Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.106. An Thieriot in Offenbach. Bayreuth d. 13. Mai 1805Sie treiben den Scherz kaum R. 107. An Superintendent Vogel in Wunsiedel. Bayreuth d. 13. Mai 1805.10Hier, lustigster aller Prediger, -- der noch als Jonas im Hai- Eine Frage thu' ich, die Sie aber nicht als ganze Bitte auf- Hardenberg versprach mir zwar eine Hof-Wohnung in Wonsiedel Leben Sie wol und geben Sie mir irgend eine kleine Antwort. J. P. F. Richter Ihrem vortreflichen witzigen Briefe, der, wie sonst das Vaterland *) Beides auf mein Bitten von Emma gemacht. Es soll 1) Ihr Halb- und 2) Ihr Vollgesicht vorstellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als der Kunst und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetischen Spiegel kennen als umgekehrt, schwerlich so viele Reitze hat wie für Ihre Freunde. *) Beides auf mein Bitten von Emma gemacht. Es soll 1) Ihr Halb- und
2) Ihr Vollgesicht vorstellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als der Kunst und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetischen Spiegel kennen als umgekehrt, schwerlich so viele Reitze hat wie für Ihre Freunde. 106. An Thieriot in Offenbach. Bayreuth d. 13. Mai 1805Sie treiben den Scherz kaum R. 107. An Superintendent Vogel in Wunſiedel. Bayreuth d. 13. Mai 1805.10Hier, luſtigſter aller Prediger, — der noch als Jonas im Hai- Eine Frage thu’ ich, die Sie aber nicht als ganze Bitte auf- Hardenberg verſprach mir zwar eine Hof-Wohnung in Wonsiedel Leben Sie wol und geben Sie mir irgend eine kleine Antwort. J. P. F. Richter Ihrem vortreflichen witzigen Briefe, der, wie ſonſt das Vaterland *) Beides auf mein Bitten von Emma gemacht. Es ſoll 1) Ihr Halb- und 2) Ihr Vollgeſicht vorſtellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als der Kunſt und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetiſchen Spiegel kennen als umgekehrt, ſchwerlich ſo viele Reitze hat wie für Ihre Freunde. *) Beides auf mein Bitten von Emma gemacht. Es ſoll 1) Ihr Halb- und
2) Ihr Vollgeſicht vorſtellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als der Kunſt und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetiſchen Spiegel kennen als umgekehrt, ſchwerlich ſo viele Reitze hat wie für Ihre Freunde. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0057" n="44"/> <div type="letter" n="1"> <head>106. An <hi rendition="#g">Thieriot in Offenbach.</hi></head><lb/> <byline> <figure/> <note place="foot" n="*)">Beides auf mein Bitten von <hi rendition="#aq">Emma</hi> gemacht. Es ſoll 1) Ihr Halb- und<lb/> 2) Ihr Vollgeſicht vorſtellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als<lb/> der Kunſt und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetiſchen<lb/> Spiegel kennen als umgekehrt, ſchwerlich ſo viele Reitze hat wie für Ihre Freunde.</note> <figure/> <note place="foot" n="*)">Beides auf mein Bitten von <hi rendition="#aq">Emma</hi> gemacht. Es ſoll 1) Ihr Halb- und<lb/> 2) Ihr Vollgeſicht vorſtellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als<lb/> der Kunſt und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetiſchen<lb/> Spiegel kennen als umgekehrt, ſchwerlich ſo viele Reitze hat wie für Ihre Freunde.</note> </byline> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 13. Mai 1805</hi> </dateline><lb/> <p>Sie treiben den Scherz kaum <formula notation="TeX">\nicefrac{1}{16}</formula> ſo weit als ich, wenn Sie ſo viel<lb/> leer laſſen für mich als ich für Sie. — Hier haben Sie eine ge-<lb/> druckte Schreiberei geſchenkt, wozu Sie nichts gegeben, nicht einmal<lb n="5"/> Federn; — den Zwilling von Minna; denn unter dem ſineſiſchen<lb/> Kindbette meiner <hi rendition="#aq">C[aroline]</hi> wurde er in dem Neben-Saal von mir<lb/> geheckt. Gott erhalte Sie Ihnen.</p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>107. An <hi rendition="#g">Superintendent Vogel in Wunſiedel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 13. Mai 1805.