Das Jahr machte wie ein Fürst, erst bei dem Abschiede das größte Geschenk. Sie haben nun den besten gemalten Steckbrief in Händen, den man hinter mir nachschicken kann. Spazier' ich einmal durch5 die Dresdner Gassen, wo Beschauer Ihres Bildes wohnen: so ist mein Gang ein Triumphzug für Sie. ... So gleichgültig mir es ist, ob jemand das Stückchen organ[isierte] Erde, welches man mein Gesicht nennt, nach meinem Tod außerhalb der unorgan[isierten], im Nachbild zu sehen bekommt: so wichtig ist mirs doch, daß man10 davon nicht ein Zerrbild von desorganisiertem Erdklose vor sich auf jeder Seite aufrolle, die man von mir lieset. -- gute Kupferstiche werden durch Holspiegel zu Marmorgestalten, so wie darin alles[?] Nachdunkeln der Farben in reine Lebensfärbung übergeht. -- ... Drilling nicht von Kindern, Vater nicht von Vätern (im Buch15 "Die Versuche und Hindernisse Karls"). Was ich selber darin gesagt, gefällt mir, ohne Eitelkeit zu reden, ausnehmend... Es geh' Ihrem treuen schönen heißen wilden Herzen wol, mein Meier!
584. An Emanuel.
[Bayreuth, 28. Dez. 1811]20
Guten Morgen, alter Unsichtbarer! Ausgenommen durch Geben; denn sonst hätt' ich keine leere Schachtel mit Dank zu senden. Mögen Ihnen die Feiertage froh, ungeachtet des Jerusalems, vergangen sein.
Beiliegende Briefe geben Sie gefällig Otto.25
585. An Otto.
[Bayreuth, 31. Dez. 1811]
Mein alter Geliebter! Du gibst mir ein Stück Gestern ins neue Jahr hinein. Gott thue mehr und gebe dir alles, was ich sogar entbehren möchte, wenn es sein sollte.30
586. An Otto.
[Bayreuth, Ende 1811?]
Guten Morgen, Alter! Kannst du diese überflammende Rezen- sion -- die nur vom bilderüppigen Goerres sein kann -- mir um
16 Jean Paul Briefe.VI.
583. An Friedrich Meier in Dresden.
[Kopie][Bayreuth, 22. Dez. 1811]
Das Jahr machte wie ein Fürſt, erſt bei dem Abſchiede das größte Geſchenk. Sie haben nun den beſten gemalten Steckbrief in Händen, den man hinter mir nachſchicken kann. Spazier’ ich einmal durch5 die Dresdner Gaſſen, wo Beſchauer Ihres Bildes wohnen: ſo iſt mein Gang ein Triumphzug für Sie. ... So gleichgültig mir es iſt, ob jemand das Stückchen organ[iſierte] Erde, welches man mein Geſicht nennt, nach meinem Tod außerhalb der unorgan[iſierten], im Nachbild zu ſehen bekommt: ſo wichtig iſt mirs doch, daß man10 davon nicht ein Zerrbild von desorganiſiertem Erdkloſe vor ſich auf jeder Seite aufrolle, die man von mir lieſet. — gute Kupferſtiche werden durch Holſpiegel zu Marmorgeſtalten, ſo wie darin alles[?] Nachdunkeln der Farben in reine Lebensfärbung übergeht. — ... Drilling nicht von Kindern, 〈Vater〉 nicht von Vätern (im Buch15 „Die Verſuche und Hinderniſſe Karls“). Was ich ſelber darin geſagt, gefällt mir, ohne Eitelkeit zu reden, ausnehmend... Es geh’ Ihrem treuen ſchönen heißen wilden Herzen wol, mein Meier!
584. An Emanuel.
[Bayreuth, 28. Dez. 1811]20
Guten Morgen, alter Unſichtbarer! Ausgenommen durch Geben; denn ſonſt hätt’ ich keine leere Schachtel mit Dank zu ſenden. Mögen Ihnen die Feiertage froh, ungeachtet des Jeruſalems, vergangen ſein.
Beiliegende Briefe geben Sie gefällig Otto.25
585. An Otto.
[Bayreuth, 31. Dez. 1811]
Mein alter Geliebter! Du gibſt mir ein Stück Geſtern ins neue Jahr hinein. Gott thue mehr und gebe dir alles, was ich ſogar entbehren möchte, wenn es ſein ſollte.30
586. An Otto.
[Bayreuth, Ende 1811?]
Guten Morgen, Alter! Kannſt du dieſe überflammende Rezen- ſion — die nur vom bilderüppigen Goerres ſein kann — mir um
16 Jean Paul Briefe.VI.
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583. An Friedrich Meier in Dresden.
[Bayreuth, 22. Dez. 1811]
Das Jahr machte wie ein Fürſt, erſt bei dem Abſchiede das größte
Geſchenk. Sie haben nun den beſten gemalten Steckbrief in Händen,
den man hinter mir nachſchicken kann. Spazier’ ich einmal durch 5
die Dresdner Gaſſen, wo Beſchauer Ihres Bildes wohnen: ſo iſt
mein Gang ein Triumphzug für Sie. ... So gleichgültig mir es
iſt, ob jemand das Stückchen organ[iſierte] Erde, welches man mein
Geſicht nennt, nach meinem Tod außerhalb der unorgan[iſierten],
im Nachbild zu ſehen bekommt: ſo wichtig iſt mirs doch, daß man 10
davon nicht ein Zerrbild von desorganiſiertem Erdkloſe vor ſich auf
jeder Seite aufrolle, die man von mir lieſet. — gute Kupferſtiche
werden durch Holſpiegel zu Marmorgeſtalten, ſo wie darin alles[?]
Nachdunkeln der Farben in reine Lebensfärbung übergeht. — ...
Drilling nicht von Kindern, 〈Vater〉 nicht von Vätern (im Buch 15
„Die Verſuche und Hinderniſſe Karls“). Was ich ſelber darin
geſagt, gefällt mir, ohne Eitelkeit zu reden, ausnehmend... Es geh’
Ihrem treuen ſchönen heißen wilden Herzen wol, mein Meier!
584. An Emanuel.
[Bayreuth, 28. Dez. 1811] 20
Guten Morgen, alter Unſichtbarer! Ausgenommen durch Geben;
denn ſonſt hätt’ ich keine leere Schachtel mit Dank zu ſenden. Mögen
Ihnen die Feiertage froh, ungeachtet des Jeruſalems, vergangen
ſein.
Beiliegende Briefe geben Sie gefällig Otto. 25
585. An Otto.
[Bayreuth, 31. Dez. 1811]
Mein alter Geliebter! Du gibſt mir ein Stück Geſtern ins neue
Jahr hinein. Gott thue mehr und gebe dir alles, was ich ſogar
entbehren möchte, wenn es ſein ſollte. 30
586. An Otto.
[Bayreuth, Ende 1811?]
Guten Morgen, Alter! Kannſt du dieſe überflammende Rezen-
ſion — die nur vom bilderüppigen Goerres ſein kann — mir um
16 Jean Paul Briefe. VI.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/255>, abgerufen am 16.02.2025.
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