Guten Morgen, Lieber! Wieder ein heiliges Fest im dumpfen Bayreuth ausgestanden! Preußen hätte wol ein Paar Feiertage mehr wegschneiden sollen, da ich sie ohnehin in nichts von Wochen-5 tagen unterscheide als durch die ziegelfarbigen Hosen, die ich an jenen anziehe. -- Darf ich Sie bitten, mir die Preise beigesetzter Bettler zu bestimmen, welche ihren Umzug anheben.
417. An Emanuel.
[Bayreuth, 30. Dez. 1810. Sonntag]10
Guten Morgen, Alter! Ob ich gleich heute mit den Kindern nach Eremitage fahre -- und sonst nicht gern zwei Freuden als 2 Schüsseln genieße: so nehm' ich doch freudig Ihr Einladen an, da hier die größere auf die kleinere folgt, was so gut zu ertragen ist als Wein auf Bier, nicht Bier auf Wein.15
418. An Otto.
[Bayreuth, 30. Dez. 1810]
Guten Morgen, Alter! Hier Eine Literaturzeitung. Zwei warten auf dem Kanapee auf dich. -- Ich fahre heute mit 3 Kindern und 1 Pferde auf die Hermitage. Ist draußen einem Hunde ein Ge-20 sellschaftszimmer so gut verboten als die Gasse? Quaestio. -- Wagner versicherte mich ernsthaft, sein Schneidermeister habe das Handwerk durch den Galgen bei der Revüe-Affaire beleidigt ge- funden. Seltsam wär' es, wenn ich mit diesem Gewerke zu fechten bekäme; und insofern dabei blos geschrieben, nicht geprügelt würde,25 wär' ich freilich ein glücklicher Mann. -- Endlich hat der Buch- binder Zeit gewonnen. Was hier von Müller folgt, ist das Herausgekommene, ungeachtet der unterbrochnen Zahl. Magst [du] mir nicht den 1[ten] oder den 8[ten] B. leihen? Aber vorher sieh die Suite an.30
419. An Otto.
[Bayreuth, 1810 oder 1811]
Guten Morgen, Alter! Hier ist das Geld, wobei mir die schlim- mere Schuld der beiden ersoffnen Bücher einfällt, um welche du mich nicht bringen sollst. -- Ich bitte dich um den Prinzen von35
416. An Emanuel.
[Bayreuth, 27. Dez. 1810]
Guten Morgen, Lieber! Wieder ein heiliges Feſt im dumpfen Bayreuth ausgeſtanden! Preußen hätte wol ein Paar Feiertage mehr wegſchneiden ſollen, da ich ſie ohnehin in nichts von Wochen-5 tagen unterſcheide als durch die ziegelfarbigen Hoſen, die ich an jenen anziehe. — Darf ich Sie bitten, mir die Preiſe beigeſetzter Bettler zu beſtimmen, welche ihren Umzug anheben.
417. An Emanuel.
[Bayreuth, 30. Dez. 1810. Sonntag]10
Guten Morgen, Alter! Ob ich gleich heute mit den Kindern nach Eremitage fahre — und ſonſt nicht gern zwei Freuden als 2 Schüſſeln genieße: ſo nehm’ ich doch freudig Ihr Einladen an, da hier die größere auf die kleinere folgt, was ſo gut zu ertragen iſt als Wein auf Bier, nicht Bier auf Wein.15
418. An Otto.
[Bayreuth, 30. Dez. 1810]
Guten Morgen, Alter! Hier Eine Literaturzeitung. Zwei warten auf dem Kanapee auf dich. — Ich fahre heute mit 3 Kindern und 1 Pferde auf die Hermitage. Iſt draußen einem Hunde ein Ge-20 ſellſchaftszimmer ſo gut verboten als die Gaſſe? Quaestio. — Wagner verſicherte mich ernſthaft, ſein Schneidermeiſter habe das Handwerk durch den Galgen bei der Revüe-Affaire beleidigt ge- funden. Seltſam wär’ es, wenn ich mit dieſem Gewerke zu fechten bekäme; und inſofern dabei blos geſchrieben, nicht geprügelt würde,25 wär’ ich freilich ein glücklicher Mann. — Endlich hat der Buch- binder Zeit gewonnen. Was hier von Müller folgt, iſt das Herausgekommene, ungeachtet der unterbrochnen Zahl. Magſt [du] mir nicht den 1[ten] oder den 8[ten] B. leihen? Aber vorher ſieh die Suite an.30
419. An Otto.
[Bayreuth, 1810 oder 1811]
Guten Morgen, Alter! Hier iſt das Geld, wobei mir die ſchlim- mere Schuld der beiden erſoffnen Bücher einfällt, um welche du mich nicht bringen ſollſt. — Ich bitte dich um den Prinzen von35
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416. An Emanuel.
[Bayreuth, 27. Dez. 1810]
Guten Morgen, Lieber! Wieder ein heiliges Feſt im dumpfen
Bayreuth ausgeſtanden! Preußen hätte wol ein Paar Feiertage
mehr wegſchneiden ſollen, da ich ſie ohnehin in nichts von Wochen- 5
tagen unterſcheide als durch die ziegelfarbigen Hoſen, die ich an
jenen anziehe. — Darf ich Sie bitten, mir die Preiſe beigeſetzter
Bettler zu beſtimmen, welche ihren Umzug anheben.
417. An Emanuel.
[Bayreuth, 30. Dez. 1810. Sonntag] 10
Guten Morgen, Alter! Ob ich gleich heute mit den Kindern
nach Eremitage fahre — und ſonſt nicht gern zwei Freuden als
2 Schüſſeln genieße: ſo nehm’ ich doch freudig Ihr Einladen an,
da hier die größere auf die kleinere folgt, was ſo gut zu ertragen
iſt als Wein auf Bier, nicht Bier auf Wein. 15
418. An Otto.
[Bayreuth, 30. Dez. 1810]
Guten Morgen, Alter! Hier Eine Literaturzeitung. Zwei warten
auf dem Kanapee auf dich. — Ich fahre heute mit 3 Kindern und
1 Pferde auf die Hermitage. Iſt draußen einem Hunde ein Ge- 20
ſellſchaftszimmer ſo gut verboten als die Gaſſe? Quaestio. —
Wagner verſicherte mich ernſthaft, ſein Schneidermeiſter habe das
Handwerk durch den Galgen bei der Revüe-Affaire beleidigt ge-
funden. Seltſam wär’ es, wenn ich mit dieſem Gewerke zu fechten
bekäme; und inſofern dabei blos geſchrieben, nicht geprügelt würde, 25
wär’ ich freilich ein glücklicher Mann. — Endlich hat der Buch-
binder Zeit gewonnen. Was hier von Müller folgt, iſt das
Herausgekommene, ungeachtet der unterbrochnen Zahl. Magſt
[du] mir nicht den 1[ten] oder den 8[ten] B. leihen? Aber vorher
ſieh die Suite an. 30
419. An Otto.
[Bayreuth, 1810 oder 1811]
Guten Morgen, Alter! Hier iſt das Geld, wobei mir die ſchlim-
mere Schuld der beiden erſoffnen Bücher einfällt, um welche du
mich nicht bringen ſollſt. — Ich bitte dich um den Prinzen von 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/179>, abgerufen am 04.12.2024.
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