Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

Bild:
<< vorherige Seite

Titan geschnitten -- solche Federmesser sind nicht überall zu haben;
und ein Fläschchen von der Dinte, womit ich die Friedens-Predigt
geschrieben; auch solche Dinte ist jetzt seltner als Dintenwein und
Menschenblut.

In diesem Jahre thut man alle Wünsche beklommener; und man5
möchte dasselbe hinter sich haben und gleich 1809 zählen. Geh' es
Ihnen sanft vorüber und beraube die Seele nicht, die so viele be-
schenkt! Geh' es beglückend vorüber! --

Richter
540. An Emanuel.10

Guten Morgen, Guter! Ich komme so gewiß und freudig, als
andere, obwol nicht so früh als andere, blos um mehr zu lesen
und weniger zu trinken. Bei Ihnen wird die Enthaltsamkeit schwererals Ihnen.

R.15
541. An Emanuel.

Recht vielen Dank, Morgengeber! Ich bin so äußerst auf die
Briefe begierig, daß ich eben aufhöre, an meinem Buche und an Siezu schreiben.20

542. An Emanuel.

Guten Morgen, Lieber! Hier die Briefe! Der nüchterne Pestalozzi
scheint Thieriot doch zu kühlen und zu läutern. Er gefällt mir dieses
mal mehr. Sogar auf Freiers Füssen scheint er fußen zu wollen. Wie25
alle Halbstarke widersteht er einem Rathe lange, um ihn endlich spät
als seinen eignen zu befolgen.

543. An Emanuel.

Guten Abend, lieber Emanuel! Beinahe hätt' ich guten Morgen30
geschrieben. Hier send' ich Ihnen auf 3 oder 5 Tage den Aufsatz
über den Krieg zwischen Frankreich etc., damit Sie doch auch die
zweite, nicht kleine Partei hören.

Titan geſchnitten — ſolche Federmeſſer ſind nicht überall zu haben;
und ein Fläſchchen von der Dinte, womit ich die Friedens-Predigt
geſchrieben; auch ſolche Dinte iſt jetzt ſeltner als Dintenwein und
Menſchenblut.

In dieſem Jahre thut man alle Wünſche beklommener; und man5
möchte daſſelbe hinter ſich haben und gleich 1809 zählen. Geh’ es
Ihnen ſanft vorüber und beraube die Seele nicht, die ſo viele be-
ſchenkt! Geh’ es beglückend vorüber! —

Richter
540. An Emanuel.10

Guten Morgen, Guter! Ich komme ſo gewiß und freudig, als
andere, obwol nicht ſo früh als andere, blos um mehr zu leſen
und weniger zu trinken. Bei Ihnen wird die Enthaltſamkeit ſchwererals Ihnen.

R.15
541. An Emanuel.

Recht vielen Dank, Morgengeber! Ich bin ſo äußerſt auf die
Briefe begierig, daß ich eben aufhöre, an meinem Buche und an Siezu ſchreiben.20

542. An Emanuel.

Guten Morgen, Lieber! Hier die Briefe! Der nüchterne Peſtalozzi
ſcheint Thieriot doch zu kühlen und zu läutern. Er gefällt mir dieſes
mal mehr. Sogar auf Freiers Füſſen ſcheint er fußen zu wollen. Wie25
alle Halbſtarke widerſteht er einem Rathe lange, um ihn endlich ſpät
als ſeinen eignen zu befolgen.

