Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.446. An Hofrat Jung in Frankfurt a. M. Bayreuth d. 21. Jenn. 1811Noch vor Ihrer Antwort auf mein Blättchen vom 5ten, send' ich Der Himmel gebe, daß ich Ihn einmal sehe. Wir würden uns Meine Seele verfinstert sich, wenn ich an jene lichte Zeit gedenke. Aber ich bin so sehr als von meinem Dasein vom Aufgang einer [Schluß fehlt] *447. An Ernst Wagner in Meiningen.20 Bayreuth d. 19 Jenn. 1811Heute am Tage der Rückkehr meiner Frau aus Berlin schreib' Unbeschreiblich hat mich Ihr Werkchen recht aus dem Herzen 446. An Hofrat Jung in Frankfurt a. M. Bayreuth d. 21. Jenn. 1811Noch vor Ihrer Antwort auf mein Blättchen vom 5ten, ſend’ ich Der Himmel gebe, daß ich Ihn einmal ſehe. Wir würden uns Meine Seele verfinſtert ſich, wenn ich an jene lichte Zeit gedenke. Aber ich bin ſo ſehr als von meinem Daſein vom Aufgang einer [Schluß fehlt] *447. An Ernſt Wagner in Meiningen.20 Bayreuth d. 19 Jenn. 1811Heute am Tage der Rückkehr meiner Frau aus Berlin ſchreib’ Unbeſchreiblich hat mich Ihr Werkchen recht aus dem Herzen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0191" n="178"/> <div type="letter" n="1"> <head>446. An <hi rendition="#g">Hofrat Jung in Frankfurt</hi> a. M.</head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 21. Jenn. 1811</hi> </dateline><lb/> <p>Noch vor Ihrer Antwort auf mein Blättchen vom 5<hi rendition="#sup">ten</hi>, ſend’ ich<lb/> Ihnen wieder eine, obwol kleinſte Lieferung für das <hi rendition="#aq">Museum,</hi> welche<lb/> ich Sie bitte, der Behörde zu übergeben. Mein Herz und mein<lb n="5"/> Glaube und mein Dank und mein Wunſch haben den kleinen Auf-<lb/> ſatz geſchaffen, der wenigſtens Einem Menſchen die höchſte Freude<lb/> gewährt — dem Verfaſſer. Aber ich rechne Sie zum zweiten, den<lb/> die Freude über den Großherzog erfreuet, und alle brave Frank-<lb/> furter zu den übrigen Mitfreudigen. In der Geſchichte wird es<lb n="10"/> künftig nicht mehr heiſſen: iſt kein <hi rendition="#aq">Dalberg</hi> da? — ſondern: er<lb/> war da und blieb da, denn jedes deutſche Herz war ſein Thron.</p><lb/> <p>Der Himmel gebe, daß ich Ihn einmal ſehe. Wir würden uns<lb/> leicht verſtehen; denn ſchon im 20<hi rendition="#sup">ten</hi> Jahre las ich freudig ſeine<lb/> Ideen „über das Univerſum“.<lb n="15"/> </p> <p>Meine Seele verfinſtert ſich, wenn ich an jene lichte Zeit gedenke.</p><lb/> <p>Aber ich bin ſo ſehr als von meinem Daſein vom Aufgang einer<lb/> deutſchen Sonne, wenn auch hinter Morgengewittern überzeugt.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">[Schluß fehlt]</hi> </hi> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>*447. An <hi rendition="#g">Ernſt Wagner in Meiningen.