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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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und ich verdurste überall. -- Da bei einem Gewitter alle Metalle
Zuleiter sind: so wird Kr[etschmann] mit dem seinigen eher gehen
als die wiener Wetter-Wolke über seinen Schreibtisch zieht.
Kr. sündigt nur für Ideen, nicht für Neigungen.

82. An Mahlmann in Leipzig.5

-- über Ernestine. Dein erster Schmerz, der kein letzter ist --
weil jedes Wort doch das wenige Grün wegreißet, das über das
schönste Herz der Erde etwan wachsen kann -- Pest- oder Kleider-
schrank des Schmerzes -- Deine Apotheke kan[n] nur in der Arbeits-10
stube liegen --

83. An Minna Spazier in Leipzig.

Unter allen grausenden Aussichten ist mir zwar keine es so sehr --
wenn ich das schon überstandne Grausen ausnehme, daß Merkel15
etc. neben mir saß -- als die, daß ich etwas für ein Taschenbuch zu
schreiben habe, nicht bloß weil sich der gedachte wieder neben mir
(nur später) einsetzt sondern (ernstlich) weil ich leichter ein Buch als
einen Bogen mache -- weil ich keine andere Begränzung unver-
wundet ertrage als die innere -- und weil es noch mehr Gründe20
gibt als diese Seite fäßt; aber weil Sie so wollen, so sei es so. --
Kleine Historiolen stehen außer meiner Gewalt, wie ich denn hier
sie schon falsch, nämlich mit einem Pleonasmus benenne. -- den
(Spazier) das Schicksal sonderbar mit Abhängigkeit und Freiheit,
nämlich mit dem Wechselschein von beiden neckte -- Sie sind glück-25
licher als Mahlmann, Sie haben Kinder, er nur Kleider; eine
Wittwe mit Kindern ist eben nie eine ganze. C[aroline] kan[n] über
E[rnestine] keinen andern Schmerz haben als einen unsterblichen.
Aber er wohnt nur in ihrer Seele und nicht in ihrem Körper, den
der Wetterschlag zum Glück verschonte. [Daß Caroline, von der Sie30
etwas für den Vossischen Toilettenalmanach wünschen, ihre Feder,
die zum kühnsten Fluge Kraft besitzt, rühren möge, war tausendmal
auch mein Wunsch.] Aber der Wunsch eines Ehemanns hilft bei
einer Frau sogar auch dan[n] nicht, wenn er ihr schmeichelhaft ist.
Lieber ist C. eine Dichterin im Leben und wider das Leben als auf dem35

und ich verdurſte überall. — Da bei einem Gewitter alle Metalle
Zuleiter ſind: ſo wird Kr[etschmann] mit dem ſeinigen eher gehen
als die wiener Wetter-Wolke über ſeinen Schreibtiſch zieht.
Kr. ſündigt nur für Ideen, nicht für Neigungen.

82. An Mahlmann in Leipzig.5

— über Ernestine. Dein erſter Schmerz, der kein letzter iſt —
weil jedes Wort doch das wenige Grün wegreißet, das über das
ſchönſte Herz der Erde etwan wachſen kann — Peſt- oder Kleider-
ſchrank des Schmerzes — Deine Apotheke kan[n] nur in der Arbeits-10
ſtube liegen —