</hi> </dateline> <lb n="10"/> <p>Hier, luſtigſter aller Prediger, — der noch als Jonas im Hai-<lb/> fiſch-Magen das nahe Zwerchfell d<hi rendition="#g">es</hi> Thiers erſchüttern würde,<lb/> wenn Fiſche eines hätten — nehmen Sie eine Kleinigkeit von mir<lb/> gütig auf, die Sie vielleicht mehr intereſſiert als alles, was Sie von<lb/> mir entweder gehabt oder geleſen haben.<lb n="15"/> </p> <p>Eine Frage thu’ ich, die Sie aber nicht als <hi rendition="#g">ganze</hi> Bitte auf-<lb/> nehmen ſollten — ob Sie mir nämlich nicht auf einige Tage unter<lb/> der königlichen Saus- und Braus-Epoche ein Bett unter dem Dache<lb/> und einen Stiefelknecht zum Auskleiden gewähren können. Da<lb/> mehrere dieſe Bitte an Sie thun werden: ſo muß der Dank für ihre<lb n="20"/> Erfüllung Anfangs Juny ſtärker ſein als für eine in jedem andern<lb/> Monat.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Hardenberg</hi> verſprach mir zwar eine Hof-Wohnung in <hi rendition="#aq">Wonsiedel</hi><lb/> auszumachen; aber es wird Ihnen nichts ſchaden, wenn er Wort<lb/><hi rendition="#g">hält</hi> und Sie mir Ihres nur <hi rendition="#g">geben.</hi><lb n="25"/> </p> <p>Leben Sie wol und geben Sie mir irgend eine kleine Antwort.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Ihrem vortreflichen witzigen Briefe, der, wie ſonſt das Vaterland<lb/> keinen Propheten, umgekehrt als Prophet kein Vaterland, kein<lb/><hi rendition="#aq">Wonsiedel</hi> kennt und verräth, kein Vogt- ja kein Frankenland, fehlte<lb n="30"/> </p> </postscript> </div> </body> </text> </TEI> [44/0057]
106. An Thieriot in Offenbach.
[Abbildung]
*)
[Abbildung]
*)Bayreuth d. 13. Mai 1805
Sie treiben den Scherz kaum [FORMEL] ſo weit als ich, wenn Sie ſo viel
leer laſſen für mich als ich für Sie. — Hier haben Sie eine ge-
druckte Schreiberei geſchenkt, wozu Sie nichts gegeben, nicht einmal 5
Federn; — den Zwilling von Minna; denn unter dem ſineſiſchen
Kindbette meiner C[aroline] wurde er in dem Neben-Saal von mir
geheckt. Gott erhalte Sie Ihnen.
R.
107. An Superintendent Vogel in Wunſiedel.
Bayreuth d. 13. Mai 1805. 10
Hier, luſtigſter aller Prediger, — der noch als Jonas im Hai-
fiſch-Magen das nahe Zwerchfell des Thiers erſchüttern würde,
wenn Fiſche eines hätten — nehmen Sie eine Kleinigkeit von mir
gütig auf, die Sie vielleicht mehr intereſſiert als alles, was Sie von
mir entweder gehabt oder geleſen haben. 15
Eine Frage thu’ ich, die Sie aber nicht als ganze Bitte auf-
nehmen ſollten — ob Sie mir nämlich nicht auf einige Tage unter
der königlichen Saus- und Braus-Epoche ein Bett unter dem Dache
und einen Stiefelknecht zum Auskleiden gewähren können. Da
mehrere dieſe Bitte an Sie thun werden: ſo muß der Dank für ihre 20
Erfüllung Anfangs Juny ſtärker ſein als für eine in jedem andern
Monat.
Hardenberg verſprach mir zwar eine Hof-Wohnung in Wonsiedel
auszumachen; aber es wird Ihnen nichts ſchaden, wenn er Wort
hält und Sie mir Ihres nur geben. 25
Leben Sie wol und geben Sie mir irgend eine kleine Antwort.
J. P. F. Richter
Ihrem vortreflichen witzigen Briefe, der, wie ſonſt das Vaterland
keinen Propheten, umgekehrt als Prophet kein Vaterland, kein
Wonsiedel kennt und verräth, kein Vogt- ja kein Frankenland, fehlte 30
*) Beides auf mein Bitten von Emma gemacht. Es ſoll 1) Ihr Halb- und
2) Ihr Vollgeſicht vorſtellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als
der Kunſt und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetiſchen
Spiegel kennen als umgekehrt, ſchwerlich ſo viele Reitze hat wie für Ihre Freunde.
*) Beides auf mein Bitten von Emma gemacht. Es ſoll 1) Ihr Halb- und
2) Ihr Vollgeſicht vorſtellen; hat aber wol mehr den Werth der Aehnlichkeit als
der Kunſt und Veredlung, was für Sie, der Sie die Natur mehr aus dem poetiſchen
Spiegel kennen als umgekehrt, ſchwerlich ſo viele Reitze hat wie für Ihre Freunde.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/57 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/57>, abgerufen am 27.07.2024. |