Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.bis zu einem gewissen Grade nehmen als mütterliche oder väterliche d. 17. Jun. Montags Morgen erst will ich mich entscheiden, ob ich der Gräfin den Der hiesige Buchhändler Bräuning sagte mir, daß er in Leipzig *) Eine Putzhändlerin, die bei Feldmann in der Sonne logierte, mußte von dort nach hier auch 16 fl. geben. **) Sie nimmt ihre 2 Kleinen mit. Ich thu' es wahrlich mehr ihr zu Ge-
fallen als aus dem kaum merklichen ökonomischen Gewinn. bis zu einem gewiſſen Grade nehmen als mütterliche oder väterliche d. 17. Jun. 〈Montags〉 Morgen erſt will ich mich entſcheiden, ob ich der Gräfin den Der hieſige Buchhändler Bräuning ſagte mir, daß er in Leipzig *) Eine Putzhändlerin, die bei Feldmann in der Sonne logierte, mußte von dort nach hier auch 16 fl. geben. **) Sie nimmt ihre 2 Kleinen mit. Ich thu’ es wahrlich mehr ihr zu Ge-
fallen als aus dem kaum merklichen ökonomiſchen Gewinn. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0215" n="202"/> bis zu einem gewiſſen Grade nehmen als mütterliche oder väterliche<lb/> Hart-Worte gegen die lieben Kinder zu nehmen ſind, die man zu-<lb/> weilen in der Eile ausſtößt, indeß man dieſe doch fortliebt. — Und<lb/> ſo will ich denn auch Vergangnes nehmen und mich für dein Kind<lb/> anſehen, das du doch gern haſt. — Wir beide könnten wirklich das<lb n="5"/> ſeeligſte Erdenleben führen, wenn wir nun das Seelige weniger<lb/> durch Empfindung, die ſo leicht zu ſtören iſt, als durch moraliſche<lb/> Vernunft feſtzuhalten ſuchten. — Eben ſpielt <hi rendition="#g">jetzt</hi> die Nürnberger<lb/> Theater-Truppe zum erſten male, aber die briefliche Einſamkeit<lb/> dieſer Stunde gibt mir mehr Genuß. — Morgen werd’ ich zur<lb n="10"/> <hi rendition="#aq">Dobeneck</hi> und vielleicht zur Marggräfin gehen. —</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">d. 17. Jun.</hi> 〈<hi rendition="#g">Montags</hi>〉</hi> </dateline><lb/> <p>Morgen erſt will ich mich entſcheiden, ob ich der Gräfin den<lb/> Freitag oder den Sonnabend zur Abreiſe anſage. (Morgen wird<lb/> hoff’ ich auch ein Blatt von dir ankommen) Wie gewöhnlich<lb n="15"/> häufen ſich immer Vergnügungen und Einladungen gerade gegen<lb/> die Abreiſe hin an, wozu hier noch Bücher kommen. Heute war<lb/> ich bei der trefflichen <hi rendition="#aq">Dobeneck,</hi> welche mich durch ihre Anmuth,<lb/> Bonhommie, Unbefangenheit und ſelber durch die liebliche Geſtalt<lb/> ſo erfreuet hat, daß michs reuete, ſie erſt ſo ſpät beſucht zu haben.<lb n="20"/> Morgen werd’ ich die Marggräfin ſehen. — Heute bin ich beim<lb/> Kirchenrath <hi rendition="#aq">Ammon</hi> zum Th<hi rendition="#aq">é</hi>e und Abendeſſen; Donnerſtags bei<lb/><hi rendition="#aq">Walther</hi> in einem Gartenkonzert voll Damen. Auch <hi rendition="#aq">Schubert</hi><lb/> kommt Donnerſtags hieher. Dieß und ähnliches verſchiebt wahr-<lb/> ſcheinlich meine Abreiſe bis Sonnabends, aber auch keine Stunde<lb n="25"/> länger. — Hier muß man für einen guten Wagen nach <hi rendition="#aq">Bayreuth</hi><lb/> 16 fl. geben<note place="foot" n="*)">Eine Putzhändlerin, die bei <hi rendition="#aq">Feldmann</hi> in der <hi rendition="#aq">Sonne</hi> logierte, mußte von<lb/> dort nach hier auch 16 fl. geben.