Guten Morgen! Viel Dank und Freude über die Restitutio in integrum. Es wird schon irgend einer seinen Schwan nachschlagen. Diesen Mittag essen wir mit Knebel in der Eremitage. Könnten5 Sie nicht sich einen hübschen Nachmittag draussen holen und uns bringen?
124. An Perthes.
[Kopie]
[Bayreuth, 12. Aug. 1805]
Die dioptrischen Linien Ihres optischen Betrugs, Ihres freien10 Wahns könnt' ich Ihnen, wenn sichs für mich schickte, leicht hin- zeichnen. -- sobald mein Geist einen Papierkörper angenommen -- Wer sich an mir irrt, irrt bloß sich s[elber].
125. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Aug. 1805]15
Guter! So wirds, wenn man moralisch wagt für Moral. Wenn Ihnen eine Thau-Erquickung einer lange nach neuer Herzens- Schönheit dürstenden Seele lieb war und die doppelte, achtfache Vermehrung der Achtung für die weibliche, welche durch ihr Tage- buch das schöne Wunder that: so haben Sie die Kühnheit der Gabe20 nur zu -- segnen wie ich. -- Welch ein Wesen! Ich bewundere jetzt wenig mehr die weiblichen auf dem Papier, das sie besäen -- aber doch dieses! -- Das in englischer Sprache geschriebene hat mich erschüttert bis zu Thränen. Gott sei Dank, daß sie kommt, und Ihnen, daß Sie ihr rechter bester Freund sind. Bleiben Sie ihr ihre Jugend25 und Vergangenheit! Sie will Ihnen aus ihrem Herzen ein zweites weibliches gebären; heiliger und rührender kann nichts gethan werden als was sie will für Sie.
126. An Thieriot in Offenbach.
1 rtl. Federn.
Bayreuth d. 25 Aug. 180530
"Hols der Henker!" schrieben Sie -- -- (Dintenprobe am Ein- ziehungstage -- zweite Proba mit Wasser, ich kanns doch zum Briefe brauchen, au contraire) mir neulich, meines Wissens.
4 Jean Paul Briefe. V.
123. An Emanuel.
[Bayreuth, 2. Aug. 1805]
Guten Morgen! Viel Dank und Freude über die Restitutio in integrum. Es wird ſchon irgend einer ſeinen Schwan nachſchlagen. Dieſen Mittag eſſen wir mit Knebel in der Eremitage. Könnten5 Sie nicht ſich einen hübſchen Nachmittag drauſſen holen und uns bringen?
124. An Perthes.
[Kopie]
[Bayreuth, 12. Aug. 1805]
Die dioptriſchen Linien Ihres optiſchen Betrugs, Ihres freien10 Wahns könnt’ ich Ihnen, wenn ſichs für mich ſchickte, leicht hin- zeichnen. — ſobald mein Geiſt einen Papierkörper angenommen — Wer ſich an mir irrt, irrt bloß ſich ſ[elber].
125. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Aug. 1805]15
Guter! So wirds, wenn man moraliſch wagt für Moral. Wenn Ihnen eine Thau-Erquickung einer lange nach neuer Herzens- Schönheit dürſtenden Seele lieb war und die doppelte, achtfache Vermehrung der Achtung für die weibliche, welche durch ihr Tage- buch das ſchöne Wunder that: ſo haben Sie die Kühnheit der Gabe20 nur zu — ſegnen wie ich. — Welch ein Weſen! Ich bewundere jetzt wenig mehr die weiblichen auf dem Papier, das ſie beſäen — aber doch dieſes! — Das in engliſcher Sprache geſchriebene hat mich erſchüttert bis zu Thränen. Gott ſei Dank, daß ſie kommt, und Ihnen, daß Sie ihr rechter beſter Freund ſind. Bleiben Sie ihr ihre Jugend25 und Vergangenheit! Sie will Ihnen aus ihrem Herzen ein zweites weibliches gebären; heiliger und rührender kann nichts gethan werden als was ſie will für Sie.
126. An Thieriot in Offenbach.
1 rtl. Federn.
Bayreuth d. 25 Aug. 180530
„Hols der Henker!“ ſchrieben Sie — — (Dintenprobe am Ein- ziehungstage — zweite Proba mit Waſſer, ich kanns doch zum Briefe brauchen, au contraire) mir neulich, meines Wiſſens.
