Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.Hier hat sich denn die Seele einem Fürst-Geistlichen geöffnet, Seelig und selten ist der dichterische Fürst, der als Widerspiel der5 Mit alter und neu verjüngter Verehrung des auf dem Thron undParnasse verehrten Fürsten bin ich --10 583. An Emanuel. [Bayreuth, 15. Okt. 1808]Guten Morgen und Dank! Ich hatte eben zwei (selbst erzeugte) 584. An Cotta.20 Bayreuth d. 24. Okt. 1808.Die Verspätung meiner Antwort ist eine Bejahung Ihres Brief- Ich wünschte wol, Sie bekämen einmal ein Stündchen Musse zur 16 Jean Paul Briefe. V.
Hier hat ſich denn die Seele einem Fürſt-Geiſtlichen geöffnet, Seelig und ſelten iſt der dichteriſche Fürſt, der als Widerſpiel der5 Mit alter und neu verjüngter Verehrung des auf dem Thron undParnaſſe verehrten Fürſten bin ich —10 583. An Emanuel. [Bayreuth, 15. Okt. 1808]Guten Morgen und Dank! Ich hatte eben zwei (ſelbſt erzeugte) 584. An Cotta.20 Bayreuth d. 24. Okt. 1808.Die Verſpätung meiner Antwort iſt eine Bejahung Ihres Brief- Ich wünſchte wol, Sie bekämen einmal ein Stündchen Muſſe zur 16 Jean Paul Briefe. V.
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0258" n="241"/> <p>Hier hat ſich denn die Seele einem Fürſt-Geiſtlichen geöffnet,<lb/> in der furchtſamen Hoffnung Seines Vergebens vor dem Geben,<lb/> wie Er denn (iſt dieſe Anſpielung nicht zu kühn) auch im höhern<lb/> heiligern Sinne zugleich die Abſoluzion und das Brod austheilt.</p><lb/> <p>Seelig und ſelten iſt der dichteriſche Fürſt, der als Widerſpiel der<lb n="5"/> pariſer Welt, welche mitten im Frühling der lebendigen Blumen<lb/> todt-ſeidne trägt, ſogar im Froſte der Zeit und Politik die lebendigen<lb/> der Dichtkunſt bei ſich und andern pflegt.</p><lb/> <p>Mit alter und neu verjüngter Verehrung des auf dem Thron undParnaſſe verehrten Fürſten bin ich —<lb n="10"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>583. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 15. Okt. 1808]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen und Dank! Ich hatte eben zwei (ſelbſt erzeugte)<lb/> Boten darnach zu <hi rendition="#aq">Otto</hi> geſchickt. — Nachmittags wollen wir ein<lb/> vernünftiges Wort darüber reden, wenn Sie früh genug oder ſpät<lb n="15"/> genug kommen. — Die fatale <hi rendition="#aq">Minna</hi> brachte mich leider ſo ſehr<lb/> aus meiner Geldrechnung — welche mit Einſchluß der November<lb/> Zinſen bis zur Jenner-Ankunft der neuen Summe gegolten hätte —<lb/> daß ich Sie leider um 100 fl. rh. bitten muß.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>584. An <hi rendition="#g">Cotta.</hi><lb n="20"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 24. Okt. 1808.</hi> </dateline><lb/> <p>Die Verſpätung meiner Antwort iſt eine Bejahung Ihres Brief-<lb/> chens über den eingeſperrten <hi rendition="#aq">Schmelzle.</hi> Jetzt aber wünſcht’ ich —<lb/> Ihres Vortheils wegen —, daß er zur Neujahrsmeſſe erſchiene; und<lb/> dieß darum, weil ich zur O[ſter] M[eſſe] mit 2 Bändchen vermiſchten<lb n="25"/> Schriften und noch mit einem Werke erſcheine. Mich dünkt, jetzt<lb/> werden doch an die Stelle fremder Truppen wieder einheimiſche<lb/> Werke treten.</p><lb/> <p>Ich wünſchte wol, Sie bekämen einmal ein Stündchen Muſſe zur<lb/> Auseinanderlegung Ihres Vorſchlags unſerer örtlichen Annäherung.<lb n="30"/> Sie brauchen ja nur halbe Winke und keine Gründe; denn Ihr Karak-<lb/> ter iſt ſo gut als jeder Grund. Auch ſehnt’ ich mich längſt den Alpen<lb/> näher. Jede Ausführung wird mir leicht, inſofern ſie keine Ein-<lb/> ſchränkung meiner literariſchen Arbeits-Freiheit iſt; denn ich habe<lb/> noch lange Bücher zu ſchreiben in meinem kurzen Leben.<lb n="35"/> </p> <fw place="bottom" type="sig">16 Jean Paul Briefe. <hi rendition="#aq">V.</hi></fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [241/0258]
Hier hat ſich denn die Seele einem Fürſt-Geiſtlichen geöffnet,
in der furchtſamen Hoffnung Seines Vergebens vor dem Geben,
wie Er denn (iſt dieſe Anſpielung nicht zu kühn) auch im höhern
heiligern Sinne zugleich die Abſoluzion und das Brod austheilt.
Seelig und ſelten iſt der dichteriſche Fürſt, der als Widerſpiel der 5
pariſer Welt, welche mitten im Frühling der lebendigen Blumen
todt-ſeidne trägt, ſogar im Froſte der Zeit und Politik die lebendigen
der Dichtkunſt bei ſich und andern pflegt.
Mit alter und neu verjüngter Verehrung des auf dem Thron undParnaſſe verehrten Fürſten bin ich — 10
583. An Emanuel.
[Bayreuth, 15. Okt. 1808]
Guten Morgen und Dank! Ich hatte eben zwei (ſelbſt erzeugte)
Boten darnach zu Otto geſchickt. — Nachmittags wollen wir ein
vernünftiges Wort darüber reden, wenn Sie früh genug oder ſpät 15
genug kommen. — Die fatale Minna brachte mich leider ſo ſehr
aus meiner Geldrechnung — welche mit Einſchluß der November
Zinſen bis zur Jenner-Ankunft der neuen Summe gegolten hätte —
daß ich Sie leider um 100 fl. rh. bitten muß.
584. An Cotta. 20
Bayreuth d. 24. Okt. 1808.
Die Verſpätung meiner Antwort iſt eine Bejahung Ihres Brief-
chens über den eingeſperrten Schmelzle. Jetzt aber wünſcht’ ich —
Ihres Vortheils wegen —, daß er zur Neujahrsmeſſe erſchiene; und
dieß darum, weil ich zur O[ſter] M[eſſe] mit 2 Bändchen vermiſchten 25
Schriften und noch mit einem Werke erſcheine. Mich dünkt, jetzt
werden doch an die Stelle fremder Truppen wieder einheimiſche
Werke treten.
Ich wünſchte wol, Sie bekämen einmal ein Stündchen Muſſe zur
Auseinanderlegung Ihres Vorſchlags unſerer örtlichen Annäherung. 30
Sie brauchen ja nur halbe Winke und keine Gründe; denn Ihr Karak-
ter iſt ſo gut als jeder Grund. Auch ſehnt’ ich mich längſt den Alpen
näher. Jede Ausführung wird mir leicht, inſofern ſie keine Ein-
ſchränkung meiner literariſchen Arbeits-Freiheit iſt; denn ich habe
noch lange Bücher zu ſchreiben in meinem kurzen Leben. 35
16 Jean Paul Briefe. V.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |