ich ohnehin in diesem Jahre dem Publikum nichts anderes liefern kann. Ich würde Aufsätze von mir aus früherer Zeit z. B. aus der Litteratur- und Völkerkunde von Archenholz, mit aufnehmen und aus Almanachen; nur müßten Sie mich belehren, was buch- händlerisch Rechtens ist, nämlich wie alt ein Almanach etc. etc. sein5 muß, damit man daraus nehmen kann. Viese Leser wünschen diese flüchtigen Kalender-Blumen in Einen Strauß gebunden. Neu, viel- leicht lang, wäre nur die Vorrede, und die Verbesserungen. Bei Mohr und Zimmer kann ich schon des Titels wegen diese Sammlung nicht fortsetzen, da der Katzenberger ja geschlossen10 ist. Thu' ichs nicht, so kommt mir bald ein Nachdrucker raubend zuvor.
Die Antwort auf dieses alles erwart' ich, wie sich versteht, nicht aus Leipzig sondern aus Tübingen. Ein solches Bändchen -- in zwei Abschnitte, in den ernsten und in den komischen geordnet --15 müßte nicht über 12 oder 14 Druckbogen stark sein; und so könnten wir in jedem Jahre eines geben.
Bei dem Abdrucke der restierenden Aufsätze für das Morgen- blatt wünscht' ich wol, daß die Redakzion irgend einen feinen Wink der schon frühern Einsendung derselben gäbe.20
Ich thue fast zu viele Bitten an Sie. Leben Sie wol und be- halten Sie mich so lieb als ich Sie!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
272. An Perthes in Leipzig.25
Eiligst
Bayreuth d. 22. Mai 1810
Nur einige wenige Worte, lieber Perthes, wenn nicht schon deren zuviel ist! -- Ich freue mich kindlich auf Ihr Museum und weiß voraus, daß keine Feder daran schreibt, die nicht in einem Flügel steckte, keine Schwanzfeder, die nur steuert, nicht hebt.30
Alle Ihre Briefe (über Gotha) hab' ich empfangen. Das un- bedeutende Honorar für meine unbedeutenden Aufsätze können Sie mir auf eben diesem Wege vermachen; oder auf jedem andern ohne Geld, da ich hier alle Anweisungen anbringen kann -- oder aus Leipzig selber das Geld -- oder wie Sie wollen.35
ich ohnehin in dieſem Jahre dem Publikum nichts anderes liefern kann. Ich würde Aufſätze von mir aus früherer Zeit z. B. aus der Litteratur- und Völkerkunde von Archenholz, mit aufnehmen und aus Almanachen; nur müßten Sie mich belehren, was buch- händleriſch Rechtens iſt, nämlich wie alt ein Almanach ꝛc. ꝛc. ſein5 muß, damit man daraus nehmen kann. Vieſe Leſer wünſchen dieſe flüchtigen Kalender-Blumen in Einen Strauß gebunden. Neu, viel- leicht lang, wäre nur die Vorrede, und die Verbeſſerungen. Bei Mohr und Zimmer kann ich ſchon des Titels wegen dieſe Sammlung nicht fortſetzen, da der Katzenberger ja geſchloſſen10 iſt. Thu’ ichs nicht, ſo kommt mir bald ein Nachdrucker raubend zuvor.
Die Antwort auf dieſes alles erwart’ ich, wie ſich verſteht, nicht aus Leipzig ſondern aus Tübingen. Ein ſolches Bändchen — in zwei Abſchnitte, in den ernſten und in den komiſchen geordnet —15 müßte nicht über 12 oder 14 Druckbogen ſtark ſein; und ſo könnten wir in jedem Jahre eines geben.
Bei dem Abdrucke der reſtierenden Aufſätze für das Morgen- blatt wünſcht’ ich wol, daß die Redakzion irgend einen feinen Wink der ſchon frühern Einſendung derſelben gäbe.20
Ich thue faſt zu viele Bitten an Sie. Leben Sie wol und be- halten Sie mich ſo lieb als ich Sie!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
272. An Perthes in Leipzig.25
Eiligſt
Bayreuth d. 22. Mai 1810
Nur einige wenige Worte, lieber Perthes, wenn nicht ſchon deren zuviel iſt! — Ich freue mich kindlich auf Ihr Muſeum und weiß voraus, daß keine Feder daran ſchreibt, die nicht in einem Flügel ſteckte, keine Schwanzfeder, die nur ſteuert, nicht hebt.30
Alle Ihre Briefe (über Gotha) hab’ ich empfangen. Das un- bedeutende Honorar für meine unbedeutenden Aufſätze können Sie mir auf eben dieſem Wege vermachen; oder auf jedem andern ohne Geld, da ich hier alle Anweiſungen anbringen kann — oder aus Leipzig ſelber das Geld — oder wie Sie wollen.35
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0118"n="105"/>
ich ohnehin in dieſem Jahre dem Publikum nichts anderes liefern<lb/>
kann. Ich würde Aufſätze von mir aus früherer Zeit z. B. aus<lb/>
der Litteratur- und Völkerkunde von Archenholz, mit aufnehmen<lb/>
und aus Almanachen; nur müßten Sie mich belehren, was buch-<lb/>
händleriſch Rechtens iſt, nämlich wie alt ein Almanach ꝛc. ꝛc. ſein<lbn="5"/>
