Guten Vormittag! Ich schicke Ihnen also den vorigen Bund, und einen heutigen; andere Leute wollen auch links sein. Ich wollt', ich spräche einmal recht lange mit Ihnen oder besuchte Sie ordentlich5 auf mehrere Stunden.
53. An Emanuel.
[Bayreuth, 9. Jan. 1805]
Guten Morgen, Bestester! Sie ließen zwar einen Nacht-Schmerz in mir zurück, aber auch den ewigen Dank. Wir beide können über10 alles, auf alle Weise und über uns reden. Es sprechen 2 Geister, nicht 2 Menschen. Sie haben für mich genau genommen keinen Fehler, aber nicht so genau genommen einen, wiewol einen schönen, indeß einen. --
Ja wol sprechen Sie mit C[aroline] je eher je lieber.15
54. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Jan. 1805]
Guten Morgen, Alter! Unsere Minna zieht immer tiefer hinab. Wollen Sie, Guter, von einem Wein, dessen Stärke sich meine C[aroline] noch erinnert, uns dieses Gläschen füllen, da sie des20 Malaga-Alikanten Wein[es] schon überdrüßig ist?
55. An P. E. Thieriot in Offenbach.
Bayreuth d. 14. Jenn. 1805
Eben bekam ich Ihre Briefe und holländische Kiele. Da Ihre alten für mich auf der Stelle neue werden -- doch frankierte --, wenn ich25 sie lese, weil sie, wie Ihr Leben, ohne Datum und Stadt geschrieben sind: so antwort' ich auf so viele mit Einem sogleich. -- Mein Leben ist jetzt ein miserables und horribeles; Odilie (Odo oder glück- lich ist die frühere Schreibart vor der härtern Otto) ist immer so krank, daß ich ewig mit meiner Frau entweder zanke oder ver-30 zweifle. Auch das Arbeiten geht schlecht; an mir wird zu sehr ge- arbeitet, folglich nicht von mir. Gott weiß was sonst noch für Feinde mich unterhöhlen, z. B. der Leib. -- Das Freiheitsbüchlein von 9 Bogen ist fertig -- abgeschrieben. Ob es Sie sehr -- bei der
2*
52. An Emanuel.
[Bayreuth, 7. Jan. 1805]
Guten Vormittag! Ich ſchicke Ihnen alſo den vorigen Bund, und einen heutigen; andere Leute wollen auch links ſein. Ich wollt’, ich ſpräche einmal recht lange mit Ihnen oder beſuchte Sie ordentlich5 auf mehrere Stunden.
53. An Emanuel.
[Bayreuth, 9. Jan. 1805]
Guten Morgen, Beſteſter! Sie ließen zwar einen Nacht-Schmerz in mir zurück, aber auch den ewigen Dank. Wir beide können über10 alles, auf alle Weiſe und über uns reden. Es ſprechen 2 Geiſter, nicht 2 Menſchen. Sie haben für mich genau genommen keinen Fehler, aber nicht ſo genau genommen einen, wiewol einen ſchönen, indeß einen. —
Ja wol ſprechen Sie mit C[aroline] je eher je lieber.15
54. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Jan. 1805]
Guten Morgen, Alter! Unſere Minna zieht immer tiefer hinab. Wollen Sie, Guter, von einem Wein, deſſen Stärke ſich meine C[aroline] noch erinnert, uns dieſes Gläschen füllen, da ſie des20 Malaga-Alikanten Wein[es] ſchon überdrüßig iſt?
55. An P. E. Thieriot in Offenbach.
Bayreuth d. 14. Jenn. 1805
Eben bekam ich Ihre Briefe und holländiſche Kiele. Da Ihre alten für mich auf der Stelle neue werden — doch frankierte —, wenn ich25 ſie leſe, weil ſie, wie Ihr Leben, ohne Datum und Stadt geſchrieben ſind: ſo antwort’ ich auf ſo viele mit Einem ſogleich. — Mein Leben iſt jetzt ein miſerables und horribeles; Odilie (Odo oder glück- lich iſt die frühere Schreibart vor der härtern Otto) iſt immer ſo krank, daß ich ewig mit meiner Frau entweder zanke oder ver-30 zweifle. Auch das Arbeiten geht ſchlecht; an mir wird zu ſehr ge- arbeitet, folglich nicht von mir. Gott weiß was ſonſt noch für Feinde mich unterhöhlen, z. B. der Leib. — Das Freiheitsbüchlein von 9 Bogen iſt fertig — abgeſchrieben. Ob es Sie ſehr — bei der
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52. An Emanuel.
[Bayreuth, 7. Jan. 1805]
Guten Vormittag! Ich ſchicke Ihnen alſo den vorigen Bund,
und einen heutigen; andere Leute wollen auch links ſein. Ich wollt’,
ich ſpräche einmal recht lange mit Ihnen oder beſuchte Sie ordentlich 5
auf mehrere Stunden.
53. An Emanuel.
[Bayreuth, 9. Jan. 1805]
Guten Morgen, Beſteſter! Sie ließen zwar einen Nacht-Schmerz
in mir zurück, aber auch den ewigen Dank. Wir beide können über 10
alles, auf alle Weiſe und über uns reden. Es ſprechen 2 Geiſter,
nicht 2 Menſchen. Sie haben für mich genau genommen keinen
Fehler, aber nicht ſo genau genommen einen, wiewol einen ſchönen,
indeß einen. —
Ja wol ſprechen Sie mit C[aroline] je eher je lieber. 15
54. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Jan. 1805]
Guten Morgen, Alter! Unſere Minna zieht immer tiefer hinab.
Wollen Sie, Guter, von einem Wein, deſſen Stärke ſich meine
C[aroline] noch erinnert, uns dieſes Gläschen füllen, da ſie des 20
Malaga-Alikanten Wein[es] ſchon überdrüßig iſt?
55. An P. E. Thieriot in Offenbach.
Bayreuth d. 14. Jenn. 1805
Eben bekam ich Ihre Briefe und holländiſche Kiele. Da Ihre alten
für mich auf der Stelle neue werden — doch frankierte —, wenn ich 25
ſie leſe, weil ſie, wie Ihr Leben, ohne Datum und Stadt geſchrieben
ſind: ſo antwort’ ich auf ſo viele mit Einem ſogleich. — Mein
Leben iſt jetzt ein miſerables und horribeles; Odilie (Odo oder glück-
lich iſt die frühere Schreibart vor der härtern Otto) iſt immer ſo
krank, daß ich ewig mit meiner Frau entweder zanke oder ver- 30
zweifle. Auch das Arbeiten geht ſchlecht; an mir wird zu ſehr ge-
arbeitet, folglich nicht von mir. Gott weiß was ſonſt noch für Feinde
mich unterhöhlen, z. B. der Leib. — Das Freiheitsbüchlein von
9 Bogen iſt fertig — abgeſchrieben. Ob es Sie ſehr — bei der
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/31>, abgerufen am 16.02.2025.
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