Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite

des nordischen Heroums noch mehrere große Schatten vorrufen
und herausnöthigen in unser kleines Tages Licht, von Ihnen er-
füllet werde. Vor der Hand weiß ich den zweiten nicht, der den
Wunsch erfüllen kann.

Ihr und Ihrer Gattin Freund5
Jean Paul Fr. Richter

1.) N. S. Sie sollen nicht übersetzen, sondern übersetzt werden;
denken Sie an meinen öffentlichen Wunsch, daß Sie das nordische
Heroum emporheben wollen möchten.

2.) N. S. Ich möchte Sie wol gesehen haben; mein Inneres10
hätte Ihres gefunden und wir wären wol beide froh gewesen.

299. An Emanuel.

Glauben Sie mir, lieber Emanuel, unser Säkulum macht Toll-
häusler, aber keine Tollhäuser. Dieß spür' ich bei so vielen Briefen,15
Büchern und sonst. Wir beide (obgleich ich Tolle gemalt) und
Otto und noch einige Frühere wollen Gott danken, daß wir nicht
später geboren worden. Thieriot und die Köehler[!], der Gothaische
Herzog und wen ich eben vor mir habe (v. Arnim) bringen mich
auf diese trübe Idee. Der schlichte Koehler hat mehr ethischen20
Religionsfond als seine verworrene Frau je konnte geglaubt haben;
und Sie dürfen auf seine altdeutsche Seele bauen. Leben Sie wol,
wenn es anno 1810 möglich ist.

R.
300. An Otto.25

Guten Morgen, Otto! Ich bitte dich um eine Mühe, deren
Resultat ich aber erst nach 10, 14 Tagen brauche. Nämlich du
sollst urtheilen, ob die Satire über das Bathos, die ich in meinem
letzten Universitätsjahr geschrieben, vielleicht der Aufnahme in die30
neue Sammlung würdig zu machen ist, wenn ich unendlich viel
wegschneide und umlenke. -- Nachmittags ess' ich beim Minister,
den ich gestern bei einem langen Gespräche ordentlich persönlich
liebgewonnen.

des nordiſchen Heroums noch mehrere große Schatten vorrufen
und herausnöthigen in unſer kleines Tages Licht, von Ihnen er-
füllet werde. Vor der Hand weiß ich den zweiten nicht, der den
Wunſch erfüllen kann.

Ihr und Ihrer Gattin Freund5
Jean Paul Fr. Richter

1.) N. S. Sie ſollen nicht überſetzen, ſondern überſetzt werden;
denken Sie an meinen öffentlichen Wunſch, daß Sie das nordiſche
Heroum emporheben wollen möchten.

2.) N. S. Ich möchte Sie wol geſehen haben; mein Inneres10
hätte Ihres gefunden und wir wären wol beide froh geweſen.

299. An Emanuel.

Glauben Sie mir, lieber Emanuel, unſer Säkulum macht Toll-
häusler, aber keine Tollhäuſer. Dieß ſpür’ ich bei ſo vielen Briefen,15
Büchern und ſonſt. Wir beide (obgleich ich Tolle gemalt) und
Otto und noch einige Frühere wollen Gott danken, daß wir nicht
ſpäter geboren worden. Thieriot und die Köehler[!], der Gothaische
Herzog und wen ich eben vor mir habe (v. Arnim) bringen mich
auf dieſe trübe Idee. Der ſchlichte Koehler hat mehr ethiſchen20
Religionsfond als ſeine verworrene Frau je konnte geglaubt haben;
und Sie dürfen auf ſeine altdeutſche Seele bauen. Leben Sie wol,
wenn es anno 1810 möglich iſt.

