Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.569. An Emanuel. [Bayreuth, 18. Sept. 1808]Guten Tag! Ich sage nur immer: guten Morgen! Wiewol ich da 570. An Kammerrat Miedel in Bayreuth. [Bayreuth, 18. (?) Sept. 1808]Guten Morgen! Jetzt handle ich nicht blos mit Büchern, sondern *571. An Johann David Mumenthaler in Langenthal.15 Bayreuth d. 19 Sept. 1808Geliebter Schweizer! Denn beides darf ich zu Ihnen, obwol un- Ihr Freiheits-Essen -- denn sonderbar geben gerade drei, wenig-25 Ich habe wenige Lieblings-Essen, eben weil ich kein Liebhaber30 Der gute Thieriot mag wol falsch verstanden worden sein; das 569. An Emanuel. [Bayreuth, 18. Sept. 1808]Guten Tag! Ich ſage nur immer: guten Morgen! Wiewol ich da 570. An Kammerrat Miedel in Bayreuth. [Bayreuth, 18. (?) Sept. 1808]Guten Morgen! Jetzt handle ich nicht blos mit Büchern, ſondern *571. An Johann David Mumenthaler in Langenthal.15 Bayreuth d. 19 Sept. 1808Geliebter Schweizer! Denn beides darf ich zu Ihnen, obwol un- Ihr Freiheits-Eſſen — denn ſonderbar geben gerade drei, wenig-25 Ich habe wenige Lieblings-Eſſen, eben weil ich kein Liebhaber30 Der gute Thieriot mag wol falſch verſtanden worden ſein; das <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0251" n="235"/> <div type="letter" n="1"> <head>569. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 18. Sept. 1808]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Tag! Ich ſage nur immer: guten Morgen! Wiewol ich da<lb/> wenn nicht das Längſte, doch das Beſte wünſche und meine, ſo wiedie kurze Jugend ſchöner iſt als das lange Mannsalter!<lb n="5"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>570. An <hi rendition="#g">Kammerrat Miedel in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 18. (?) Sept. 1808]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen! Jetzt handle ich nicht blos mit Büchern, ſondern<lb/> auch mit Käſe, wiewol jene wider ihren Vortheil oft genug mit dieſem<lb/> in Compagnie getreten. Ein Landmann und mein Leſer aus dem<lb n="10"/> Kanton Bern hat mir einen alten Emmenthaler Käſe geſchickt<lb/> faſt ſo groß als mein Gartenſchreibtiſch. Hier ſend’ ich Ihnen eine<lb/> Käſeprobe; möge ſie Ihnen ſo ſchmecken als mir Ihr Garten und<lb/> alles, was Sie mir ſo oft daraus geben.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>*571. An <hi rendition="#g">Johann David Mumenthaler in Langenthal.</hi><lb n="15"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth d. 19 Sept.</hi> 1808</hi> </dateline><lb/> <p>Geliebter Schweizer! Denn beides darf ich zu Ihnen, obwol un-<lb/> geſehen, aber doch geleſen von mir, ſagen. Ich danke dem Unend-<lb/> lichen, daß ich Seelen wie die Ihrige durch meine Werke die Wolken<lb/> des Lebens, wenn nicht vertreiben, doch ein wenig abendroth malen<lb n="20"/> kann. Wohin will man aus dem drückenden Jetzt anders flüchten als<lb/> auf den Muſenberg, wo man eine ſchönere Erde als die voll Schlacht-<lb/> felder, und einen ſchönern Himmel als den mit Pulverwolken und<lb/> Mordbrenner-Aurora erblickt?</p><lb/> <p>Ihr Freiheits-Eſſen — denn ſonderbar geben gerade drei, wenig-<lb n="25"/> ſtens ſonſt ganz freie Länder ihren Namen dem Käſe — hab’ ich<lb/> geſtern erhalten; nur iſts zuviel Güte von Ihnen, daß Ihr Käſe zu-<lb/> gleich — unähnlich den Eroberern — ſo groß und ſo gut iſt. Wahr-<lb/> ſcheinlich beſitz’ ich im ganzen Lande die vortrefflichſte Käſe-Scheibe.</p><lb/> <p>Ich habe wenige Lieblings-Eſſen, eben weil ich kein Liebhaber<lb n="30"/> des Eſſens bin; aber Ihr Geſchenk gehört zufällig unter jene. —</p><lb/> <p>Der gute Thieriot mag wol falſch verſtanden worden ſein; das<lb/> Wahre indeſſen iſt, daß ich ihn über das Komiſche in meinen Schriften<lb/> am liebſten urtheilen höre.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [235/0251]
569. An Emanuel.
[Bayreuth, 18. Sept. 1808]
Guten Tag! Ich ſage nur immer: guten Morgen! Wiewol ich da
wenn nicht das Längſte, doch das Beſte wünſche und meine, ſo wiedie kurze Jugend ſchöner iſt als das lange Mannsalter! 5
570. An Kammerrat Miedel in Bayreuth.
[Bayreuth, 18. (?) Sept. 1808]
Guten Morgen! Jetzt handle ich nicht blos mit Büchern, ſondern
auch mit Käſe, wiewol jene wider ihren Vortheil oft genug mit dieſem
in Compagnie getreten. Ein Landmann und mein Leſer aus dem 10
Kanton Bern hat mir einen alten Emmenthaler Käſe geſchickt
faſt ſo groß als mein Gartenſchreibtiſch. Hier ſend’ ich Ihnen eine
Käſeprobe; möge ſie Ihnen ſo ſchmecken als mir Ihr Garten und
alles, was Sie mir ſo oft daraus geben.
*571. An Johann David Mumenthaler in Langenthal. 15
Bayreuth d. 19 Sept. 1808
Geliebter Schweizer! Denn beides darf ich zu Ihnen, obwol un-
geſehen, aber doch geleſen von mir, ſagen. Ich danke dem Unend-
lichen, daß ich Seelen wie die Ihrige durch meine Werke die Wolken
des Lebens, wenn nicht vertreiben, doch ein wenig abendroth malen 20
kann. Wohin will man aus dem drückenden Jetzt anders flüchten als
auf den Muſenberg, wo man eine ſchönere Erde als die voll Schlacht-
felder, und einen ſchönern Himmel als den mit Pulverwolken und
Mordbrenner-Aurora erblickt?
Ihr Freiheits-Eſſen — denn ſonderbar geben gerade drei, wenig- 25
ſtens ſonſt ganz freie Länder ihren Namen dem Käſe — hab’ ich
geſtern erhalten; nur iſts zuviel Güte von Ihnen, daß Ihr Käſe zu-
gleich — unähnlich den Eroberern — ſo groß und ſo gut iſt. Wahr-
ſcheinlich beſitz’ ich im ganzen Lande die vortrefflichſte Käſe-Scheibe.
Ich habe wenige Lieblings-Eſſen, eben weil ich kein Liebhaber 30
des Eſſens bin; aber Ihr Geſchenk gehört zufällig unter jene. —
Der gute Thieriot mag wol falſch verſtanden worden ſein; das
Wahre indeſſen iſt, daß ich ihn über das Komiſche in meinen Schriften
am liebſten urtheilen höre.
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(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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