Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite
333. An Emanuel.

Guten Morgen, Geliebter! Senden Sie mir doch wieder das
Lübecksche Taschenbuch. (Noch eines hab' ich von Ihnen.) --
Warum seh' ich Sie nicht? Mein Herz ist so einsam.5

334. An Otto.

Guten Morgen! Eilig! Ich habe dein Blatt noch nicht ge-
lesen. Hier Minerva, S. 138. Auch Do[be]nek hat mir gestern
viel Lobs deiner Pandora gesagt.10

335. An Otto.

Guten Abend [verb. aus Morgen], Lieber! (Denn Morgen
kann ichs erst schicken). Hier folgen die Zueignung und die "schmerz-
lich-tröstenden Erinnerungen an den neunzehnten Julius". Heute15
abends bei E[manuel] wirst du mir sagen, ob letztere besser sogleich
hinter die Zueignung oder erst hinter das Buch gedruckt werden. --
Hier das sehr gute Museum. -- Deinen an neuen Wahrheiten
reichen Aufsatz -- wozu die scharfe Ironie über Napoleons Dekret
gehört -- hab' ich fast durch; aber du mußt ihn vor meinen Nach-20
dämmerungen geschrieben haben, weil du sonst meine Gründe für
die Sicherheit der deutschen Sprache widerlegt hättest. Heeren
in diesem Museum ist so sehr meiner Meinung, daß ich ihn ab-
geschrieben zu haben glaube. Gute Nacht!

R.25
336. An Otto.

Hier, Lieber, send' ich dir mit Dank deinen Aufsatz, (dem aber
der Schluß fehlt). Ich wollte ihn noch einmal lesen. Einiges, aber
nicht alles, was mir gefallen, hab ich mit einem steilrechten Striche30
bezeichnet. Im Museum S. 35--38 findest du meine Hauptein-
wendung, z. B. gegen 40. Dem Westphalen mitten in Deutschland
werden sie der Sprache nichts anhaben. Das von Natur franzö-
sische Elsaß und an der Gränze und unter Louis XIV imponierender

333. An Emanuel.

Guten Morgen, Geliebter! Senden Sie mir doch wieder das
Lübecksche Taſchenbuch. (Noch eines hab’ ich von Ihnen.) —
Warum ſeh’ ich Sie nicht? Mein Herz iſt ſo einſam.5

334. An Otto.

Guten Morgen! Eilig! Ich habe dein Blatt noch nicht ge-
leſen. Hier Minerva, S. 138. Auch Do[be]nek hat mir geſtern
viel Lobs deiner Pandora geſagt.10

335. An Otto.

Guten Abend [verb. aus Morgen], Lieber! (Denn Morgen
kann ichs erſt ſchicken). Hier folgen die Zueignung und die „ſchmerz-
lich-tröſtenden Erinnerungen an den neunzehnten Julius“. Heute15
abends bei E[manuel] wirſt du mir ſagen, ob letztere beſſer ſogleich
hinter die Zueignung oder erſt hinter das Buch gedruckt werden. —
Hier das ſehr gute Muſeum. — Deinen an neuen Wahrheiten
reichen Aufſatz — wozu die ſcharfe Ironie über Napoleons Dekret
gehört — hab’ ich faſt durch; aber du mußt ihn vor meinen Nach-20
dämmerungen geſchrieben haben, weil du ſonſt meine Gründe für
die Sicherheit der deutſchen Sprache widerlegt hätteſt. Heeren
in dieſem Muſeum iſt ſo ſehr meiner Meinung, daß ich ihn ab-
geſchrieben zu haben glaube. Gute Nacht!

R.25
336. An Otto.

Hier, Lieber, ſend’ ich dir mit Dank deinen Aufſatz, (dem aber
der Schluß fehlt). Ich wollte ihn noch einmal leſen. Einiges, aber
nicht alles, was mir gefallen, hab ich mit einem ſteilrechten Striche30
bezeichnet. Im Museum S. 35—38 findeſt du meine Hauptein-
wendung, z. B. gegen 40. Dem Weſtphalen mitten in Deutſchland
werden ſie der Sprache nichts anhaben. Das von Natur franzö-
ſiſche Elſaß und an der Gränze und unter Louis XIV imponierender

