Papier und für das Leben. Meine Wünsche für sie möcht' ich lieber dem Himmel als Ihnen sagen.
84. An Herzog Emil August von Gotha.
[Kopie]
[Bayreuth, 16. März 1805]
Der schöne Frühling soll mit keiner Sünde, sondern mit einer5 Entschuldigung angefangen werden. Das lange Schweigen meines Danks für den letzten Brief -- der nicht bloß schöne August-Blitze des Kopfes sondern so viele Augustwärme des Herzens mitbrachte -- entstand bloß aus dem Wunsche, Ihnen das Schicksal und die Er- scheinung des Büchleins bestimmt angeben zu können. Aber dieß10 konnt' ich nicht eher als seit -- gestern. -- Hamburg, zwar reichsfrei aber nicht Bonaparte-frei -- mein Buch, das noch reichsfrei spricht -- Cotta, der so gut ist, daß ihm zu seiner Verlagssammlung genialer Köpfe in und unweit Weimar keiner weiter fehlt als ein einziger -- Der Himmel über mir sieht mich so blau und glänzend an als wenn15 er mir wieder einen versprechen möchte. Vielleicht erfüllt er sein Versprechen und meinen Wunsch, noch in diesem Frühling Sie zu sehen.
85. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. März 1805]20
Meine Kinder sollen und können einmal länger danken als der vergängliche Vater, an dessen Herbstästen diese Früchte hängen. -- Ich schicke Ihnen auch Blumen, aber bleiche. Nämlich ich binde Sie an meinen Geburtstag an. Meine Caroline sollte nur die Blumen auf dem Herzen sticken, aber endlich machte sie den ganzen Garten.25 Dank und Liebe!
[von Karoline] Dank, göttlicher Emanuel! Das war herrlich!
86. An Joseph Görres in Bonn.
Bayreuth d. 25 März 1805
Ob ich gleich selten Ungesehenen schreibe -- da ein Brief als ein30 schriftliches Gespräch ein mündliches voraussetzt --, so mach' ich doch gern bei Ihnen eine Ausnahme, weil einem Geiste wie der Ihrige, dem ohnehin so viel wahres Unrecht geschieht, nicht auch
Papier und für das Leben. Meine Wünſche für ſie möcht’ ich lieber dem Himmel als Ihnen ſagen.
84. An Herzog Emil Auguſt von Gotha.
[Kopie]
[Bayreuth, 16. März 1805]
Der ſchöne Frühling ſoll mit keiner Sünde, ſondern mit einer5 Entſchuldigung angefangen werden. Das lange Schweigen meines Danks für den letzten Brief — der nicht bloß ſchöne Auguſt-Blitze des Kopfes ſondern ſo viele Auguſtwärme des Herzens mitbrachte — entſtand bloß aus dem Wunſche, Ihnen das Schickſal und die Er- ſcheinung des Büchleins beſtimmt angeben zu können. Aber dieß10 konnt’ ich nicht eher als ſeit — geſtern. — Hamburg, zwar reichsfrei aber nicht Bonaparte-frei — mein Buch, das noch reichsfrei ſpricht — Cotta, der ſo gut iſt, daß ihm zu ſeiner Verlagsſammlung genialer Köpfe in und unweit Weimar keiner weiter fehlt als ein einziger — Der Himmel über mir ſieht mich ſo blau und glänzend an als wenn15 er mir wieder einen verſprechen möchte. Vielleicht erfüllt er ſein Verſprechen und meinen Wunſch, noch in dieſem Frühling Sie zu ſehen.
85. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. März 1805]20
Meine Kinder ſollen und können einmal länger danken als der vergängliche Vater, an deſſen Herbſtäſten dieſe Früchte hängen. — Ich ſchicke Ihnen auch Blumen, aber bleiche. Nämlich ich binde Sie an meinen Geburtstag an. Meine Caroline ſollte nur die Blumen auf dem Herzen ſticken, aber endlich machte ſie den ganzen Garten.25 Dank und Liebe!
[von Karoline] Dank, göttlicher Emanuel! Das war herrlich!