543. An Emanuel.

Guten Abend, lieber Emanuel! Beinahe hätt’ ich guten Morgen30
geſchrieben. Hier ſend’ ich Ihnen auf 3 oder 5 Tage den Aufſatz
über den Krieg zwiſchen Frankreich ꝛc., damit Sie doch auch die
zweite, nicht kleine Partei hören.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0239" n="223"/>
Titan ge&#x017F;chnitten &#x2014; &#x017F;olche Federme&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ind nicht überall zu haben;<lb/>
und ein Flä&#x017F;chchen von der Dinte, womit ich die <hi rendition="#g">Friedens-</hi>Predigt<lb/>
ge&#x017F;chrieben; auch &#x017F;olche Dinte i&#x017F;t jetzt &#x017F;eltner als Dintenwein und<lb/>
Men&#x017F;chenblut.</p><lb/>
        <p>In die&#x017F;em Jahre thut man alle Wün&#x017F;che beklommener; und man<lb n="5"/>
möchte da&#x017F;&#x017F;elbe hinter &#x017F;ich haben und gleich 1809 zählen. Geh&#x2019; es<lb/>
Ihnen &#x017F;anft vorüber und beraube die Seele nicht, die &#x017F;o viele be-<lb/>
&#x017F;chenkt! Geh&#x2019; es beglückend vorüber! &#x2014;</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>540. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><lb n="10"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 26. Juni 1808]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Guter! Ich komme &#x017F;o gewiß und freudig, als<lb/>
andere, obwol nicht &#x017F;o früh als andere, blos um mehr zu le&#x017F;en<lb/>
und weniger zu trinken. Bei Ihnen wird die Enthalt&#x017F;amkeit &#x017F;chwererals Ihnen.</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> <lb n="15"/>
          </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>541. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 28. Juni 1808]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Recht vielen Dank, Morgengeber! Ich bin &#x017F;o äußer&#x017F;t auf die<lb/>
Briefe begierig, daß ich eben aufhöre, an meinem Buche und an Siezu &#x017F;chreiben.<lb n="20"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>542. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 1. Juli 1808]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Lieber! Hier die Briefe! Der nüchterne Pe&#x017F;talozzi<lb/>
&#x017F;cheint <hi rendition="#aq">Thieriot</hi> doch zu kühlen und zu läutern. Er gefällt mir die&#x017F;es<lb/>
mal mehr. Sogar auf Freiers Fü&#x017F;&#x017F;en &#x017F;cheint er fußen zu wollen. Wie<lb n="25"/>
alle Halb&#x017F;tarke wider&#x017F;teht er einem Rathe lange, um ihn endlich &#x017F;pät<lb/>
als &#x017F;einen eignen zu befolgen.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>543. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <byline>Eilig!</byline>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 5. Juli 1808]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Abend, lieber Emanuel! Beinahe hätt&#x2019; ich guten Morgen<lb n="30"/>
ge&#x017F;chrieben. Hier &#x017F;end&#x2019; ich Ihnen auf 3 oder 5 Tage den Auf&#x017F;atz<lb/>
über den Krieg zwi&#x017F;chen Frankreich &#xA75B;c., damit Sie doch auch die<lb/>
zweite, nicht kleine Partei hören.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0239] Titan geſchnitten — ſolche Federmeſſer ſind nicht überall zu haben; und ein Fläſchchen von der Dinte, womit ich die Friedens-Predigt geſchrieben; auch ſolche Dinte iſt jetzt ſeltner als Dintenwein und Menſchenblut. In dieſem Jahre thut man alle Wünſche beklommener; und man 5 möchte daſſelbe hinter ſich haben und gleich 1809 zählen. Geh’ es Ihnen ſanft vorüber und beraube die Seele nicht, die ſo viele be- ſchenkt! Geh’ es beglückend vorüber! — Richter 540. An Emanuel. 10 [Bayreuth, 26. Juni 1808] Guten Morgen, Guter! Ich komme ſo gewiß und freudig, als andere, obwol nicht ſo früh als andere, blos um mehr zu leſen und weniger zu trinken. Bei Ihnen wird die Enthaltſamkeit ſchwererals Ihnen. R. 15 541. An Emanuel. [Bayreuth, 28. Juni 1808] Recht vielen Dank, Morgengeber! Ich bin ſo äußerſt auf die Briefe begierig, daß ich eben aufhöre, an meinem Buche und an Siezu ſchreiben. 20 542. An Emanuel. [Bayreuth, 1. Juli 1808] Guten Morgen, Lieber! Hier die Briefe! Der nüchterne Peſtalozzi ſcheint Thieriot doch zu kühlen und zu läutern. Er gefällt mir dieſes mal mehr. Sogar auf Freiers Füſſen ſcheint er fußen zu wollen. Wie 25 alle Halbſtarke widerſteht er einem Rathe lange, um ihn endlich ſpät als ſeinen eignen zu befolgen. 543. An Emanuel. Eilig![Bayreuth, 5. Juli 1808] Guten Abend, lieber Emanuel! Beinahe hätt’ ich guten Morgen 30 geſchrieben. Hier ſend’ ich Ihnen auf 3 oder 5 Tage den Aufſatz über den Krieg zwiſchen Frankreich ꝛc., damit Sie doch auch die zweite, nicht kleine Partei hören.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/239
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/239>, abgerufen am 21.11.2024.