Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.statistische und ähnliche Werke überlassen Sie besser meiner Feder; Richter 56. An Präsident von Schuckmann in Ansbach. [Bayreuth, 20. Jan. 1805]Der Himmel gebe Ihnen in Anspach bessere Gesellschaft als die10 56a. An Gottlieb Richter in Sparneck. Bayreuth d. 20 Jenn. 1805.Lieber Bruder! Nimm nur niemals mein Schweigen für Kälte Eben hab' ich an Schuckmann für dich geschrieben. Otto meint Du solltest in Holland leben, oder in Rom, wo man für das dritte30 Vielleicht thu' ich bald auf einer Fahrt nach Hof drei Seiten- ſtatiſtiſche und ähnliche Werke überlaſſen Sie beſſer meiner Feder; Richter 56. An Präſident von Schuckmann in Ansbach. [Bayreuth, 20. Jan. 1805]Der Himmel gebe Ihnen in Anſpach beſſere Geſellſchaft als die10 56a. An Gottlieb Richter in Sparneck. Bayreuth d. 20 Jenn. 1805.Lieber Bruder! Nimm nur niemals mein Schweigen für Kälte Eben hab’ ich an Schuckmann für dich geſchrieben. Otto meint Du ſollteſt in Holland leben, oder in Rom, wo man für das dritte30 Vielleicht thu’ ich bald auf einer Fahrt nach Hof drei Seiten- <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="21"/> ſtatiſtiſche und ähnliche Werke überlaſſen Sie beſſer meiner Feder;<lb/> Ihre tunkt hier mit dem umgekehrten Ende ein und fegt närriſch<lb/> weiter. — Da Sie durch nichts — und kaum dadurch — zu bekehren<lb/> ſind als durch Beiſpiel: ſo ſag’ ich hier aus Mangel meines lebendigen<lb/> zu Ihnen auch kein moraliſches: Lebe wol, ſondern nur ein freund-<lb n="5"/> ſchaftliches: Leben Dieſelben wol!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>56. An <hi rendition="#g">Präſident von Schuckmann in Ansbach.</hi></head><lb/> <byline>[Kopie]</byline> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 20. Jan. 1805]</hi> </dateline><lb/> <p>Der Himmel gebe Ihnen in Anſpach beſſere Geſellſchaft als die<lb n="10"/> [Stadt] hat, die Sie verlor. Warum muß es in Deutſchland keine<lb/> andere geiſtreich-geſellige Geſellſchaft geben als die, die der Buch-<lb/> binder eingebunden ſchickt, nicht der Schneider eingekleidet? Und<lb/> warum muß Ihre Abweſenheit gerade in meine Gegenwart fallen?— Marggräfliche Hemmketten, bergauf durchreiſſen.<lb n="15"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>56<hi rendition="#aq">a.</hi> An <hi rendition="#g">Gottlieb Richter in Sparneck.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 20 Jenn. 1805.</hi> </dateline><lb/> <p>Lieber Bruder! Nimm nur niemals mein Schweigen für Kälte<lb/> oder für Vernachläſſigung deiner oder für Verluſt deiner Briefe,<lb/> ſondern bloß für Mangel an Brief-Zeit. Dieſes mal kam nun noch<lb n="20"/> die Krankheit meiner 3 Kinder dazu, wovon das jüngſte ſchon ein<lb/> Füßchen wenn nicht im Grabe doch auf dem Gottesacker hatte.<lb/> Jetzt ſteht alles gut. Meine <hi rendition="#aq">Minna</hi> wurde ſchon vor 2 Monaten<lb/> geboren, nur aber erſt nach 5 Wochen getauft, daher die falſche<lb/> Zeitungs-Anzeige.<lb n="25"/> </p> <p>Eben hab’ ich an <hi rendition="#aq">Schuckmann</hi> für dich geſchrieben. <hi rendition="#aq">Otto</hi> meint<lb/> aber, du würdeſt dich in <hi rendition="#aq">Erlang</hi> mit 700 fl. ſchlechter ſtehen als in<lb/><hi rendition="#aq">Sparneck</hi> mit 300. <hi rendition="#aq">Vogel</hi> kann nichts dabei thun; wol aber <hi rendition="#aq">Tornesi</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">Bomhardt,</hi> die ich gelegentlich ſprechen will.</p><lb/> <p>Du ſollteſt in Holland leben, oder in Rom, wo man für das dritte<lb n="30"/> Kind (<hi rendition="#aq">jus trium liberorum</hi>) ein <hi rendition="#aq">douceur</hi> vom Staate bekam; du<lb/> würdeſt ein Millionär.</p><lb/> <p>Vielleicht thu’ ich bald auf einer Fahrt nach <hi rendition="#aq">Hof</hi> drei Seiten-<lb/> ſchritte zu dir, um deinen gelehrten <hi rendition="#aq">Heinrich,</hi> der wirklich für ſeine<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0033]
ſtatiſtiſche und ähnliche Werke überlaſſen Sie beſſer meiner Feder;
Ihre tunkt hier mit dem umgekehrten Ende ein und fegt närriſch
weiter. — Da Sie durch nichts — und kaum dadurch — zu bekehren
ſind als durch Beiſpiel: ſo ſag’ ich hier aus Mangel meines lebendigen
zu Ihnen auch kein moraliſches: Lebe wol, ſondern nur ein freund- 5
ſchaftliches: Leben Dieſelben wol!
Richter
56. An Präſident von Schuckmann in Ansbach.
[Kopie][Bayreuth, 20. Jan. 1805]
Der Himmel gebe Ihnen in Anſpach beſſere Geſellſchaft als die 10
[Stadt] hat, die Sie verlor. Warum muß es in Deutſchland keine
andere geiſtreich-geſellige Geſellſchaft geben als die, die der Buch-
binder eingebunden ſchickt, nicht der Schneider eingekleidet? Und
warum muß Ihre Abweſenheit gerade in meine Gegenwart fallen?— Marggräfliche Hemmketten, bergauf durchreiſſen. 15
56a. An Gottlieb Richter in Sparneck.
Bayreuth d. 20 Jenn. 1805.
Lieber Bruder! Nimm nur niemals mein Schweigen für Kälte
oder für Vernachläſſigung deiner oder für Verluſt deiner Briefe,
ſondern bloß für Mangel an Brief-Zeit. Dieſes mal kam nun noch 20
die Krankheit meiner 3 Kinder dazu, wovon das jüngſte ſchon ein
Füßchen wenn nicht im Grabe doch auf dem Gottesacker hatte.
Jetzt ſteht alles gut. Meine Minna wurde ſchon vor 2 Monaten
geboren, nur aber erſt nach 5 Wochen getauft, daher die falſche
Zeitungs-Anzeige. 25
Eben hab’ ich an Schuckmann für dich geſchrieben. Otto meint
aber, du würdeſt dich in Erlang mit 700 fl. ſchlechter ſtehen als in
Sparneck mit 300. Vogel kann nichts dabei thun; wol aber Tornesi
und Bomhardt, die ich gelegentlich ſprechen will.
Du ſollteſt in Holland leben, oder in Rom, wo man für das dritte 30
Kind (jus trium liberorum) ein douceur vom Staate bekam; du
würdeſt ein Millionär.
Vielleicht thu’ ich bald auf einer Fahrt nach Hof drei Seiten-
ſchritte zu dir, um deinen gelehrten Heinrich, der wirklich für ſeine
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(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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