R.
300. An Otto.25

Guten Morgen, Otto! Ich bitte dich um eine Mühe, deren
Reſultat ich aber erſt nach 10, 14 Tagen brauche. Nämlich du
ſollſt urtheilen, ob die Satire über das Bathos, die ich in meinem
letzten Univerſitätsjahr geſchrieben, vielleicht der Aufnahme in die30
neue Sammlung würdig zu machen iſt, wenn ich unendlich viel
wegſchneide und umlenke. — Nachmittags eſſ’ ich beim Miniſter,
den ich geſtern bei einem langen Geſpräche ordentlich perſönlich
liebgewonnen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0130" n="117"/>
des nordi&#x017F;chen Heroums noch mehrere große Schatten vorrufen<lb/>
und herausnöthigen in un&#x017F;er kleines Tages Licht, von Ihnen er-<lb/>
füllet werde. Vor der Hand weiß ich den zweiten nicht, der den<lb/>
Wun&#x017F;ch erfüllen kann.</p><lb/>
        <closer>
          <salute>Ihr und Ihrer Gattin Freund<lb n="5"/> <hi rendition="#et">Jean Paul Fr. Richter</hi></salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p>1.) N. S. Sie &#x017F;ollen nicht über&#x017F;etzen, &#x017F;ondern über&#x017F;etzt werden;<lb/>
denken Sie an meinen öffentlichen Wun&#x017F;ch, daß Sie das nordi&#x017F;che<lb/>
Heroum emporheben wollen möchten.</p>
        </postscript><lb/>
        <postscript>
          <p>2.) N. S. Ich möchte Sie wol ge&#x017F;ehen haben; mein Inneres<lb n="10"/>
hätte Ihres gefunden und wir wären wol beide froh gewe&#x017F;en.</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>299. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 5. Juli 1810]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Glauben Sie mir, lieber <hi rendition="#aq">Emanuel,</hi> un&#x017F;er Säkulum macht Toll-<lb/>
häusler, aber keine Tollhäu&#x017F;er. Dieß &#x017F;pür&#x2019; ich bei &#x017F;o vielen Briefen,<lb n="15"/>
Büchern und &#x017F;on&#x017F;t. Wir beide (obgleich ich Tolle gemalt) und<lb/><hi rendition="#aq">Otto</hi> und noch einige Frühere wollen Gott danken, daß wir nicht<lb/>
&#x017F;päter geboren worden. <hi rendition="#aq">Thieriot</hi> und die <hi rendition="#aq">Köehler</hi>[!], der <hi rendition="#aq">Gothaische</hi><lb/>
Herzog und wen ich eben vor mir habe <hi rendition="#aq">(v. Arnim)</hi> bringen mich<lb/>
auf die&#x017F;e trübe Idee. Der &#x017F;chlichte <hi rendition="#aq">Koehler</hi> hat mehr ethi&#x017F;chen<lb n="20"/>
Religionsfond als &#x017F;eine verworrene Frau je konnte geglaubt haben;<lb/>
und Sie dürfen auf &#x017F;eine altdeut&#x017F;che Seele bauen. Leben Sie wol,<lb/>
wenn es <hi rendition="#aq">anno</hi> 1810 möglich i&#x017F;t.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>300. An <hi rendition="#g">Otto.</hi><lb n="25"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Sonntag, 8. Juli 1810?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Otto! Ich bitte dich um eine Mühe, deren<lb/>
Re&#x017F;ultat ich aber er&#x017F;t nach 10, 14 Tagen brauche. Nämlich du<lb/>
&#x017F;oll&#x017F;t urtheilen, ob die Satire über das Bathos, die ich in meinem<lb/>
letzten Univer&#x017F;itätsjahr ge&#x017F;chrieben, vielleicht der Aufnahme in die<lb n="30"/>
neue Sammlung würdig zu machen i&#x017F;t, wenn ich unendlich viel<lb/>
weg&#x017F;chneide und umlenke. &#x2014; Nachmittags e&#x017F;&#x017F;&#x2019; ich beim Mini&#x017F;ter,<lb/>
den ich ge&#x017F;tern bei einem langen Ge&#x017F;präche ordentlich per&#x017F;önlich<lb/>
liebgewonnen.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0130] des nordiſchen Heroums noch mehrere große Schatten vorrufen und herausnöthigen in unſer kleines Tages Licht, von Ihnen er- füllet werde. Vor der Hand weiß ich den zweiten nicht, der den Wunſch erfüllen kann. Ihr und Ihrer Gattin Freund 5 Jean Paul Fr. Richter 1.) N. S. Sie ſollen nicht überſetzen, ſondern überſetzt werden; denken Sie an meinen öffentlichen Wunſch, daß Sie das nordiſche Heroum emporheben wollen möchten. 2.) N. S. Ich möchte Sie wol geſehen haben; mein Inneres 10 hätte Ihres gefunden und wir wären wol beide froh geweſen. 299. An Emanuel. [Bayreuth, 5. Juli 1810] Glauben Sie mir, lieber Emanuel, unſer Säkulum macht Toll- häusler, aber keine Tollhäuſer. Dieß ſpür’ ich bei ſo vielen Briefen, 15 Büchern und ſonſt. Wir beide (obgleich ich Tolle gemalt) und Otto und noch einige Frühere wollen Gott danken, daß wir nicht ſpäter geboren worden. Thieriot und die Köehler[!], der Gothaische Herzog und wen ich eben vor mir habe (v. Arnim) bringen mich auf dieſe trübe Idee. Der ſchlichte Koehler hat mehr ethiſchen 20 Religionsfond als ſeine verworrene Frau je konnte geglaubt haben; und Sie dürfen auf ſeine altdeutſche Seele bauen. Leben Sie wol, wenn es anno 1810 möglich iſt. R. 300. An Otto. 25 [Bayreuth, Sonntag, 8. Juli 1810?] Guten Morgen, Otto! Ich bitte dich um eine Mühe, deren Reſultat ich aber erſt nach 10, 14 Tagen brauche. Nämlich du ſollſt urtheilen, ob die Satire über das Bathos, die ich in meinem letzten Univerſitätsjahr geſchrieben, vielleicht der Aufnahme in die 30 neue Sammlung würdig zu machen iſt, wenn ich unendlich viel wegſchneide und umlenke. — Nachmittags eſſ’ ich beim Miniſter, den ich geſtern bei einem langen Geſpräche ordentlich perſönlich liebgewonnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/130
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/130>, abgerufen am 27.11.2024.