Ihr langes Briefchen (denn der Witz macht es zu einem Briefchen, so wie Gewöhnlichkeit andere Blätter zu Briefen und Langweilig- keit noch andere zu Schreiben macht) geschenkt; und nur viele schöne Züge eines weiblichen Geistes ließen mich bei soviel schönen eines männlichen an eine Urheber in glauben. Was hab' ich Ihnen noch5 zu sagen, da ich Sie nicht kenne? Eben die Bitte, sich mir mehr bekannt zu machen, wie Sie auch versprochen. Mögen Ihre geistigen Flügel Sie zu nichts tragen als zu Blumen.
482. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. April 1811]10
Guten Morgen und segnende Jahre für die neue Wohnung, Guter! Damit die Kräfte, die Sie heute verschwenden müssen, wenigstens ein wenig ersetzt werden, schick' ich Ihnen 2 Regens- burger Tropfen. Antworten Sie mir im Gewühle zwischen 2 Woh- nungen nicht!15
483. An Cotta in Stuttgart.
Bayreuth d. 1. Mai 1811
Ihrem Morgenblatte, lieber Cotta, hab' ich einen ziemlich langen Aufsatz über die Erziehung gegeben, über die wenigstens, hoff' ich, noch zensurfrei zu schreiben ist. In der That gab mir20 bisher der Zensor, der wie in Aegypten jede Erstgeburt mit Roth zum Tod verurtheilte, Widerwillen gegen kleine Aufsätze, die mir ohnehin so schwer werden. Bei dieser Gelegenheit hab' ich außer dem Danke für die 50 rtl., die Sie in Leipzig zahlen wollen, noch das zu sagen, daß Sie bei der Rechnung von 62 rtl. 12 gr. noch25 nicht den Aufsatz von den 12 zu liefernden Beiträgen zum Morgen- blatte, der Ende Dez. 1809 steht und welchen der Zensor unterbrach, eingerechnet haben. Dieß führt mich zugleich auf die Frage, ob ich jene 12 halb verbotne Entwürfe nicht im 2ten Theile der Herbst- Blumine ohne Zensurbeschwerden geben kann; widrigenfalls würd'30 ich sie einem andern Buche von mir anhängen.
Es gehe Ihnen und also dem Buchhandel wol!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
Ihr langes Briefchen (denn der Witz macht es zu einem Briefchen, ſo wie Gewöhnlichkeit andere Blätter zu Briefen und Langweilig- keit noch andere zu Schreiben macht) geſchenkt; und nur viele ſchöne Züge eines weiblichen Geiſtes ließen mich bei ſoviel ſchönen eines männlichen an eine Urheber in glauben. Was hab’ ich Ihnen noch5 zu ſagen, da ich Sie nicht kenne? Eben die Bitte, ſich mir mehr bekannt zu machen, wie Sie auch verſprochen. Mögen Ihre geiſtigen Flügel Sie zu nichts tragen als zu Blumen.
482. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. April 1811]10
Guten Morgen und ſegnende Jahre für die neue Wohnung, Guter! Damit die Kräfte, die Sie heute verſchwenden müſſen, wenigſtens ein wenig erſetzt werden, ſchick’ ich Ihnen 2 Regens- burger Tropfen. Antworten Sie mir im Gewühle zwiſchen 2 Woh- nungen nicht!15
483. An Cotta in Stuttgart.
Bayreuth d. 1. Mai 1811
Ihrem Morgenblatte, lieber Cotta, hab’ ich einen ziemlich langen Aufſatz über die Erziehung gegeben, über die wenigſtens, hoff’ ich, noch zenſurfrei zu ſchreiben iſt. In der That gab mir20 bisher der Zenſor, der wie in Aegypten jede Erſtgeburt mit Roth zum Tod verurtheilte, Widerwillen gegen kleine Aufſätze, die mir ohnehin ſo ſchwer werden. Bei dieſer Gelegenheit hab’ ich außer dem Danke für die 50 rtl., die Sie in Leipzig zahlen wollen, noch das zu ſagen, daß Sie bei der Rechnung von 62 rtl. 12 gr. noch25 nicht den Aufſatz von den 12 zu liefernden Beiträgen zum Morgen- blatte, der Ende Dez. 1809 ſteht und welchen der Zenſor unterbrach, eingerechnet haben. Dieß führt mich zugleich auf die Frage, ob ich jene 12 halb verbotne Entwürfe nicht im 2ten Theile der Herbſt- Blumine ohne Zenſurbeſchwerden geben kann; widrigenfalls würd’30 ich ſie einem andern Buche von mir anhängen.
Es gehe Ihnen und alſo dem Buchhandel wol!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
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[190/0203]
Ihr langes Briefchen (denn der Witz macht es zu einem Briefchen,
ſo wie Gewöhnlichkeit andere Blätter zu Briefen und Langweilig-
keit noch andere zu Schreiben macht) geſchenkt; und nur viele ſchöne
Züge eines weiblichen Geiſtes ließen mich bei ſoviel ſchönen eines
männlichen an eine Urheber in glauben. Was hab’ ich Ihnen noch 5
zu ſagen, da ich Sie nicht kenne? Eben die Bitte, ſich mir mehr
bekannt zu machen, wie Sie auch verſprochen. Mögen Ihre
geiſtigen Flügel Sie zu nichts tragen als zu Blumen.
482. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. April 1811] 10
Guten Morgen und ſegnende Jahre für die neue Wohnung,
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wenigſtens ein wenig erſetzt werden, ſchick’ ich Ihnen 2 Regens-
burger Tropfen. Antworten Sie mir im Gewühle zwiſchen 2 Woh-
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483. An Cotta in Stuttgart.
Bayreuth d. 1. Mai 1811
Ihrem Morgenblatte, lieber Cotta, hab’ ich einen ziemlich
langen Aufſatz über die Erziehung gegeben, über die wenigſtens,
hoff’ ich, noch zenſurfrei zu ſchreiben iſt. In der That gab mir 20
bisher der Zenſor, der wie in Aegypten jede Erſtgeburt mit Roth
zum Tod verurtheilte, Widerwillen gegen kleine Aufſätze, die mir
ohnehin ſo ſchwer werden. Bei dieſer Gelegenheit hab’ ich außer
dem Danke für die 50 rtl., die Sie in Leipzig zahlen wollen, noch
das zu ſagen, daß Sie bei der Rechnung von 62 rtl. 12 gr. noch 25
nicht den Aufſatz von den 12 zu liefernden Beiträgen zum Morgen-
blatte, der Ende Dez. 1809 ſteht und welchen der Zenſor unterbrach,
eingerechnet haben. Dieß führt mich zugleich auf die Frage, ob
ich jene 12 halb verbotne Entwürfe nicht im 2ten Theile der Herbſt-
Blumine ohne Zenſurbeſchwerden geben kann; widrigenfalls würd’ 30
ich ſie einem andern Buche von mir anhängen.
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Jean Paul Fr. Richter
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/203>, abgerufen am 28.11.2024.
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