nach dem gelesenen Jahr in Arkadien bekäm' ich eine erlebte Jahrs- zeit daraus. --
[Spaltenumbruch]Bayreuth d. 6. Dec. 1805 [Spaltenumbruch]
Ihrer Durchlaucht UnterthänigsterJean Paul Fr. Richter5
175. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Dez. 1805]
Guten Morgen! Ihr seid beide schöne Milchbrüder eines reichen Herzens. So bin ich gern Kassierer und Großallmosenier. DankIhm [Uhlfelder] und Ihnen.10
176. An Emanuel.
[Bayreuth, 15. Dez. 1805]
Sogar mit dem Hunde, den Sie auf nichts geladen. Meine Frau geht ein Paar Stunden vor mir voraus. Guten Morgen!
177. An Jacobi in München.15
Bayreuth d. 17 Dec. 1805
Lieber Heinrich! Ich bin dir wider meine und für deine Weise sehr lange eine Antwort auf dein vorletztes Schreiben aus Dresden, worin du mir ein letztes aus Weimar versprochen, schuldig geblieben. Noch dazu hatt' ich mir dich selber versprochen. Jetzt thät' ich letzteres20 freilich weniger, wohnt' ich sogar auf einem Meierhofe unweit München. Aber dieß nimmt mir immer nicht die Hoffnung, dich zu sehen, wenn ich -- selber komme im Frühling. Gott weiß, welche Wolken den Weg und die Zeit dahin überdecken werden; -- doch fürcht' ich wenige; das Elend sucht jetzt mehr im Raum als in der25 Zeit sich auszudehnen.
Ich konnte -- wenigstens anfangs des Kriegs und deiner An- kunft -- keine Zeitung lesen, ohne deine Lage zu berechnen und dein Himmelslicht hinter dem Pulverdampf. Vielleicht ersetzt dir -- wie du wol besser wissen als ich ahnen kann -- eine ganz neue30 Zeit den Verlust der alten.
Wer dich nur gesehen, den fragt' ich, z. B. v. Knebel, Langer- mann. Über Göthe schreib mir etwas. Langermann malt dich zu
nach dem geleſenen Jahr in Arkadien bekäm’ ich eine erlebte Jahrs- zeit daraus. —
[Spaltenumbruch]Bayreuth d. 6. Dec. 1805 [Spaltenumbruch]
Ihrer Durchlaucht UnterthänigſterJean Paul Fr. Richter5
175. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Dez. 1805]
Guten Morgen! Ihr ſeid beide ſchöne Milchbrüder eines reichen Herzens. So bin ich gern Kaſſierer und Großallmoſenier. DankIhm [Uhlfelder] und Ihnen.10
176. An Emanuel.
[Bayreuth, 15. Dez. 1805]
Sogar mit dem Hunde, den Sie auf nichts geladen. Meine Frau geht ein Paar Stunden vor mir voraus. Guten Morgen!
177. An Jacobi in München.15
Bayreuth d. 17 Dec. 1805
Lieber Heinrich! Ich bin dir wider meine und für deine Weiſe ſehr lange eine Antwort auf dein vorletztes Schreiben aus Dresden, worin du mir ein letztes aus Weimar verſprochen, ſchuldig geblieben. Noch dazu hatt’ ich mir dich ſelber verſprochen. Jetzt thät’ ich letzteres20 freilich weniger, wohnt’ ich ſogar auf einem Meierhofe unweit München. Aber dieß nimmt mir immer nicht die Hoffnung, dich zu ſehen, wenn ich — ſelber komme im Frühling. Gott weiß, welche Wolken den Weg und die Zeit dahin überdecken werden; — doch fürcht’ ich wenige; das Elend ſucht jetzt mehr im Raum als in der25 Zeit ſich auszudehnen.
Ich konnte — wenigſtens anfangs des Kriegs und deiner An- kunft — keine Zeitung leſen, ohne deine Lage zu berechnen und dein Himmelslicht hinter dem Pulverdampf. Vielleicht erſetzt dir — wie du wol beſſer wiſſen als ich ahnen kann — eine ganz neue30 Zeit den Verluſt der alten.
Wer dich nur geſehen, den fragt’ ich, z. B. v. Knebel, Langer- mann. Über Göthe ſchreib mir etwas. Langermann malt dich zu
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nach dem geleſenen Jahr in Arkadien bekäm’ ich eine erlebte Jahrs-
zeit daraus. —
Bayreuth d. 6. Dec. 1805
Ihrer Durchlaucht
UnterthänigſterJean Paul Fr. Richter 5
175. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Dez. 1805]
Guten Morgen! Ihr ſeid beide ſchöne Milchbrüder eines reichen
Herzens. So bin ich gern Kaſſierer und Großallmoſenier. DankIhm [Uhlfelder] und Ihnen. 10
176. An Emanuel.
[Bayreuth, 15. Dez. 1805]
Sogar mit dem Hunde, den Sie auf nichts geladen. Meine Frau
geht ein Paar Stunden vor mir voraus. Guten Morgen!
177. An Jacobi in München. 15
Bayreuth d. 17 Dec. 1805
Lieber Heinrich! Ich bin dir wider meine und für deine Weiſe
ſehr lange eine Antwort auf dein vorletztes Schreiben aus Dresden,
worin du mir ein letztes aus Weimar verſprochen, ſchuldig geblieben.
Noch dazu hatt’ ich mir dich ſelber verſprochen. Jetzt thät’ ich letzteres 20
freilich weniger, wohnt’ ich ſogar auf einem Meierhofe unweit
München. Aber dieß nimmt mir immer nicht die Hoffnung, dich zu
ſehen, wenn ich — ſelber komme im Frühling. Gott weiß, welche
Wolken den Weg und die Zeit dahin überdecken werden; — doch
fürcht’ ich wenige; das Elend ſucht jetzt mehr im Raum als in der 25
Zeit ſich auszudehnen.
Ich konnte — wenigſtens anfangs des Kriegs und deiner An-
kunft — keine Zeitung leſen, ohne deine Lage zu berechnen und dein
Himmelslicht hinter dem Pulverdampf. Vielleicht erſetzt dir —
wie du wol beſſer wiſſen als ich ahnen kann — eine ganz neue 30
Zeit den Verluſt der alten.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/85>, abgerufen am 16.02.2025.
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