4 Jean Paul Briefe. V.
<TEI><text><body><pbfacs="#f0063"n="49"/><divtype="letter"n="1"><head>123. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 2. Aug. 1805]</hi></dateline><lb/><p>Guten Morgen! Viel Dank und Freude über die <hirendition="#aq">Restitutio in<lb/>
integrum.</hi> Es wird ſchon irgend einer ſeinen <hirendition="#aq">Schwan</hi> nachſchlagen.<lb/>
Dieſen Mittag eſſen wir mit <hirendition="#aq">Knebel</hi> in der <hirendition="#aq">Eremitage.</hi> Könnten<lbn="5"/>
Sie nicht ſich einen hübſchen Nachmittag drauſſen holen und uns<lb/>
bringen?</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>124. An <hirendition="#g">Perthes.</hi></head><lb/><byline>[Kopie]</byline><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 12. Aug. 1805]</hi></dateline><lb/><p>Die dioptriſchen Linien Ihres optiſchen Betrugs, Ihres freien<lbn="10"/>
Wahns könnt’ ich Ihnen, wenn ſichs für mich ſchickte, leicht hin-<lb/>
zeichnen. —ſobald mein Geiſt einen Papierkörper angenommen<lb/>— Wer ſich an mir irrt, irrt bloß ſich ſ[elber].</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>125. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 24. Aug. 1805]</hi></dateline><lbn="15"/><p>Guter! So wirds, wenn man moraliſch wagt für Moral. Wenn<lb/>
Ihnen eine Thau-Erquickung einer lange nach <hirendition="#g">neuer</hi> Herzens-<lb/>
Schönheit dürſtenden Seele lieb war und die doppelte, achtfache<lb/>
Vermehrung der Achtung für die weibliche, welche durch ihr Tage-<lb/>
buch das ſchöne Wunder that: ſo haben Sie die Kühnheit der Gabe<lbn="20"/>
nur zu —ſegnen wie ich. — Welch ein Weſen! Ich bewundere jetzt<lb/>
wenig mehr die weiblichen auf dem Papier, das ſie beſäen — aber<lb/>
doch dieſes! — Das in engliſcher Sprache geſchriebene hat mich<lb/>
erſchüttert bis zu Thränen. Gott ſei Dank, daß ſie kommt, und Ihnen,<lb/>
daß Sie ihr rechter beſter Freund ſind. Bleiben Sie ihr ihre Jugend<lbn="25"/>
und Vergangenheit! Sie will Ihnen aus ihrem Herzen ein zweites<lb/>
weibliches gebären; heiliger und rührender kann nichts gethan werden<lb/>
als was ſie will für Sie.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>126. An <hirendition="#g">Thieriot in Offenbach.</hi></head><lb/><byline>1 <hirendition="#g">rtl. Federn.</hi></byline><dateline><hirendition="#right"><hirendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 25 Aug. 1805</hi></dateline><lbn="30"/><p>„Hols der Henker!“ſchrieben Sie —— (Dintenprobe am Ein-<lb/>
ziehungstage — zweite Proba mit Waſſer, ich kanns doch zum<lb/>
Briefe brauchen, <hirendition="#aq">au contraire</hi>) mir neulich, meines Wiſſens.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">4 Jean Paul Briefe. <hirendition="#aq">V.</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[49/0063]
123. An Emanuel.
[Bayreuth, 2. Aug. 1805]
Guten Morgen! Viel Dank und Freude über die Restitutio in
integrum. Es wird ſchon irgend einer ſeinen Schwan nachſchlagen.
Dieſen Mittag eſſen wir mit Knebel in der Eremitage. Könnten 5
Sie nicht ſich einen hübſchen Nachmittag drauſſen holen und uns
bringen?
124. An Perthes.
[Kopie][Bayreuth, 12. Aug. 1805]
Die dioptriſchen Linien Ihres optiſchen Betrugs, Ihres freien 10
Wahns könnt’ ich Ihnen, wenn ſichs für mich ſchickte, leicht hin-
zeichnen. — ſobald mein Geiſt einen Papierkörper angenommen
— Wer ſich an mir irrt, irrt bloß ſich ſ[elber].
125. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Aug. 1805] 15
Guter! So wirds, wenn man moraliſch wagt für Moral. Wenn
Ihnen eine Thau-Erquickung einer lange nach neuer Herzens-
Schönheit dürſtenden Seele lieb war und die doppelte, achtfache
Vermehrung der Achtung für die weibliche, welche durch ihr Tage-
buch das ſchöne Wunder that: ſo haben Sie die Kühnheit der Gabe 20
nur zu — ſegnen wie ich. — Welch ein Weſen! Ich bewundere jetzt
wenig mehr die weiblichen auf dem Papier, das ſie beſäen — aber
doch dieſes! — Das in engliſcher Sprache geſchriebene hat mich
erſchüttert bis zu Thränen. Gott ſei Dank, daß ſie kommt, und Ihnen,
daß Sie ihr rechter beſter Freund ſind. Bleiben Sie ihr ihre Jugend 25
und Vergangenheit! Sie will Ihnen aus ihrem Herzen ein zweites
weibliches gebären; heiliger und rührender kann nichts gethan werden
als was ſie will für Sie.
126. An Thieriot in Offenbach.
1 rtl. Federn.Bayreuth d. 25 Aug. 1805 30
„Hols der Henker!“ ſchrieben Sie — — (Dintenprobe am Ein-
ziehungstage — zweite Proba mit Waſſer, ich kanns doch zum
Briefe brauchen, au contraire) mir neulich, meines Wiſſens.
4 Jean Paul Briefe. V.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/63>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.