</hi><lb n="20"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 19 Jenn. 1811</hi> </dateline><lb/> <p>Heute am Tage der Rückkehr meiner Frau aus Berlin ſchreib’<lb/> ich endlich was ich hundertmal gedacht, nämlich meinen Dank und<lb/> meine Freude Sie betreffend. Ihr Fibelſchütz ſteht im Zeichen des<lb/> Schützens, dem Apollo die Pfeile gibt; und mit ſolcher Indivi-<lb n="25"/> dualität ſchießt man nicht fehl. Ich wollte, Ihr Wörterbuch wäre<lb/> ſo dick als das Adelungſche; auch wäre freilich die Dicke die einzige<lb/> Aehnlichkeit, die es mit ihm hätte, ſo wie Sie ſelber die mit Ihrem<lb/> Werkchen; ſonſt übrigens muß der Seelige bei Ihnen betteln und<lb/> beten und fluchen zugleich.<lb n="30"/> </p> <p>Unbeſchreiblich hat mich Ihr Werkchen recht aus dem Herzen<lb/> und dem — Wald und Feld, wie Sie ſo oft gebahren — ergötzt; und<lb/> ich habe jede Derbheit des Worts oder der Anekdote nicht ſowol ver-<lb/> ziehen als genoſſen. Sie ſind mir ein rechter Wald-, Berg-, Ebenen-,<lb/> Auen- und ſonſtiger Menſch. — Ach bleiben Sie nur <hi rendition="#g">über</hi> der Erde!<lb n="35"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [178/0191]
446. An Hofrat Jung in Frankfurt a. M.
Bayreuth d. 21. Jenn. 1811
Noch vor Ihrer Antwort auf mein Blättchen vom 5ten, ſend’ ich
Ihnen wieder eine, obwol kleinſte Lieferung für das Museum, welche
ich Sie bitte, der Behörde zu übergeben. Mein Herz und mein 5
Glaube und mein Dank und mein Wunſch haben den kleinen Auf-
ſatz geſchaffen, der wenigſtens Einem Menſchen die höchſte Freude
gewährt — dem Verfaſſer. Aber ich rechne Sie zum zweiten, den
die Freude über den Großherzog erfreuet, und alle brave Frank-
furter zu den übrigen Mitfreudigen. In der Geſchichte wird es 10
künftig nicht mehr heiſſen: iſt kein Dalberg da? — ſondern: er
war da und blieb da, denn jedes deutſche Herz war ſein Thron.
Der Himmel gebe, daß ich Ihn einmal ſehe. Wir würden uns
leicht verſtehen; denn ſchon im 20ten Jahre las ich freudig ſeine
Ideen „über das Univerſum“. 15
Meine Seele verfinſtert ſich, wenn ich an jene lichte Zeit gedenke.
Aber ich bin ſo ſehr als von meinem Daſein vom Aufgang einer
deutſchen Sonne, wenn auch hinter Morgengewittern überzeugt.
[Schluß fehlt]
*447. An Ernſt Wagner in Meiningen. 20
Bayreuth d. 19 Jenn. 1811
Heute am Tage der Rückkehr meiner Frau aus Berlin ſchreib’
ich endlich was ich hundertmal gedacht, nämlich meinen Dank und
meine Freude Sie betreffend. Ihr Fibelſchütz ſteht im Zeichen des
Schützens, dem Apollo die Pfeile gibt; und mit ſolcher Indivi- 25
dualität ſchießt man nicht fehl. Ich wollte, Ihr Wörterbuch wäre
ſo dick als das Adelungſche; auch wäre freilich die Dicke die einzige
Aehnlichkeit, die es mit ihm hätte, ſo wie Sie ſelber die mit Ihrem
Werkchen; ſonſt übrigens muß der Seelige bei Ihnen betteln und
beten und fluchen zugleich. 30
Unbeſchreiblich hat mich Ihr Werkchen recht aus dem Herzen
und dem — Wald und Feld, wie Sie ſo oft gebahren — ergötzt; und
ich habe jede Derbheit des Worts oder der Anekdote nicht ſowol ver-
ziehen als genoſſen. Sie ſind mir ein rechter Wald-, Berg-, Ebenen-,
Auen- und ſonſtiger Menſch. — Ach bleiben Sie nur über der Erde! 35
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(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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