83. An Minna Spazier in Leipzig.

Unter allen grauſenden Ausſichten iſt mir zwar keine es ſo ſehr —
wenn ich das ſchon überſtandne Grauſen ausnehme, daß Merkel15
ꝛc. neben mir ſaß — als die, daß ich etwas für ein Taſchenbuch zu
ſchreiben habe, nicht bloß weil ſich der gedachte wieder neben mir
(nur ſpäter) einſetzt ſondern (ernſtlich) weil ich leichter ein Buch als
einen Bogen mache — weil ich keine andere Begränzung unver-
wundet ertrage als die innere — und weil es noch mehr Gründe20
gibt als dieſe Seite fäßt; aber weil Sie ſo wollen, ſo ſei es ſo. —
Kleine Hiſtoriolen ſtehen außer meiner Gewalt, wie ich denn hier
ſie ſchon falſch, nämlich mit einem Pleonaſmus benenne. — den
(Spazier) das Schickſal ſonderbar mit Abhängigkeit und Freiheit,
nämlich mit dem Wechſelſchein von beiden neckte — Sie ſind glück-25
licher als Mahlmann, Sie haben Kinder, er nur Kleider; eine
Wittwe mit Kindern iſt eben nie eine ganze. C[aroline] kan[n] über
E[rnestine] keinen andern Schmerz haben als einen unſterblichen.
Aber er wohnt nur in ihrer Seele und nicht in ihrem Körper, den
der Wetterſchlag zum Glück verſchonte. [Daß Caroline, von der Sie30
etwas für den Voſſiſchen Toilettenalmanach wünſchen, ihre Feder,
die zum kühnſten Fluge Kraft beſitzt, rühren möge, war tauſendmal
auch mein Wunſch.] Aber der Wunſch eines Ehemanns hilft bei
einer Frau ſogar auch dan[n] nicht, wenn er ihr ſchmeichelhaft iſt.
Lieber iſt C. eine Dichterin im Leben und wider das Leben als auf dem35

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[29/0041] und ich verdurſte überall. — Da bei einem Gewitter alle Metalle Zuleiter ſind: ſo wird Kr[etschmann] mit dem ſeinigen eher gehen als die wiener Wetter-Wolke über ſeinen Schreibtiſch zieht. Kr. ſündigt nur für Ideen, nicht für Neigungen. 82. An Mahlmann in Leipzig. 5 [Kopie][Bayreuth, 14. März 1805] — über Ernestine. Dein erſter Schmerz, der kein letzter iſt — weil jedes Wort doch das wenige Grün wegreißet, das über das ſchönſte Herz der Erde etwan wachſen kann — Peſt- oder Kleider- ſchrank des Schmerzes — Deine Apotheke kan[n] nur in der Arbeits- 10 ſtube liegen — 83. An Minna Spazier in Leipzig. [Kopie][Bayreuth, 14. März 1805] Unter allen grauſenden Ausſichten iſt mir zwar keine es ſo ſehr — wenn ich das ſchon überſtandne Grauſen ausnehme, daß Merkel 15 ꝛc. neben mir ſaß — als die, daß ich etwas für ein Taſchenbuch zu ſchreiben habe, nicht bloß weil ſich der gedachte wieder neben mir (nur ſpäter) einſetzt ſondern (ernſtlich) weil ich leichter ein Buch als einen Bogen mache — weil ich keine andere Begränzung unver- wundet ertrage als die innere — und weil es noch mehr Gründe 20 gibt als dieſe Seite fäßt; aber weil Sie ſo wollen, ſo ſei es ſo. — Kleine Hiſtoriolen ſtehen außer meiner Gewalt, wie ich denn hier ſie ſchon falſch, nämlich mit einem Pleonaſmus benenne. — den (Spazier) das Schickſal ſonderbar mit Abhängigkeit und Freiheit, nämlich mit dem Wechſelſchein von beiden neckte — Sie ſind glück- 25 licher als Mahlmann, Sie haben Kinder, er nur Kleider; eine Wittwe mit Kindern iſt eben nie eine ganze. C[aroline] kan[n] über E[rnestine] keinen andern Schmerz haben als einen unſterblichen. Aber er wohnt nur in ihrer Seele und nicht in ihrem Körper, den der Wetterſchlag zum Glück verſchonte. [Daß Caroline, von der Sie 30 etwas für den Voſſiſchen Toilettenalmanach wünſchen, ihre Feder, die zum kühnſten Fluge Kraft beſitzt, rühren möge, war tauſendmal auch mein Wunſch.] Aber der Wunſch eines Ehemanns hilft bei einer Frau ſogar auch dan[n] nicht, wenn er ihr ſchmeichelhaft iſt. Lieber iſt C. eine Dichterin im Leben und wider das Leben als auf dem 35

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/41>, abgerufen am 25.11.2024.