muß, damit man daraus nehmen kann. Vieſe Leſer wünſchen dieſe<lb/>
flüchtigen Kalender-Blumen in Einen Strauß gebunden. Neu, viel-<lb/>
leicht lang, wäre nur die Vorrede, und die Verbeſſerungen. Bei<lb/><hirendition="#aq">Mohr und Zimmer</hi> kann ich ſchon des Titels wegen dieſe<lb/>
Sammlung nicht fortſetzen, da der <hirendition="#aq">Katzenberger</hi> ja geſchloſſen<lbn="10"/>
iſt. Thu’ ichs nicht, ſo kommt mir bald ein Nachdrucker raubend<lb/>
zuvor.</p><lb/><p>Die Antwort auf dieſes alles erwart’ ich, wie ſich verſteht, nicht<lb/>
aus <hirendition="#aq">Leipzig</hi>ſondern aus <hirendition="#aq">Tübingen.</hi> Ein ſolches Bändchen — in<lb/>
zwei Abſchnitte, in den ernſten und in den komiſchen geordnet —<lbn="15"/>
müßte nicht über 12 oder 14 Druckbogen ſtark ſein; und ſo könnten<lb/>
wir in jedem Jahre eines geben.</p><lb/><p>Bei dem Abdrucke der reſtierenden Aufſätze für das Morgen-<lb/>
blatt wünſcht’ ich wol, daß die Redakzion irgend einen feinen Wink<lb/>
der ſchon frühern Einſendung derſelben gäbe.<lbn="20"/></p><p>Ich thue faſt zu viele Bitten an Sie. Leben Sie wol und be-<lb/>
halten Sie mich ſo lieb als ich Sie!</p><lb/><closer><salute><hirendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi></salute></closer></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>272. An <hirendition="#g">Perthes in Leipzig.</hi><lbn="25"/></head><byline>Eiligſt</byline><dateline><hirendition="#right"><hirendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 22. Mai 1810</hi></dateline><lb/><p>Nur einige wenige Worte, lieber <hirendition="#aq">Perthes,</hi> wenn nicht ſchon<lb/>
deren zuviel iſt! — Ich freue mich kindlich auf Ihr Muſeum und<lb/>
weiß voraus, daß keine Feder daran ſchreibt, die nicht in einem<lb/>
Flügel ſteckte, keine Schwanzfeder, die nur ſteuert, nicht hebt.<lbn="30"/></p><p>Alle Ihre Briefe (über <hirendition="#aq">Gotha</hi>) hab’ ich empfangen. Das un-<lb/>
bedeutende Honorar für meine unbedeutenden Aufſätze können Sie<lb/>
mir auf eben dieſem Wege vermachen; oder auf jedem andern<lb/>
ohne Geld, da ich hier alle Anweiſungen anbringen kann — oder<lb/>
aus Leipzig ſelber das Geld — oder wie Sie wollen.<lbn="35"/></p></div></body></text></TEI>
[105/0118]
ich ohnehin in dieſem Jahre dem Publikum nichts anderes liefern
kann. Ich würde Aufſätze von mir aus früherer Zeit z. B. aus
der Litteratur- und Völkerkunde von Archenholz, mit aufnehmen
und aus Almanachen; nur müßten Sie mich belehren, was buch-
händleriſch Rechtens iſt, nämlich wie alt ein Almanach ꝛc. ꝛc. ſein 5
muß, damit man daraus nehmen kann. Vieſe Leſer wünſchen dieſe
flüchtigen Kalender-Blumen in Einen Strauß gebunden. Neu, viel-
leicht lang, wäre nur die Vorrede, und die Verbeſſerungen. Bei
Mohr und Zimmer kann ich ſchon des Titels wegen dieſe
Sammlung nicht fortſetzen, da der Katzenberger ja geſchloſſen 10
iſt. Thu’ ichs nicht, ſo kommt mir bald ein Nachdrucker raubend
zuvor.
Die Antwort auf dieſes alles erwart’ ich, wie ſich verſteht, nicht
aus Leipzig ſondern aus Tübingen. Ein ſolches Bändchen — in
zwei Abſchnitte, in den ernſten und in den komiſchen geordnet — 15
müßte nicht über 12 oder 14 Druckbogen ſtark ſein; und ſo könnten
wir in jedem Jahre eines geben.
Bei dem Abdrucke der reſtierenden Aufſätze für das Morgen-
blatt wünſcht’ ich wol, daß die Redakzion irgend einen feinen Wink
der ſchon frühern Einſendung derſelben gäbe. 20
Ich thue faſt zu viele Bitten an Sie. Leben Sie wol und be-
halten Sie mich ſo lieb als ich Sie!
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
272. An Perthes in Leipzig. 25
EiligſtBayreuth d. 22. Mai 1810
Nur einige wenige Worte, lieber Perthes, wenn nicht ſchon
deren zuviel iſt! — Ich freue mich kindlich auf Ihr Muſeum und
weiß voraus, daß keine Feder daran ſchreibt, die nicht in einem
Flügel ſteckte, keine Schwanzfeder, die nur ſteuert, nicht hebt. 30
Alle Ihre Briefe (über Gotha) hab’ ich empfangen. Das un-
bedeutende Honorar für meine unbedeutenden Aufſätze können Sie
mir auf eben dieſem Wege vermachen; oder auf jedem andern
ohne Geld, da ich hier alle Anweiſungen anbringen kann — oder
aus Leipzig ſelber das Geld — oder wie Sie wollen. 35
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/118>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.