ziehen kann. Könnte mein Ihnen bekannter Glaube an das da capo oder encora [!] der Begebenheiten von Nürnberg widerlegt werden: so wär' es nur dadurch möglich, daß ich noch froher als Dreiwöchner lebte denn in Erlangen. Grüssen Sie mir NN -- -- Sich selber und auch mich; nämlich schreiben Sie bald.5
626. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. März 1812]
Mein treu und warm geliebter Emanuel! Ihre Worte fallen wie ein warmer Frühlingregen auf meine jetzt zuweilen sehr ver- sengte Seele. Gott gehört der Dank, daß ich einen Menschen ge-10 funden wie Sie. Verlieren kann ich ihn nun nicht mehr, so wenig als er mich.
Ihr treuester R.15
627. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. März 1812]
Guten Morgen, mein Emanuel! Ach ich bin so ein Heiliger wie der Käfer bei den Hottentotten. -- Sehr froh war ich freilich gestern nicht, ausgenommen durch Ihr Blatt und noch einiges;20 desto froher bin ich heute. An Festtagen hab ich immer eine Art Wehmuth.
628. An Otto.
[Bayreuth, 23. März 1812]
Guten Morgen, Alter! Hier den Schelling, den ich bei einem25 2ten, ja 3ten Lesen wenigstens im Theoretischen mehr siegend finde, ohne ihn im Leidenschaftlichen und Ungerechten mehr zu entschul- digen. -- Benzel und Lochner sollten mit einander Briefe wechseln, damit beide durch die Plage der Unleserlichkeit gezüchtigt würden.*) -- Willst du einmal von [der] akademischen Garbe Schlichtegrolls30 den Auszug aus der Geschichte Ludwig IV des Baiers? --
*) nur ein roth bemerktes Wort blieb ein unaufgelöseter Nebelfleck.
17 Jean Paul Briefe.VI.
ziehen kann. Könnte mein Ihnen bekannter Glaube an das da capo oder encora [!] der Begebenheiten von Nürnberg widerlegt werden: ſo wär’ es nur dadurch möglich, daß ich noch froher als Dreiwöchner lebte denn in Erlangen. Grüſſen Sie mir NN — — Sich ſelber und auch mich; nämlich ſchreiben Sie bald.5
626. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. März 1812]
Mein treu und warm geliebter Emanuel! Ihre Worte fallen wie ein warmer Frühlingregen auf meine jetzt zuweilen ſehr ver- ſengte Seele. Gott gehört der Dank, daß ich einen Menſchen ge-10 funden wie Sie. Verlieren kann ich ihn nun nicht mehr, ſo wenig als er mich.
Ihr treueſter R.15
627. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. März 1812]
Guten Morgen, mein Emanuel! Ach ich bin ſo ein Heiliger wie der Käfer bei den Hottentotten. — Sehr froh war ich freilich geſtern nicht, ausgenommen durch Ihr Blatt und noch einiges;20 deſto froher bin ich heute. An Feſttagen hab ich immer eine Art Wehmuth.
628. An Otto.
[Bayreuth, 23. März 1812]
Guten Morgen, Alter! Hier den Schelling, den ich bei einem25 2ten, ja 3ten Leſen wenigſtens im Theoretiſchen mehr ſiegend finde, ohne ihn im Leidenſchaftlichen und Ungerechten mehr zu entſchul- digen. — Benzel und Lochner ſollten mit einander Briefe wechſeln, damit beide durch die Plage der Unleſerlichkeit gezüchtigt würden.*) — Willſt du einmal von [der] akademiſchen Garbe Schlichtegrolls30 den Auszug aus der Geſchichte Ludwig IV des Baiers? —
*) nur ein roth bemerktes Wort blieb ein unaufgelöſeter Nebelfleck.
