jetzt die Hunde ein Halsband
oder einen Führbindfaden haben müſſen, um nicht todtgeſchlagen
zu werden, hab’ ich meinem eine Viſitenkarte umgehängt: 25
Alert.
Wirklicher Hund
von H. Jean Paul
p. f. v.
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*) Z. B. der Keller macht eiskalt; und da ich nun am Morgen nicht genug
Eiskälte haben kann, ſo ſtellt ſie mein Morgenwaſſer in den Keller und bringts
um 6 Uhr bei Klingeln.
**) So wird mir meine halbe gute Bouteille Tiſchwein à 24 kr. redlich vom
Kellner aufbewahrt, weil ich davon wieder nur die Hälfte trinke.
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(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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