86. An Joſeph Görres in Bonn.
Bayreuth d. 25 März 1805
Ob ich gleich ſelten Ungeſehenen ſchreibe — da ein Brief als ein30 ſchriftliches Geſpräch ein mündliches vorausſetzt —, ſo mach’ ich doch gern bei Ihnen eine Ausnahme, weil einem Geiſte wie der Ihrige, dem ohnehin ſo viel wahres Unrecht geſchieht, nicht auch
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0042"n="30"/><lb/>
Papier und für das Leben. Meine Wünſche für ſie möcht’ ich lieber<lb/>
dem Himmel als Ihnen ſagen.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>84. An <hirendition="#g">Herzog Emil Auguſt von Gotha.</hi></head><lb/><byline>[Kopie]</byline><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 16. März 1805]</hi></dateline><lb/><p>Der ſchöne Frühling ſoll mit keiner Sünde, ſondern mit einer<lbn="5"/>
Entſchuldigung angefangen werden. Das lange Schweigen meines<lb/>
Danks für den letzten Brief — der nicht bloß ſchöne Auguſt-Blitze<lb/>
des Kopfes ſondern ſo viele Auguſtwärme des Herzens mitbrachte —<lb/>
entſtand bloß aus dem Wunſche, Ihnen das Schickſal und die Er-<lb/>ſcheinung des Büchleins beſtimmt angeben zu können. Aber dieß<lbn="10"/>
konnt’ ich nicht eher als ſeit — geſtern. —<hirendition="#aq">Hamburg,</hi> zwar reichsfrei<lb/>
aber nicht Bonaparte-frei — mein Buch, das noch reichsfrei ſpricht —<lb/><hirendition="#aq">Cotta,</hi> der ſo gut iſt, daß ihm zu ſeiner Verlagsſammlung genialer<lb/>
Köpfe in und unweit Weimar keiner weiter fehlt als ein einziger —<lb/>
Der Himmel über mir ſieht mich ſo blau und glänzend an als wenn<lbn="15"/>
er mir wieder einen verſprechen möchte. Vielleicht erfüllt er ſein<lb/>
Verſprechen und meinen Wunſch, noch in dieſem Frühling Sie zu<lb/>ſehen.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>85. An <hirendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 21. März 1805]</hi></dateline><lbn="20"/><p>Meine Kinder ſollen und können einmal länger danken als der<lb/>
vergängliche Vater, an deſſen Herbſtäſten dieſe Früchte hängen. —<lb/>
Ich ſchicke Ihnen auch Blumen, aber bleiche. Nämlich ich binde Sie<lb/>
an meinen Geburtstag an. Meine <hirendition="#aq">Caroline</hi>ſollte nur die Blumen<lb/>
auf dem Herzen ſticken, aber endlich machte ſie den ganzen Garten.<lbn="25"/>
Dank und Liebe!</p><lb/><p><hirendition="#smaller">[<hirendition="#aq"><hirendition="#i">von Karoline</hi></hi>] Dank, göttlicher Emanuel! Das war herrlich!</hi></p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>86. An <hirendition="#g">Joſeph Görres in Bonn.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right"><hirendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 25 März 1805</hi></dateline><lb/><p>Ob ich gleich ſelten Ungeſehenen ſchreibe — da ein Brief als ein<lbn="30"/>ſchriftliches Geſpräch ein mündliches vorausſetzt —, ſo mach’ ich<lb/>
doch gern bei Ihnen eine Ausnahme, weil einem Geiſte wie der<lb/>
Ihrige, dem ohnehin ſo viel wahres Unrecht geſchieht, nicht auch<lb/></p></div></body></text></TEI>
[30/0042]
Papier und für das Leben. Meine Wünſche für ſie möcht’ ich lieber
dem Himmel als Ihnen ſagen.
84. An Herzog Emil Auguſt von Gotha.
[Kopie][Bayreuth, 16. März 1805]
Der ſchöne Frühling ſoll mit keiner Sünde, ſondern mit einer 5
Entſchuldigung angefangen werden. Das lange Schweigen meines
Danks für den letzten Brief — der nicht bloß ſchöne Auguſt-Blitze
des Kopfes ſondern ſo viele Auguſtwärme des Herzens mitbrachte —
entſtand bloß aus dem Wunſche, Ihnen das Schickſal und die Er-
ſcheinung des Büchleins beſtimmt angeben zu können. Aber dieß 10
konnt’ ich nicht eher als ſeit — geſtern. — Hamburg, zwar reichsfrei
aber nicht Bonaparte-frei — mein Buch, das noch reichsfrei ſpricht —
Cotta, der ſo gut iſt, daß ihm zu ſeiner Verlagsſammlung genialer
Köpfe in und unweit Weimar keiner weiter fehlt als ein einziger —
Der Himmel über mir ſieht mich ſo blau und glänzend an als wenn 15
er mir wieder einen verſprechen möchte. Vielleicht erfüllt er ſein
Verſprechen und meinen Wunſch, noch in dieſem Frühling Sie zu
ſehen.
85. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. März 1805] 20
Meine Kinder ſollen und können einmal länger danken als der
vergängliche Vater, an deſſen Herbſtäſten dieſe Früchte hängen. —
Ich ſchicke Ihnen auch Blumen, aber bleiche. Nämlich ich binde Sie
an meinen Geburtstag an. Meine Caroline ſollte nur die Blumen
auf dem Herzen ſticken, aber endlich machte ſie den ganzen Garten. 25
Dank und Liebe!
[von Karoline] Dank, göttlicher Emanuel! Das war herrlich!
86. An Joſeph Görres in Bonn.
Bayreuth d. 25 März 1805
Ob ich gleich ſelten Ungeſehenen ſchreibe — da ein Brief als ein 30
ſchriftliches Geſpräch ein mündliches vorausſetzt —, ſo mach’ ich
doch gern bei Ihnen eine Ausnahme, weil einem Geiſte wie der
Ihrige, dem ohnehin ſo viel wahres Unrecht geſchieht, nicht auch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/42>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.