so wie den Menschen Moskiten mehr als Löwen. -- Zweitens hab' ich so viele große Arbeiten in der Vorbereitung liegen, zu welchen ich immer nicht gelangen konnte. Kurz, nur Zeit lassen Sie mir; damit ich nicht verspreche, was ich nicht halten kann.
Dem trefflichen Wenner könnt' ich übrigens ein gutes Buch von5 einem eben verstorbnen Freunde von mir, Regierungs Rath v. Dobeneck, zum Verlage anbieten: "Des deutschen Mittelalters "Volksglauben und Heroensagen" etwa zwei mäßige Bände stark; alles aus alten Quellen geschöpft und diese ungetrübt zugeleitet und mit poetischem Sinne. Ich würde eine Vorrede dazu machen.10 Doch wozu so viele vorläufige Worte, da ich doch einen Theil des Mspts und die Bestimmung der Bedingungen schicken muß? -- Sogar der berühmte Klüber in Erlangen wollte von ihm Auf- sätze über das Mittelalter.
Ich habe sehr im Thränen- oder Wein-Monat 1810 gelitten,15 nicht an mir sondern mit tausend Menschen und hundert Städten.
Leben Sie froh, wenn es jetzt möglich ist, Sie recht herzlich von mir geliebter Mann. Meine Frau würde Sie so innig grüßen wie ich, wäre sie jetzt nicht bei ihrer kranken Schwester, mit der sie nach Berlin zu dem ging, der Ihnen ähnlich ist. Leben Sie wol!20
Ihr Jean Paul Fr. Richter
432. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Jan. 1811. Sonntag]
Guten Morgen, Lieber! Da Otto mir es so sehr räth, den Auf-25 satz für das Museum von Welzel kopieren zu lassen: so bitt ich Sie, ihn ihm zu geben. Dienstags muß ich ihn wieder haben. Es braucht blos leserlich und ohne leeren Rand geschrieben zu sein. Möchte Sie das Lesen für die Mühe des Gebens belohnen.
433. An Emanuel.30
[Bayreuth, 6. Jan. 1811]
Lieber Emanuel! Der poetischen Tugend-Virtuosinnen kenn' ich viele; und närrisch ists, daß ich drei davon heirathen wollte;
ſo wie den Menſchen Moſkiten mehr als Löwen. — Zweitens hab’ ich ſo viele große Arbeiten in der Vorbereitung liegen, zu welchen ich immer nicht gelangen konnte. Kurz, nur Zeit laſſen Sie mir; damit ich nicht verſpreche, was ich nicht halten kann.
Dem trefflichen Wenner könnt’ ich übrigens ein gutes Buch von5 einem eben verſtorbnen Freunde von mir, Regierungs Rath v. Dobeneck, zum Verlage anbieten: „Des deutſchen Mittelalters „Volksglauben und Heroenſagen“ etwa zwei mäßige Bände ſtark; alles aus alten Quellen geſchöpft und dieſe ungetrübt zugeleitet und mit poetiſchem Sinne. Ich würde eine Vorrede dazu machen.10 Doch wozu ſo viele vorläufige Worte, da ich doch einen Theil des Mſpts und die Beſtimmung der Bedingungen ſchicken muß? — Sogar der berühmte Klüber in Erlangen wollte von ihm Auf- ſätze über das Mittelalter.
Ich habe ſehr im Thränen- oder Wein-Monat 1810 gelitten,15 nicht an mir ſondern mit tauſend Menſchen und hundert Städten.
Leben Sie froh, wenn es jetzt möglich iſt, Sie recht herzlich von mir geliebter Mann. Meine Frau würde Sie ſo innig grüßen wie ich, wäre ſie jetzt nicht bei ihrer kranken Schweſter, mit der ſie nach Berlin zu dem ging, der Ihnen ähnlich iſt. Leben Sie wol!20
Ihr Jean Paul Fr. Richter
432. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Jan. 1811. Sonntag]
Guten Morgen, Lieber! Da Otto mir es ſo ſehr räth, den Auf-25 ſatz für das Muſeum von Welzel kopieren zu laſſen: ſo bitt ich Sie, ihn ihm zu geben. Dienſtags muß ich ihn wieder haben. Es braucht blos leſerlich und ohne leeren Rand geſchrieben zu ſein. Möchte Sie das Leſen für die Mühe des Gebens belohnen.