</note><note place="right">35</note>; der Gräfin wegen<note place="foot" n="**)">Sie nimmt ihre 2 Kleinen mit. Ich thu’ es wahrlich mehr ihr zu Ge-<lb/> fallen als aus dem kaum merklichen ökonomiſchen Gewinn.</note> hab’ ich (und durch <hi rendition="#aq">Toussaint</hi>)<lb/> bis zu 12½ fl. (kein Futter hab’ ich zu bezahlen) herab gehandelt. —</p><lb/> <p>Der hieſige Buchhändler <hi rendition="#aq">Bräuning</hi> ſagte mir, daß er in <hi rendition="#aq">Leipzig</hi><lb/> keine <hi rendition="#aq">Levana</hi> mehr bekommen können und daß ihm <hi rendition="#aq">Vieweg</hi> ſelber<lb n="30"/> geſagt, ſie ſei vergriffen. So werd’ ich denn an dieſen zögernden<lb/> Dieb ſogleich in <hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> eine Anweiſung auf die noch nachzu-<lb/> zahlenden <hi rendition="#aq">Louisd’or</hi> (für jeden Bogen Einen <hi rendition="#aq">L.</hi>) abgeben. Sag’<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [202/0215]
bis zu einem gewiſſen Grade nehmen als mütterliche oder väterliche
Hart-Worte gegen die lieben Kinder zu nehmen ſind, die man zu-
weilen in der Eile ausſtößt, indeß man dieſe doch fortliebt. — Und
ſo will ich denn auch Vergangnes nehmen und mich für dein Kind
anſehen, das du doch gern haſt. — Wir beide könnten wirklich das 5
ſeeligſte Erdenleben führen, wenn wir nun das Seelige weniger
durch Empfindung, die ſo leicht zu ſtören iſt, als durch moraliſche
Vernunft feſtzuhalten ſuchten. — Eben ſpielt jetzt die Nürnberger
Theater-Truppe zum erſten male, aber die briefliche Einſamkeit
dieſer Stunde gibt mir mehr Genuß. — Morgen werd’ ich zur 10
Dobeneck und vielleicht zur Marggräfin gehen. —
d. 17. Jun. 〈Montags〉
Morgen erſt will ich mich entſcheiden, ob ich der Gräfin den
Freitag oder den Sonnabend zur Abreiſe anſage. (Morgen wird
hoff’ ich auch ein Blatt von dir ankommen) Wie gewöhnlich 15
häufen ſich immer Vergnügungen und Einladungen gerade gegen
die Abreiſe hin an, wozu hier noch Bücher kommen. Heute war
ich bei der trefflichen Dobeneck, welche mich durch ihre Anmuth,
Bonhommie, Unbefangenheit und ſelber durch die liebliche Geſtalt
ſo erfreuet hat, daß michs reuete, ſie erſt ſo ſpät beſucht zu haben. 20
Morgen werd’ ich die Marggräfin ſehen. — Heute bin ich beim
Kirchenrath Ammon zum Thée und Abendeſſen; Donnerſtags bei
Walther in einem Gartenkonzert voll Damen. Auch Schubert
kommt Donnerſtags hieher. Dieß und ähnliches verſchiebt wahr-
ſcheinlich meine Abreiſe bis Sonnabends, aber auch keine Stunde 25
länger. — Hier muß man für einen guten Wagen nach Bayreuth
16 fl. geben *); der Gräfin wegen **) hab’ ich (und durch Toussaint)
bis zu 12½ fl. (kein Futter hab’ ich zu bezahlen) herab gehandelt. —
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Der hieſige Buchhändler Bräuning ſagte mir, daß er in Leipzig
keine Levana mehr bekommen können und daß ihm Vieweg ſelber 30
geſagt, ſie ſei vergriffen. So werd’ ich denn an dieſen zögernden
Dieb ſogleich in Bayreuth eine Anweiſung auf die noch nachzu-
zahlenden Louisd’or (für jeden Bogen Einen L.) abgeben. Sag’
*) Eine Putzhändlerin, die bei Feldmann in der Sonne logierte, mußte von
dort nach hier auch 16 fl. geben.
**) Sie nimmt ihre 2 Kleinen mit. Ich thu’ es wahrlich mehr ihr zu Ge-
fallen als aus dem kaum merklichen ökonomiſchen Gewinn.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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