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0143" n="130"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>333. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 16. Aug. 1810]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Geliebter! Senden Sie mir doch wieder das<lb/><hi rendition="#aq">Lübecksche</hi> Ta&#x017F;chenbuch. (Noch eines hab&#x2019; ich von Ihnen.) &#x2014;<lb/>
Warum &#x017F;eh&#x2019; ich Sie nicht? Mein Herz i&#x017F;t &#x017F;o ein&#x017F;am.<lb n="5"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>334. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Aug. (?) 1810]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen! Eilig! Ich habe dein Blatt noch nicht ge-<lb/>
le&#x017F;en. Hier Minerva, S. 138. Auch <hi rendition="#aq">Do[be]nek</hi> hat mir ge&#x017F;tern<lb/>
viel Lobs deiner <hi rendition="#aq">Pandora</hi> ge&#x017F;agt.<lb n="10"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>335. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Mitte Aug. 1810]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Abend [<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">verb. aus</hi></hi> Morgen], Lieber! (Denn Morgen<lb/>
kann ichs er&#x017F;t &#x017F;chicken). Hier folgen die Zueignung und die &#x201E;&#x017F;chmerz-<lb/>
lich-trö&#x017F;tenden Erinnerungen an den neunzehnten Julius&#x201C;. Heute<lb n="15"/>
abends bei <hi rendition="#aq">E[manuel]</hi> wir&#x017F;t du mir &#x017F;agen, ob letztere be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ogleich<lb/>
hinter die Zueignung oder er&#x017F;t hinter das Buch gedruckt werden. &#x2014;<lb/>
Hier das &#x017F;ehr gute Mu&#x017F;eum. &#x2014; Deinen an neuen Wahrheiten<lb/>
reichen Auf&#x017F;atz &#x2014; wozu die &#x017F;charfe Ironie über Napoleons Dekret<lb/>
gehört &#x2014; hab&#x2019; ich fa&#x017F;t durch; aber du mußt ihn <hi rendition="#g">vor</hi> meinen Nach-<lb n="20"/>
dämmerungen ge&#x017F;chrieben haben, weil du &#x017F;on&#x017F;t meine Gründe für<lb/>
die Sicherheit der deut&#x017F;chen Sprache widerlegt hätte&#x017F;t. <hi rendition="#aq">Heeren</hi><lb/>
in die&#x017F;em Mu&#x017F;eum i&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;ehr meiner Meinung, daß ich ihn ab-<lb/>
ge&#x017F;chrieben zu haben glaube. Gute Nacht!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> <lb n="25"/>
          </salute>
        </closer>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>336. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <byline>Eilig&#x017F;t</byline>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth] 22. <hi rendition="#aq">Aug.</hi> [1810]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Hier, Lieber, &#x017F;end&#x2019; ich dir mit Dank deinen Auf&#x017F;atz, (dem aber<lb/>
der Schluß fehlt). Ich wollte ihn noch einmal le&#x017F;en. Einiges, aber<lb/>
nicht alles, was mir gefallen, hab ich mit einem &#x017F;teilrechten Striche<lb n="30"/>
bezeichnet. Im <hi rendition="#aq">Museum</hi> S. 35&#x2014;38 finde&#x017F;t du meine Hauptein-<lb/>
wendung, z. B. gegen 40. Dem We&#x017F;tphalen <hi rendition="#g">mitten</hi> in Deut&#x017F;chland<lb/>
werden &#x017F;ie der Sprache nichts anhaben. Das von Natur franzö-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;che El&#x017F;aß und an der Gränze und unter <hi rendition="#aq">Louis XIV</hi> imponierender<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0143] 333. An Emanuel. [Bayreuth, 16. Aug. 1810] Guten Morgen, Geliebter! Senden Sie mir doch wieder das Lübecksche Taſchenbuch. (Noch eines hab’ ich von Ihnen.) — Warum ſeh’ ich Sie nicht? Mein Herz iſt ſo einſam. 5 334. An Otto. [Bayreuth, Aug. (?) 1810] Guten Morgen! Eilig! Ich habe dein Blatt noch nicht ge- leſen. Hier Minerva, S. 138. Auch Do[be]nek hat mir geſtern viel Lobs deiner Pandora geſagt. 10 335. An Otto. [Bayreuth, Mitte Aug. 1810] Guten Abend [verb. aus Morgen], Lieber! (Denn Morgen kann ichs erſt ſchicken). Hier folgen die Zueignung und die „ſchmerz- lich-tröſtenden Erinnerungen an den neunzehnten Julius“. Heute 15 abends bei E[manuel] wirſt du mir ſagen, ob letztere beſſer ſogleich hinter die Zueignung oder erſt hinter das Buch gedruckt werden. — Hier das ſehr gute Muſeum. — Deinen an neuen Wahrheiten reichen Aufſatz — wozu die ſcharfe Ironie über Napoleons Dekret gehört — hab’ ich faſt durch; aber du mußt ihn vor meinen Nach- 20 dämmerungen geſchrieben haben, weil du ſonſt meine Gründe für die Sicherheit der deutſchen Sprache widerlegt hätteſt. Heeren in dieſem Muſeum iſt ſo ſehr meiner Meinung, daß ich ihn ab- geſchrieben zu haben glaube. Gute Nacht! R. 25 336. An Otto. Eiligſt[Bayreuth] 22. Aug. [1810] Hier, Lieber, ſend’ ich dir mit Dank deinen Aufſatz, (dem aber der Schluß fehlt). Ich wollte ihn noch einmal leſen. Einiges, aber nicht alles, was mir gefallen, hab ich mit einem ſteilrechten Striche 30 bezeichnet. Im Museum S. 35—38 findeſt du meine Hauptein- wendung, z. B. gegen 40. Dem Weſtphalen mitten in Deutſchland werden ſie der Sprache nichts anhaben. Das von Natur franzö- ſiſche Elſaß und an der Gränze und unter Louis XIV imponierender

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/143
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/143>, abgerufen am 28.11.2024.