433. An Emanuel.30
[Bayreuth, 6. Jan. 1811]
Lieber Emanuel! Der poetiſchen Tugend-Virtuoſinnen kenn’ ich viele; und närriſch iſts, daß ich drei davon heirathen wollte;
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0184"n="171"/>ſo wie den Menſchen Moſkiten mehr als Löwen. — Zweitens hab’<lb/>
ich ſo viele große Arbeiten in der Vorbereitung liegen, zu welchen<lb/>
ich immer nicht gelangen konnte. Kurz, nur Zeit laſſen Sie mir;<lb/>
damit ich nicht verſpreche, was ich nicht halten kann.</p><lb/><p>Dem trefflichen <hirendition="#aq">Wenner</hi> könnt’ ich übrigens ein gutes Buch von<lbn="5"/>
einem eben verſtorbnen Freunde von mir, Regierungs Rath<lb/><hirendition="#aq">v. Dobeneck,</hi> zum Verlage anbieten: „Des deutſchen Mittelalters<lb/>„Volksglauben und Heroenſagen“ etwa zwei mäßige Bände ſtark;<lb/>
alles aus alten Quellen geſchöpft und dieſe ungetrübt zugeleitet<lb/>
und mit poetiſchem Sinne. Ich würde eine Vorrede dazu machen.<lbn="10"/>
Doch wozu ſo viele vorläufige Worte, da ich doch einen Theil des<lb/>
Mſpts und die Beſtimmung der Bedingungen ſchicken muß? —<lb/>
Sogar der berühmte <hirendition="#aq">Klüber</hi> in <hirendition="#aq">Erlangen</hi> wollte von ihm Auf-<lb/>ſätze über das Mittelalter.</p><lb/><p>Ich habe ſehr im Thränen- oder Wein-Monat 1810 gelitten,<lbn="15"/>
nicht an mir ſondern mit tauſend Menſchen und hundert Städten.</p><lb/><p>Leben Sie froh, wenn es <hirendition="#g">jetzt</hi> möglich iſt, Sie recht herzlich<lb/>
von mir geliebter Mann. Meine Frau würde Sie ſo innig grüßen<lb/>
wie ich, wäre ſie jetzt nicht bei ihrer kranken Schweſter, mit der<lb/>ſie nach <hirendition="#aq">Berlin</hi> zu dem ging, der Ihnen ähnlich iſt. Leben Sie wol!<lbn="20"/></p><closer><salute><hirendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi></salute></closer></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>432. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 6. Jan. 1811. Sonntag]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen, Lieber! Da <hirendition="#aq">Otto</hi> mir es ſo ſehr räth, den Auf-<lbn="25"/>ſatz für das Muſeum von <hirendition="#aq">Welzel</hi> kopieren zu laſſen: ſo bitt ich<lb/>
Sie, ihn ihm zu geben. Dienſtags muß ich ihn wieder haben.<lb/>
Es braucht blos leſerlich und ohne leeren Rand geſchrieben zu ſein.<lb/>
Möchte Sie das Leſen für die Mühe des Gebens belohnen.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>433. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi><lbn="30"/></head><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 6. Jan. 1811]</hi></dateline><lb/><p>Lieber <hirendition="#aq">Emanuel!</hi> Der poetiſchen Tugend-Virtuoſinnen kenn’<lb/>
ich viele; und närriſch iſts, daß ich drei davon heirathen wollte;<lb/></p></div></body></text></TEI>
[171/0184]
ſo wie den Menſchen Moſkiten mehr als Löwen. — Zweitens hab’
ich ſo viele große Arbeiten in der Vorbereitung liegen, zu welchen
ich immer nicht gelangen konnte. Kurz, nur Zeit laſſen Sie mir;
damit ich nicht verſpreche, was ich nicht halten kann.
Dem trefflichen Wenner könnt’ ich übrigens ein gutes Buch von 5
einem eben verſtorbnen Freunde von mir, Regierungs Rath
v. Dobeneck, zum Verlage anbieten: „Des deutſchen Mittelalters
„Volksglauben und Heroenſagen“ etwa zwei mäßige Bände ſtark;
alles aus alten Quellen geſchöpft und dieſe ungetrübt zugeleitet
und mit poetiſchem Sinne. Ich würde eine Vorrede dazu machen. 10
Doch wozu ſo viele vorläufige Worte, da ich doch einen Theil des
Mſpts und die Beſtimmung der Bedingungen ſchicken muß? —
Sogar der berühmte Klüber in Erlangen wollte von ihm Auf-
ſätze über das Mittelalter.
Ich habe ſehr im Thränen- oder Wein-Monat 1810 gelitten, 15
nicht an mir ſondern mit tauſend Menſchen und hundert Städten.
Leben Sie froh, wenn es jetzt möglich iſt, Sie recht herzlich
von mir geliebter Mann. Meine Frau würde Sie ſo innig grüßen
wie ich, wäre ſie jetzt nicht bei ihrer kranken Schweſter, mit der
ſie nach Berlin zu dem ging, der Ihnen ähnlich iſt. Leben Sie wol! 20
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
432. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Jan. 1811. Sonntag]
Guten Morgen, Lieber! Da Otto mir es ſo ſehr räth, den Auf- 25
ſatz für das Muſeum von Welzel kopieren zu laſſen: ſo bitt ich
Sie, ihn ihm zu geben. Dienſtags muß ich ihn wieder haben.
Es braucht blos leſerlich und ohne leeren Rand geſchrieben zu ſein.
Möchte Sie das Leſen für die Mühe des Gebens belohnen.
433. An Emanuel. 30
[Bayreuth, 6. Jan. 1811]
Lieber Emanuel! Der poetiſchen Tugend-Virtuoſinnen kenn’
ich viele; und närriſch iſts, daß ich drei davon heirathen wollte;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/184>, abgerufen am 06.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.