17 Jean Paul Briefe.VI.
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0271"n="257"/>
ziehen kann. Könnte mein Ihnen bekannter Glaube an das <hirendition="#aq">da capo</hi><lb/>
oder <hirendition="#aq">encora</hi> [!] der Begebenheiten von <hirendition="#aq">Nürnberg</hi> widerlegt werden:<lb/>ſo wär’ es nur dadurch möglich, daß ich noch froher als Dreiwöchner<lb/>
lebte denn in Erlangen. Grüſſen Sie mir <hirendition="#aq">NN</hi>—— Sich ſelber<lb/>
und auch mich; nämlich ſchreiben Sie bald.<lbn="5"/></p></div><divtype="letter"n="1"><head>626. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 21. März 1812]</hi></dateline><lb/><p>Mein treu und warm geliebter <hirendition="#aq">Emanuel!</hi> Ihre Worte fallen<lb/>
wie ein warmer Frühlingregen auf meine jetzt zuweilen ſehr ver-<lb/>ſengte Seele. Gott gehört der Dank, daß ich einen Menſchen ge-<lbn="10"/>
funden wie Sie. Verlieren kann ich ihn nun nicht mehr, ſo wenig<lb/>
als er mich.</p><lb/><closer><salute><hirendition="#right">Ihr<lb/>
treueſter<lb/>
R.</hi><lbn="15"/></salute></closer></div><divtype="letter"n="1"><head>627. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 22. März 1812]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen, mein <hirendition="#aq">Emanuel!</hi> Ach ich bin ſo ein Heiliger<lb/>
wie der Käfer bei den Hottentotten. — Sehr froh war ich freilich<lb/>
geſtern nicht, ausgenommen durch Ihr Blatt und noch einiges;<lbn="20"/>
deſto froher bin ich heute. An Feſttagen hab ich immer eine Art<lb/>
Wehmuth.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>628. An <hirendition="#g">Otto.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 23. März 1812]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen, Alter! Hier den <hirendition="#aq">Schelling,</hi> den ich bei einem<lbn="25"/>
2<hirendition="#sup">ten</hi>, ja 3<hirendition="#sup">ten</hi> Leſen wenigſtens im Theoretiſchen mehr ſiegend finde,<lb/>
ohne ihn im Leidenſchaftlichen und Ungerechten mehr zu entſchul-<lb/>
digen. —<hirendition="#aq">Benzel</hi> und <hirendition="#aq">Lochner</hi>ſollten mit einander Briefe wechſeln,<lb/>
damit beide durch die Plage der Unleſerlichkeit gezüchtigt würden.<noteplace="foot"n="*)">nur ein roth bemerktes Wort blieb ein unaufgelöſeter Nebelfleck.</note><lb/>— Willſt du einmal von [der] akademiſchen Garbe <hirendition="#aq">Schlichtegrolls</hi><lbn="30"/>
den Auszug aus der Geſchichte Ludwig <hirendition="#aq">IV</hi> des Baiers? —</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">17 <hirendition="#b">Jean Paul Briefe.</hi><hirendition="#aq">VI.</hi></fw><lb/></body></text></TEI>
[257/0271]
ziehen kann. Könnte mein Ihnen bekannter Glaube an das da capo
oder encora [!] der Begebenheiten von Nürnberg widerlegt werden:
ſo wär’ es nur dadurch möglich, daß ich noch froher als Dreiwöchner
lebte denn in Erlangen. Grüſſen Sie mir NN — — Sich ſelber
und auch mich; nämlich ſchreiben Sie bald. 5
626. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. März 1812]
Mein treu und warm geliebter Emanuel! Ihre Worte fallen
wie ein warmer Frühlingregen auf meine jetzt zuweilen ſehr ver-
ſengte Seele. Gott gehört der Dank, daß ich einen Menſchen ge- 10
funden wie Sie. Verlieren kann ich ihn nun nicht mehr, ſo wenig
als er mich.
Ihr
treueſter
R. 15
627. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. März 1812]
Guten Morgen, mein Emanuel! Ach ich bin ſo ein Heiliger
wie der Käfer bei den Hottentotten. — Sehr froh war ich freilich
geſtern nicht, ausgenommen durch Ihr Blatt und noch einiges; 20
deſto froher bin ich heute. An Feſttagen hab ich immer eine Art
Wehmuth.
628. An Otto.
[Bayreuth, 23. März 1812]
Guten Morgen, Alter! Hier den Schelling, den ich bei einem 25
2ten, ja 3ten Leſen wenigſtens im Theoretiſchen mehr ſiegend finde,
ohne ihn im Leidenſchaftlichen und Ungerechten mehr zu entſchul-
digen. — Benzel und Lochner ſollten mit einander Briefe wechſeln,
damit beide durch die Plage der Unleſerlichkeit gezüchtigt würden. *)
— Willſt du einmal von [der] akademiſchen Garbe Schlichtegrolls 30
den Auszug aus der Geſchichte Ludwig IV des Baiers? —
*) nur ein roth bemerktes Wort blieb ein unaufgelöſeter Nebelfleck.
17 Jean Paul Briefe. VI.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/271>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.